Die SPD kann sich mit ihrer Idee nicht durchsetzen und findet das schwach von der Stadtverwaltung.
KlimawandelVorerst kein Trinkwasserbrunnen in Burscheid
Zum Umbau der Burscheider Innenstadt und in Hilgen gehören unbedingt Trinkwasserbrunnen. Das findet die SPD-Ratsfraktion, aber damit steht sie bisher alleine. Das zeigte sich am Dienstagabend erneut im Stadtentwicklungsausschuss. Dort wurde der Antrag deutlich abgelehnt, obwohl sich Jörg Berwe massiv für die Idee ins Zeug legte, um der ablehnenden Haltung der Stadtverwaltung etwas entgegenzusetzen.
Schon jetzt, so Berwe, zeige der Hitzeaktionsplan, dass die Montanusstraße und der Raiffeisenplatz „zu den am stärksten thermisch belasteten Orten der Stadt“ gehörten: An Sommertagen steigen die Temperaturen dort auf bis zu 41 Grad – „Werte, die voraussichtlich bis 2050 um 44 Prozent steigen werden“. Der Aktionsplan, so der Hinweis des Sozialdemokraten, „empfiehlt klar die Installation von Trinkwasserbrunnen in diesen Bereichen, und das bereits heute“.
Rundherum wurden jüngst Brunnen installiert
Warum Burscheids Stadtverwaltung bei Trinkwasserbrunnen technische Probleme sieht, ist Berwe ein Rätsel. Die befürchtete Verkeimung der Anlage, sofern nicht permanent Wasser aus dem Brunnen fließt, ist in seinen Augen kein Argument. Nachbarkommunen wie Leverkusen, Wermelskirchen, Leichlingen und Bergisch Gladbach hätten vor kurzem solche Brunnen installiert.
Als Alternative für einen jederzeit frei zugänglichen Brunnen führt die Stadtverwaltung die „Refill“-Initiative an. Wer sich der Vereinigung anschließt – und dies in der Regel mit einem Aufkleber sichtbar macht – gewährt jedermann Zutritt zu einem Wasserhahn. Dort kann man mitgebrachte Trinkflaschen auffüllen. In Burscheid machen derzeit aber nur das Rathaus und die Stadtbücherei mit. Deren Öffnungszeiten reichen aber aus Sicht der SPD nicht. Auf ein Echo der Geschäftsleute, die bei „Wir für Burscheid“ mitmachen, wartet man im Rathaus noch.
Im Ausschuss bekannte Christdemokrat Peter Röttger: „Ich tue mich schwer mit dieser Vollkasko-Mentalität“: Wer bei Hitze länger unterwegs sei, könne doch von sich aus Wasser mitnehmen. Berwe sieht das anders und urteilt hart: „Mit einer zögerlichen Verwaltung und passiven Kommunalpolitik wird Burscheid nicht zukunftsfähig werden.“
Erst recht nicht, wenn noch nicht einmal Ansätze verfolgt werden: Auf den Kompromissvorschlag von Berwes Genossin Kirsten Kühn, wenigstens beim anstehenden Umbau der Montanusstraße eine blinde Wasserleitung zu verlegen und sich so die Möglichkeit zu eröffnen, dort eines Tages einen Trinkwasserbrunnen zu installieren, reagierte Beigeordneter Marc Baack zurückhaltend.