AboAbonnieren

Westliche InnenstadtEin Name für Burscheids neuen Park ist gefunden

Lesezeit 3 Minuten
Der neugestaltete Innenstadtpark West in Burscheid

Für den neugestalteten und bisher sehr technisch bezeichneten Innenstadtpark West ist ein neuer Name gefunden.

Elf Vorschläge lagen vor, am Ende entschied der Kulturausschuss zwischen zwei Namen für den bisherigen „Innenstadtpark West“.

Diese Argumente überzeugten am meisten, deshalb heißt der bislang sehr technisch bezeichnete Innenstadtpark West künftig Park Alter Friedhof: Mit „Park“ werde die derzeitige Nutzung, mit „Alter Friedhof“ die Vergangenheit gekennzeichnet, hieß eine Begründung aus dem Namenswettbewerb. Oder: „Es gibt keinen Grund, die ehemalige Nutzung als Friedhof zu verschweigen. Wie soll die nächste Generation ein Geschichtsbewusstsein entwickeln, wenn die frühere Nutzung verschwindet?“ Ein weiteres Argument: „Es ist immer schon der Alte Friedhof gewesen …“ Oder: „Jeder Burscheider weiß, wo der Alte Friedhof ist …“ Schließlich gebe es „unendlich viele Erinnerungen und Geschichten vom Alten Friedhof“.

So sah es am Ende auch der Kulturausschuss; der Park zwischen Bürgermeister-Schmidt-Straße, Friedrich-Goetze-Straße und Gartenweg hat einen neuen Namen. Bis zuletzt gehörte auch Friedrich-Goetze-Park zu den Favoriten, heißt es aus der Stadtverwaltung. Eher weniger in Betracht kamen Alter Friedhof, Central-Park, Eifgenpark, Friedenspark, Goetzepark, Lindenpark oder Linden-Park, Max-Kohl-Park oder Willkommenspark.

Der Burscheider Fabrikant Friedrich Goetze war ein weiterer Favorit

Für eine Benennung nach Friedrich Goetze hätte zum Beispiel gesprochen, dass die Grünfläche schon seit rund 100 Jahren von vielen als Friedrich-Goetze-Park bezeichnet werde. Schließlich sei der Industrielle „eine der bekanntesten Persönlichkeiten in der Burscheider Geschichte“. Mit der Übernahme des inoffiziellen Namens könne Burscheid seine Verbundenheit mit dem ältesten und größten Industriebetrieb und zur eigenen Geschichte zum Ausdruck bringen. Für Ortsfremde werde das Auffinden einfacher. Und: „Vielleicht ließe sich Tenneco/Goetze dann als Sponsor für den Park gewinnen“, ist ein Gedanke aus dem Namenswettbewerb.

Unter den weiteren Vorschlägen sticht Max-Kohl-Park hervor. Der in Burscheid geborene Gerber gründete 1921 in seiner Heimatstadt die Kölner, später Colonia Feinleder GmbH; in den 1930er Jahren kamen Gerbereien in Frankreich und Großbritannien dazu. In der Gerbtechnik galt er schon um die Jahrhundertwende als Erneuerer.

Die Geschichte von Max Kohl ist kaum bekannt in Burscheid

Wichtiger aber ist Max Kohls persönliche Haltung: Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs weigerte er sich als Pazifist, Dienst an der Waffe zu leisten und wurde Sanitäter. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs besaß Kohl auch eine Lederfabrik im polnischen Białystok, die Nationalsozialisten übertrugen ihm auch die Leitung einer Lederfabrik in Lemberg, die vor allem die Wehrmacht und die SS belieferte. In der Fabrik wurden Polen als Zwangsarbeiter eingesetzt, die meisten waren Juden, die im Lemberger Ghetto lebten. Später wurden sie ins KZ Belzec überführt.

Kohl habe gewusst, wie hoffnungslos die Lage seiner Arbeiter war, heißt es in entsprechenden Quellen. Um zu helfen, habe er ihnen zunächst zusätzliche Verdienstmöglichkeiten und Verpflegung angeboten. Das habe ihm viele Konflikte mit der Polizei eingebracht. Entscheidend aber ist dies: „Als Kohl zu der Erkenntnis gelangte, dass die Nationalsozialisten die Juden ermordeten, versteckte er Juden, die für einen Abtransport vorgesehen waren, im Keller seines Hauses. Dies brachte ihn in Lebensgefahr“, heißt es in der Begründung für den Namensvorschlag für den umgestalteten Park. Gewürdigt wurde sein Einsatz später mit der Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“.

Klar ist: Max Kohl, der in den siebziger Jahren noch im Iran als Berater arbeitete, wäre ein würdiger Namenspatron gewesen.


„Gerechter unter den Völkern“

Die Geschichte von Max Kohl steht auch im Mittelpunkt eines Vortrags, den Ulrike Schrader am Donnerstag, 25. April, bei der Burscheider CDU hält. Die Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge in Wuppertal widmet sich ab 19 Uhr der Lebensgeschichte von Max Kohl, erklärt, warum der Unternehmer den Titel „Gerechter der Völker“ trägt und was das überhaupt bedeutet.

Schrader beleuchtet aber auch den radikalen Antisemitismus in der NS-Zeit im Bergischen Land, erklärt zunächst den Begriff und widmet sich schließlich der Frage: „Wie kann ich mich dem Judenhass entgegenstellen?“ Für eine Anmeldung zu der etwa zweistündigen Veranstaltung im Pastor-Löh-Haus, Höhestraße 48, wäre die Burscheider CDU dankbar, telefonisch unter 02174 / 5545 oder per Mail: I.hasse@cdu-burscheid.de