Corona an SchulenAuch ohne Pflicht tragen viele Schüler in Rhein-Berg Maske
- Ohne Mund-Nasen-Schutz in die Schule. Trotzdem kommt keine richtige Freude auf.
- Die Aussetzung der Maskenpflicht hat bei vielen Lehrern und Schülern im Kreisgebiet Besorgnis und Unruhe ausgelöst.
- In den Klassenzimmern sitzen die meisten Schüler weiterhin mit Maske – freiwillig.
Rhein-Berg – „Ich werde schnell müde, wenn ich die Maske trage“, sagt Niklas Gieske, Schüler der Stufe 12 am Gymnasium Herkenrath. Im ersten Moment habe er sich über die Abschaffung der Maskenpflicht gefreut. Aber dann seien ihm schnell Bedenken gekommen. „Ich fühle mich ohne Maske nicht sicher“, sagt der Stufensprecher. So gehe es auch der Mehrzahl seiner Mitschüler: „In meinen Kursen haben sich die meisten dafür entschieden, Masken zu tragen. Nur fünf bis sechs hatten keine auf“, berichtet Niklas Gieske. Die Befürchtung, dass das Thema für Unfrieden sorgen und die Schülerschaft spalten könne, habe er nicht: „Diejenigen, die die Maske tragen, können ja gut nachvollziehen, warum die anderen keine tragen.“
Noch am Montagabend hat die Schulpflegschaft des Gymnasiums Herkenrath in ihrer Sitzung eine freiwillige Selbstverpflichtung zum Maskentragen beschlossen: „Es geht darum, alle zu schützen. Nicht nur die Lehrer, sondern die ganze Schulgemeinde“, sagt Schulleiter Dieter Müller. Es sei jetzt wichtig, den Fortbestand des Präsenzunterrichts nicht zu gefährden. Ein zweiter Lockdown müsse verhindert werden. In einigen kleineren Klassenzimmern ließe sich nicht immer der Mindestabstand einhalten. Deshalb der Appell an alle Schüler, die Masken im Unterricht zu tragen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Dies sei auch den Eltern wichtig.
Bedenken auch aus dem Lehrerkollegium
„Bei der Regelung ist die Sondersituation der Berufskollegs nicht mitbedacht worden“, sorgt sich Nicole Schuffert, Leiterin des Berufskollegs Kaufmännische Schulen in Bergisch Gladbach. Denn die Unternehmen, die Ausbilder in die dualen Ausbildungsklassen schicken, sind verunsichert. „Sie befürchten, im Infektionsfall den Mitarbeiter als Arbeitskraft im Betrieb zu verlieren. „Alle unsere Partnerunternehmen haben sich mit dieser Sorge bei mir gemeldet“, berichtet Schuffert.
Aus den Reihen des Lehrerkollegiums gebe es ebenfalls Bedenken angesichts des nun größeren Ansteckungsrisikos: „Viele Schüler strömen nach Ende der Unterrichtsstunde ohne Masken in die Gänge, so schnell, dass man sie nicht aufhalten kann“, berichtet Schuffert. Da es keine einheitliche Regelung mehr gebe, sei die Akzeptanz, die Maske zu tragen, insgesamt gesunken. Die Schulkonferenz werde jetzt beraten, ob das Berufskolleg eine dringende Empfehlung ausspreche, die Maske zu tragen.
Acht Lehrer und 26 Schüler in Quarantäne
„Das Thema Masken ist bei uns ein ganz sensibles Thema“, sagt der Schulleiter des Paul-Klee-Gymnasiums in Overath, David Hubert. Die einen Schüler machten sich große Sorgen um ihre Gesundheit, die anderen sagten, es sei ihr gutes Recht, den Mund-Nasen-Schutz im Unterricht wegzulassen. Andere wiederum sorgten sich, dass sie ausgegrenzt würden, wenn sie keine Maske trügen. Nach Huberts Beobachtung behalten die PKG-Schüler zu großen Teilen ihre Masken auf, auch im Unterricht. Das gelte besonders für die Oberstufe, da würden die Masken „flächendeckend“ im Unterricht getragen, so Hubert.
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Die Schüler seien sehr besorgt, dass ganze Klassen oder Stufen geschlossen werden könnten, mit schweren Folgen für ihre Schulabschlüsse. Erst vor wenigen Tagen war das Paul-Klee-Gymnasium von einem Corona-Fall betroffen, ein Mitglied des Lehrerkollegiums war infiziert. Dank der Hygienemaßnahmen und der – zu dem Zeitpunkt noch geltenden – Maskenpflicht war die Anzahl der Kontaktpersonen nicht sehr hoch – acht Lehrer und 26 Schüler mussten sich in Quarantäne begeben. „Wir werden mit der Schulpflegschaft und der Schülervertretung heute Nachmittag beraten, wie wir mit der Situation umgehen, wie die Stimmung ist“, sagt Hubert.
„Unsere Schüler sind lieb und brav“
Das Thema, so der Schulleiter, sei mit Ängsten behaftet und deshalb höchst sensibel. „Aufgrund der Ereignisse hier bei uns wäre mir am liebsten, wenn alle Masken trügen, auch in den Klassen.“ Die Schulministerin, befindet der Pädagoge, habe mit ihrer Entscheidung ein Problem geschaffen und keine Alternativen berücksichtigt, wie etwa eine Trennung von Lerngruppen oder ein Unterrichtsplan mit A-Wochen und B-Wochen, der die Schüler stärker trennen würde. Er werde nun abwarten, was die Schulgremien sagten, erklärt Hubert, klar sei, dass das Masketragen im Unterricht nur auf Freiwilligkeit beruhen könne.
„Unsere Schüler sind lieb und brav“, sagt Kürtens Gesamtschulleiter Klaus Schröder. Nach Ende der Maskenpflicht wird an der Kürtener Schule von Fall zu Fall von den Lehrern um freiwilliges gemeinsamen Tragen von Masken gebeten – wenn zum Beispiel bei Gruppenarbeit große Nähe unvermeidbar ist oder Lehrer zur Corona-Risikogruppe zählen. „Die Rückmeldungen sind positiv, bei Bitten der Lehrer machen die Schüler mit.“ Auch Schülervertretung und Elternschaft unterstützten das freiwillige Tragen der Maske.