Mobiler HühnerstallBurscheider Landwirte verkaufen Eier von glücklichen Hühnern
- Alle zwei Wochen rollt der mobile Hühnerstall an der B 51 weiter.
- 222 Hühner haben also immer etwas Neues zum Scharren.
- Die Eier sind bio.
- Wir stellen die beiden Landwirte und ihr Konzept vor.
Burscheid – Lena Jörgens liebt den Moment, wenn die Reise weitergeht. Dann wenn alle ihre 222 Hühner und die drei Hähne im Hühnermobil auf der Stange sitzen, der Traktor losknattert und die Tiere, die einen Fensterplatz ergattert haben, „während der Fahrt herausschauen wie die Queen.“ Die 25-jährige Krankenschwester und ihr Partner Florian Hugo (29), gelernter Landwirt und selbstständiger Landmaschinenmechaniker, haben die kleine Hühnerfarm seit wenigen Wochen im Nebenerwerb.
Zwillinge unterstützen
„Vorher hatten wir zehn Hühner, das war aber mehr ein Hobby“, sagt Lena Jörgens. Unterstützung gibt es von ihren Schwestern, den Zwillingen Sina und Nina (17). Die Idee für den neuen Geschäftszweig kam ihnen, da der Hof der Familie noch einige Flächen hat, die sich nicht so gut bewirtschaften ließen. Für den Biobetrieb eines mobilen Hühnerstalls erwiesen sie sich als geradezu ideal.
Das Prinzip: Für zwei Wochen haben die 222 Hühner auf der Weide neben der B 51 Richtung Hilgen einen fest eingezäunten Bereich. Darauf steht das topmoderne Mobil, das von der Astrouhr bis zum Strom für den Elektrozaun alle Energie aus einer Solaranlage auf dem Dach schöpft.
Scharren und im Sand baden
Zwei Wochen können die Hühner nach Herzenslust scharren, rupfen, Sandbäder nehmen oder einen Schluck aus dem Wasserbad nehmen. Anschließend sieht die Weide ziemlich löchrig und gerupft aus. Auch um Parasitenbildung vorzubeugen, geht es mitsamt ihrem ganzen Stall, der auf ein Fahrgestell aufgebockt ist, ein paar Meter weiter zum nächsten Weideplatz. Derzeit spendet ein alter großer Baum zusätzlichen Schatten, weshalb Lena Jörgens und Florian Hugo mit dem Umzug auf dem „Hühner-Campingplatz“ noch ein bisschen warten. Groß sei die Aufregung in den sozialen Medien gewesen, als die Hühner in den ersten zwei Wochen keinen Auslauf hatten.
Doch Jörgens und Hugo klärten auf, bieten jederzeit an, dass sich jeder sein Bild machen kann. In der Anfangsphase dürfen die jungen Tiere noch nicht raus, da sie sich an die Abläufe im Mobil gewöhnen müssen. Wo sind die Nester, wo gibt es das Futter und auf welcher Stange können sie sitzen? Mittlerweile ist alles im Stall Routine und die Unternehmer staunen, wie einfach die Handhabung ist.
Selbstbedienung aus dem Kühlschrank
Eine Astro-Uhr öffnet und schließt die Pforte, damit die Tiere vor dem Fuchs und anderen Raubtieren geschützt sind. Gut 180 Eier legen die Hühner und auf der gegenüberliegenden Straßenseite bei der Tierarztpraxis der Familie Jörgens am Flügel steht rund um die Uhr ein Kühlschrank mit Münzfächern, an dem sich die Eier der Größe S für 40 Cent das Stück kaufen lassen. Wenn es einmal größere Eier gibt, sollen sie 50 Cent kosten.
Die Hühner und die drei stolzen Hähne spazieren munter über die Wiese. Hier gibt es Würmer und Käfer und außer einem Krawallhuhn, das die Herde immer mal aufmischt, geht alles sehr friedlich zu. So friedlich, dass es Hugos Hund Fred schon fast ein bisschen langweilig wird. Wenige Meter weiter steht Bulle Leo und mit gut 50 Rindern hat der Hof von Oktober bis April auch einen Fleischverkauf. Nach 16 Monaten sollen die Hühner geschlachtet und als Suppenhühner verkauft werden.
Auch das Futter ist öko
42 000 Euro kostet so ein Hühnermobil und die Direktvermarkter Lena Jörgens und Florian Hugo rechneten alles durch. Die natürliche Art der Haltung habe sie überzeugt, Auslauf haben sie genug. „Die Leute können hier sehen, woher die Ware kommt“, sagen sie.
Und Viele seien bereit, dafür auch ein bisschen mehr zu bezahlen. Da es spezielles, teureres Ökofutter braucht, um die Bezeichnung „Bio-Eier“ verwenden zu können, schlägt sich auch das im Preis nieder. Doch offenbar schätzen die Kunden die frischen Eier. Als Florian Hugo vor einigen Tagen mit einer Palette Eier über die B 51 lief , hielt ein Bus und der Fahrer kaufte ihm alle ab. Die ersten drei Eier haben die Jungunternehmer allerdings selbst gegessen. „Das war cool.“