Je eine halbe Stelle in den Rathäusern soll geschaffen werden, um die Zusammenarbeit anzuschieben.
Gemeinsamer PlanSo sollen Burscheid und Wermelskirchen in der Kultur kooperieren
Die beiden Städte sind nicht nur Nachbarn, sondern sie sind auch gut miteinander verbunden. Dazu kommt ihre einigermaßen vergleichbare Größe und Struktur. Schon länger existiert daher in Burscheid und Wermelskirchen die Idee, im kulturellen Sektor zusammenzuarbeiten. Während Wermelskirchen die Kattwinkel’sche Fabrik hat, schlägt Burscheid mit dem Umbau des Hauses der Kunst neben dem Rathaus gerade ein neues Kapitel auf. Das soll sich auch in der Benennung widerspiegeln: „Haus der Kulturen“ ist der Namensvorschlag für die Zeit nach der erheblichen Erweiterung des Baus.
Ohne einen Plan geht es nicht. Bevor die beiden Städte ihr kulturelles Angebot weiter verzahnen, muss eine Bestandsaufnahme her. Die umfasst 69 Seiten und wird am Montag, 16. Oktober, im gemeinsamen Kulturausschuss von Burscheid und Wermelskirchen vorgestellt. Die Sitzung ist öffentlich und beginnt um 17.30 Uhr in der Aula der Johannes-Löh-Gesamtschule auf dem Schulberg. Beschlossen werden soll unter anderem, im Rathaus eine Kulturmanagerin oder einen Kulturmanager anzustellen – auf einer halben Stelle, die andere Hälfte soll von der Stadt Wermelskirchen finanziert werden.
Was ähnlich ist und was nicht
Über die strukturellen Ähnlichkeiten und Unterschiede macht der Kulturentwicklungsplan, den Jasmin Dorner in der Sitzung vorstellen soll, einige interessante Aussagen. Etwa zur Bevölkerungsstruktur und den Zielgruppen kultureller Arbeit.
Burscheid hat knapp 19.000 Einwohner. Die größte Gruppe stellen die 55- bis 59-Jährigen mit 1820 Frauen und Männern, gefolgt von den 60- bis 64-Jährigen mit 1606 und den 50- bis 54-Jährigen – in diesem Alter sind 1405 Personen. Das rund 15.000 Einwohner größere Wermelskirchen hat eine sehr ähnliche Altersstruktur. Das macht es aus Sicht der Kultur-Planer einfacher, ein Programm zu entwickeln, das möglichst viele anspricht.
Mehr Ausländer in Burscheid
Aber: Der Ausländeranteil liegt in Burscheid mit rund 13,5 Prozent nicht nur um zweieinhalb Prozentpunkte höher als im Durchschnitt des Rheinisch-Bergischen Kreises, sondern sogar dreieinhalb Punkte über dem in Wermelskirchen. Mit dem hohen Ausländeranteil hängt nach Auffassung der Statistiker auch die verhältnismäßig starke Kinderarmut in Burscheid zusammen. 12,6 Prozent bedeuten gut dreieinhalb Prozentpunkte mehr als in Wermelskirchen. Nahezu die Hälfte der bedürftigen Burscheider Kinder hat ausländische Wurzeln; in Wermelskirchen ist der Anteil nicht ganz so groß.
Auf das gemeinsame kulturelle Angebot in beiden Städten sollten diese Zahlen Auswirkungen haben: Es sei „wichtig, das kulturelle Angebot auf die Möglichkeiten für Teilhabe dieser Gruppe zu überprüfen“. Man müsse auf niedrigschwellige Angebote für ausländische Kinder und Jugendliche achten. Schließlich biete die kulturelle Bildung sinnvolle Ansatzpunkte für Integration. „Deshalb sollte hierauf ein Fokus gesetzt werden.“
Doch auch unter denen, die von Altersarmut betroffen sind, haben Menschen mit ausländischen Wurzeln einen übergroßen Anteil: Insgesamt gelten in Burscheid 2,7, in Wermelskirchen 2,2 Prozent der älteren Einwohner als arm. Unter den Ausländern liegt der Anteil jedoch bei 7,5 Prozent in Burscheid und sogar 9,7 in Wermelskirchen. Bei Kulturveranstaltungen und kultureller Bildung „müssen diese Gruppen mitgedacht werden“, heißt es in der Studie.
Was die Busverbindungen angeht, sind die beiden Städte gut vernetzt. Durch die Schnellbuslinie 24 habe sich das noch deutlich verbessert, urteilen die Gutachter. Das heißt: Kulturell Interessierte haben keine Probleme, Angebote in der Nachbarschaft zu nutzen. Eine gute Grundlage für das, was kommen könnte. Der Kulturentwicklungsplan macht da erste Aussagen – jetzt müssen Taten folgen.