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KlimawandelDas schlagen Gutachter Burscheid im Kampf gegen Hitzeinseln vor

Lesezeit 3 Minuten
Umbau der mittleren Hauptstraße in Burscheid ist abgeschlossen.

Viel versiegelte Fläche, vergleichsweise wenig Schatten: Die Hauptstraße in Burscheid ist aus Sicht von Gutachtern ein sommerlicher Hitzehotspot.

Der Umweltausschuss befasste sich mit dem von einem Fachbüro entwickelten Hitzeaktionsplan für bestimmte Areale im Stadtzentrum und in Hilgen.

An heißen Sommertagen, von denen es im Zeichen des Klimawandels, auch in Burscheid immer mehr gibt, ist es an bestimmten Stellen in der Stadt kaum auszuhalten. Insbesondere kleine Kinder, Säuglinge, schwangere Frauen, Außendienstmitarbeiter und ältere Menschen setzen sich sogar akuten gesundheitlichen Gefahren aus, wenn sie an Hitzetagen länger ungeschützt in der Sonne unterwegs sind. Das lässt sich allerdings in Burscheid etwa beim Einkauf in der Innenstadt nicht immer vermeiden.

Bereits im Sommer 2022 kam deshalb in Burscheid, angestoßen von der Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, die Idee auf, zu untersuchen, wie mit Hilfe eines Hitzeaktionsplans die Temperaturen insbesondere in bestimmten Bereichen der Innenstadt erträglicher gestaltet werden könnten. Vor gut einem Jahr hatte das Land NRW zugesagt, dass es die Ausarbeitung eines Hitzeaktionsplans für die Stadt Burscheid finanziell unterstützt.

Nun liegt das Ergebnis des damit beauftragten Planungsbüros Happold vor, mit dem sich der Umweltausschuss des Rates in seiner Sitzung am Dienstag, 21. Mai, befasst. Die Experten des Büros haben vier Hitze-Hotspots in Burscheid identifiziert, die einerseits besonders von Hitze belastet sind und wo sich andererseits viele Mitglieder der durch Hitze gefährdeten Bevölkerungsgruppen aufhalten: den Anfang der Hauptstraße aus Richtung Westen kommend nebst der Friedrich-Goetze-Straße, die gesamte Burscheider Innenstadt rund um den Markt, weiter östlich die Flächen entlang der Höhestraße sowie in Hilgen die Flächen entlang der Witzheldener Straße.

Entsiegelung kann Hitzehotspots erträglicher gestalten

Insbesondere die ersten beiden und der vierte Hitzehotspot in Hilgen sind laut den Gutachtern durch ein hohes Maß an versiegelten Flächen charakterisiert. Das Areal entlang der Höhestraße bis hinauf zur Autobahn 1 sehen die Gutachter differenzierter. Hier sei der Grad der Versiegelung nicht so ausgeprägt. Die Empfehlungen des Planungsbüros für eine Linderung der Hitze an den Hotspots sind differenziert: für die beiden ersten innerstädtischen Areale setzen sie auf Entsiegelung von Parkplatzflächen, Verschattung von Gehwegen und Sitzgelegenheiten und für den ersten Hotspot an der westlichen Hauptstraße auch das Pflanzen zusätzlicher Bäume.

Für Hotspot 3 empfehlen sie neben der Entsiegelung von Parkplatzflächen auch die Begrünung der nördlich der Höhestraße gelegenen großen Tenneco-Dachflächen. In Hilgen schlagen sie unter anderem die Verschattung des Schulhofs der Ernst-Moritz-Arndt-Schule vor neben auch hier der Entsiegelung von Flächen.

An besonders heißen Tagen ist es darüber hinaus wichtig, insbesondere durch Hitze stärker gefährdeten Menschen in der Burscheider Innenstadt Zugang zu Hitzeschutzräumen zu ermöglichen und diese natürlich auch als solche auszuweisen. Das sehen die Gutachter in ihrer fast 90-seitigen Darstellung neben der Verschattung von Flächen im öffentlichen Raum mit Hilfe flexibler Verschattungselemente aus kurzfristig mögliche Maßnahme an. Dazu gehört aus ihrer Sicht aber auch mehr Zugang zu öffentlichem Trinkwasser sowie eine Informationsoffensive der Stadt mit einer Karte der kühlen Orte in Burscheid und einem Infoblatt zum Thema „Verhalten bei Hitze“.


Klimawandel in Burscheid weniger stark ausgeprägt

In der Klimawandelvorsorgestrategie für die Region Köln/Bonn „wird die potenzielle Wärmebelastung der Bevölkerung von Burscheid als schwach eingestuft“, schreibt das Büro Happold. Die Einflüsse des Klimawandels sind in Burscheid geringer als etwa im Rheintal. Unter zehn Prozent der Bevölkerung sind laut Klimaatlas NRW von einer ungünstigen oder sehr ungünstigen thermischen Situation betroffen. Im regionalen Vergleich ist das ein niedriger Wert. Allerdings weisen nicht alle Teile Burscheids die gleichen klimatischen Eigenheiten auf. Und für das Jahr 2050 gehen Szenarien für die Monate Juni bis August von einer starken Hitzebelastung in Burscheid an 20 Tagen aus (aktuell sind es 13 Tage). (ps)