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QuereinsteigerDas ist der Stadtarchivar von Burscheid

Lesezeit 3 Minuten
Norbert Bangert blättert im Archiv in einem Buch.

Norbert Bangert ist in Burscheid aufgewachsen, seit Anfang 2023 ist er Archivar der Stadt.

Seit Anfang des Jahres kümmert sich Norbert Bangert in Burscheid um das Stadtarchiv.

Nein, ein Archivar ohne Liebe für Geschichte, das kann sich Norbert Bangert wirklich nicht vorstellen. Der 55-Jährige ist beides, Historiker und seit Mitte Januar Archivar. Für die Stadt Burscheid zu arbeiten, ist dabei für ihn ein bisschen wie nach Hause zu kommen.

Denn Bangert ist in Burscheid aufgewachsen, bis ins Jahr 2003 hat er hier gelebt, war unter anderem aktiv im Stadtrat. 2003 zog er dann nach Münster, dort lebt er noch immer. Er hat eine Sechs-Stunden-Stelle im Burscheider Stadtarchiv, das heißt, einmal in der Woche fährt er insgesamt mehr als 200 Kilometer. Das macht man nicht für jedes Stadtarchiv.

Burscheid: Archivar kann Sütterlin lesen und transkribieren

Bangert ist studierter Historiker, er arbeitet als Freiberufler im Lektorat für einen wissenschaftlichen Verlag, er schreibt und war auch einmal Journalist in Hückeswagen. Dort war er auch im Geschichtsverein aktiv und hat viele Stunden im dortigen Stadtarchiv verbracht. Die Grundlagen für seine jetzige Tätigkeit hat er sich da also schon abschauen können.

„Das war für uns ein absoluter Glücksfall“, beschreibt seine Chefin, Claudia Himmen-Marten, die Leiterin des Amts für Schule und Sport, dem das Stadtarchiv zugeordnet ist. Denn Bangert ist ja nicht nur Burscheider, sondern er kann auch die alte Schrift Sütterlin lesen und transkribieren. Auch dass Bangert die Stadt kenne, sei ein Vorteil für ihn und seine Arbeit.

„Der erste Rundgang durch das Rathaus hat mich emotional schon sehr berührt“, erinnert sich Norbert Bangert an den Januar zurück. Denn ein paar wenige Leute habe er sogar noch von früher gekannt, obwohl er seit 20 Jahren nicht mehr in Burscheid wohnt.

„Der Archivar hat den Drang, Vergangenes festzuhalten, um für die Zukunft zu lernen“, beschreibt er, was er unter seinem Job versteht. Bangert kümmert sich einmal in der Woche um Anfragen für Geburts-, Sterbe- und Hochzeitsurkunden, setzt sich mit Rechercheanfragen von Journalisten und Geschichtsvereinen auseinander, sucht Unterlagen für Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung raus – und natürlich archiviert er.

Digitalisierung großes Thema im Burscheider Archiv

Das heißt, er packt beispielsweise Nachlässe von aufgelösten Vereinen in Kartons. Am meisten Spaß macht dem Historiker aber das Recherchieren, die Ahnenforschung hat es ihm persönlich angetan. Im Burscheider Rathaus schätzt Bangert das Arbeitsumfeld. „Im Archiv kämpft man oft eher allein“, meint er. Aber dadurch, dass er dem Fachbereich von Himmen-Merten angegliedert sei, könne er die Strukturen der Verwaltung nutzen.

Auch das Burscheider Stadtarchiv beschäftigt sich immer mehr mit Digitalisierung. Zwar ist es nicht Bangert Aufgabe, – salopp gesagt – alte Akten zu scannen, aber inzwischen kommen Archivalien vermehrt auf digitalen Wege anstatt in Papierform, zum Beispiel auf Festplatten, CDs, DVDs oder sogar Disketten. Das mache die Recherche einfacher, sagt Bangert. Er zeigt sich allerdings noch nicht ganz überzeugt von der Haltbarkeit der digitalen Hardware.

Bangert Lieblingsstück im Stadtarchiv ist zugleich das älteste Exemplar: ein Haushaltsbuch von 1666 mit astrologischen Hinweisen – laut ihm das älteste Buch Burscheids. Das kann er allerdings nicht mehr in die Hand nehmen, zu groß ist die Gefahr, dass es zerstört wird. Das Stück soll nun restauriert werden.