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Country-Club MontanaMarshall Willi regiert den Wilden Westen

Lesezeit 4 Minuten

Diese „Glorreichen Sechs“ schießen scharf, denn  Pferdediebe müssen nun einmal hängen. Mit „Galgenvögel“ kennen die „Cowboys from Kürten“ in ihrer Stadt  kein Pardon. Glücklicherweise wurde  der Halunke am Ende doch noch vom Friedensrichter  begnadigt.

Kürten – „Fremder, dein Platz ist hier“, steht auf den Holzschild am Eingang unübersehbar zu lesen. „Hier“, das ist „Boots-Hill“, auf Deutsch übersetzt „Stiefel-Hügel“. Laut den dort stehenden Grabsteinen ruhen hier berühmt-berüchtigte Western-Legenden wie „Wild Bill Hickock“ und „Billy The Kid“.

Weiter hinten baumelt ein riesiger Galgen, denn Pferdediebe müssen bekanntlich hängen. Doch Galgen und Warnschild täuschen: In der kleinen Westernstadt des Country-Clubs Montana in Kürten-Sülze geht es friedlich zu. Hier knallen keine Schüsse aus den Colts, sondern allenfalls die Bierflaschen auf den Tisch.

Gegründet wurde der Country Club im Jahre 2009 von Willi Schneider alias „Country-Willi“ und seiner Ehefrau Margareta Olivier, von allen nur „Country-Maeggi“ genannt.

Willi Schneider sorgt zudem als Marshall für Ruhe und Ordnung, doch der Gesetzeshüter muss selten eingreifen: Die rund 20 Cowboys und -girls frönen im Montana-Club friedlich ihrer Leidenschaft für den „Wilden Westen“.

Angefangen hat beim „Western-Willi“ alles vor 40 Jahren, als er erstmals die Countrymusik von Johnny Cash, Dolly Parton und Willie Nelson hörte. „Das hörte sich für mich alles nach Freiheit und Abenteuer an“, erzählt der 67-jährige Rentner.

Zu einem echten Cowboy gehört bekanntlich auch ein Pferd. Von einem Kumpel kaufte sich der „wilde Willi“ seinen ersten „Gaul“, einen Hannoveraner. „Zunächst habe ich mir in Schildgen eine kleine Ranch aufgebaut, danach in einem Stall in Herrenstrunden das Westernreiten etabliert“, erzählt Willi. Doch bei einem Brand verlor Schneider seine gesamten Cowboyutensilien.

Heimatlos geworden zog der „Lonesome Cowboy“ durch die verschiedenen Countryclubs, ehe er sich auf einem ehemaligen Gehöft in Kürten-Sülze vor 18 Jahren eine eigene Westernidylle aufbaute.

Ein waschechter Saloon fehlt in dem Wild-West-Städtchen ebenso wenig wie eine Schmiede und ein Bankhaus. Hier wird mit Dollarnoten bezahlt, auf denen Willis Konterfei abgebildet ist. Und auf den Grill landet natürlich nur echte Countrykost wie T-Bone-Steak oder Spareribs.

Ehemann Margareta teilt die Westernleidenschaft ihres Gatten und ist im Gegensatz zu Willy schon mal in den USA gewesen. „Leider nur in Florida, nicht in Texas“, seufzt die Western-Lady. Country-Maeggi läuft nach eigener Auskunft in einem echten Wild-West-Stadtoutfit herum, das aus einer schwarzen Bluse und einem hellblauen Glockenrock besteht. „Alles selbst genäht, sonst wäre es viel zu teuer“, erklärt Country-Maggie, die zudem gerne Indianerschmuck bastelt, den sie in ihrem eigenen „Store“ verkauft.

Dass die Kürten-Cowboys auch die feindlichen Rothäute mögen, zeigen im Saloon an den Wänden zahlreiche Bilder berühmter Häuptlinge wie „Sitting Bull“ und „Geronimo“. Dazu können die Besucher in „Willi’s Little Saloon“ einen Starschnitt von Hollywood-Cowboy John Wayne oder Wagenräder und diverse Hufeisen bewundern. Und natürlich ist auch der vielbesungene „Pferdehalfter an der Wand“ vertreten. „Wenn Gäste kommen, bringen die natürlich ein Gastgeschenk mit“, erklärt Schneider die vielen Souvenirs.

Gekommen ist an diesem Tag auch Freizeitcowboy Hartmut Götsch mit Ehefrau Nicole Scheible-Götsch aus Bergisch Gladbach – den hiesigen Countrymusik-Fans besser bekannt als „Angie und Joe Harper“. Hartmut Götsch wurde noch in der DDR durch heimlich geschickte Kassetten aus dem Westen mit dem Western-Virus infiziert.

„Und wir konnten damals das ZDF empfangen, wo Johnny Cash häufig in der „Starparade“ und bei Wim Thoelke auftrat“, erzählt Hartmut Götsch. Den Namen Joe Harper hat er sich von einem Truck-Stop-Song entliehen. Gemeinsam mit seiner Angie hat er seine Countrycoverversionen schon in der TV-Musiktalentshow „X Factor" gesungen. Und ihre Hochzeit haben die „Harpers“ vor zwei Jahren stilecht in Montana-City gefeiert. Seitdem ist das singende Ehepaar Ehrenmitglied des Clubs.

Angie und Joe werden auch am 31. August dabei sein, wenn die harten Cowboys bei einem „Country & Western Benefiz Konzert“ ihr weiches Herz beweisen.

Dann singen und spielen ab 15 Uhr neben den Harpers die Rheinstone Cowboys, Jamy Sheene und „Bronko – The 1 Dollar Man“ gegen fünf Euro Eintritt in der „Music-Hall“ der Ranch an der Lindlarer Straße 51 für den guten Zweck. Der Erlös kommt dem Vinzenz-Pallotti-Hospital in Bensberg zugute.