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Diskussion im MegafonDarum steht es schlecht um ein Jugendparlament in Burscheid

Lesezeit 3 Minuten
Blick von außen ins Jugendzentrum Megafon an der Montanusstraße in Burscheid

Das Jugendzentrum Megafon an der Montanusstraße in Burscheid

Dem Jugendzentrum fehlt es an Personal, um eine politische Vertretung für Jugendliche so zu betreuen, dass sie auf Dauer funktioniert.

So einfach ist das nicht, denn „die Jugendlichen müssen das wollen“, weiß Marc Munz. Der Leiter des Megafon nahm am Donnerstagabend die wenig dankbare Rolle ein, die Politiker zu desillusionieren. Ein Jugendparlament steht auf der Wunschliste nicht nur des Sozialausschusses. Aber nach Munz' Erfahrungen ist eine eigene politische Vertretung der Burscheider Jugend ganz klar „ein hochschwelliges Angebot“. Allein das selbstständige Verabreden von Terminen falle schwer, noch mehr, eigene Themen zu finden, die politisch vorangebracht werden sollten aus Sicht junger Leute.

Beides ist womöglich eine strukturelle Frage. Das verdeutlichte im Megafon Munz' Kollege Martin Schäfer, der als Führungskraft der Katholischen Jugendagentur für Leverkusen, Rhein-Berg und Oberberg eine weitere Perspektive hat. Ein Grundproblem liege schon darin, die Besetzung eines Jugendparlaments hinzubekommen. Weil sich zum Beispiel die Frage stelle, wer überhaupt drinsitzen sollte.

Wer ein Mandat bekommen sollte

Aus Schneiders Sicht könnten das nicht nur junge Leute aus Burscheid sein. Schülerinnen und Schüler pendeln täglich ein; weil die Stadt nur über eine Gesamtschule verfügt, pendelten auch viele junge Leute aus. Beide Gruppen sollten vertreten, ein Jugendparlament „muss repräsentativ sein“, betonte Schäfer. Und zwar repräsentativ für die Willensbildung junger Leute, die sich täglich in Burscheid aufhalten. Wie aber findet man diese Zielgruppe?

Thomas Kaps, der dem Schul- und Sozialausschuss vorsitzt, sieht Schulsprecher und womöglich Klassensprecherinnen und Klassensprecher als denkbare Ansprechpartner. Marc Munz vom Megafon auch. Aber: Nach einem Treffen im Jugendzentrum sei die Sache im Sande verlaufen. Es sei wie immer abgelaufen: „Wenn wir rufen, kommen auch einige.“ Aber das verselbständige sich dann nicht.

Auf die Dauer funktioniert es selten

Sein Kollege Schäfer musste einen ähnlich trostlosen Befund stellen. „Ich kenne ehrlicherweise nur Versuche, wo es nicht funktioniert hat“, sagt er mit Blick auf Jugendparlamente im Kreis. Weder im deutlich größeren Rösrath funktioniere die eigenständige parlamentarische Vertretung der Jugend, noch in Kürten. In Leverkusen gibt es zwar einen Jugendstadtrat, doch der wird nicht gewählt, sondern setzt sich aus engagierten Jugendlichen zusammen. Schaue man über den Rheinisch-Bergischen Kreis hinaus, lasse sich eine Regel erkennen: In der ganzen Republik gebe es 520 Jugendparlamente; und je kleiner die Kommunen seien, desto seltener seien sie. In der Größenordnung bis 20.000 Einwohner, zu denen Burscheid zählt, hätten nur acht Prozent eine solche Vertretung. In nur etwas größeren Städten betrage die Quote dann schon 32 Prozent.

Alle müssen es wollen
Martin Schäfer, Katholische Jugendagentur

Noch größer ist Ratingen, aber für Schäfer gibt die Stadt mit knapp 90.000 Einwohnern am Nordrand des Bergischen Landes ein gutes Beispiel dafür ab, wie man ein Jugendparlament aufziehen muss. Um es administrativ zu betreuen, wurde in der Stadtverwaltung eine neue Stelle geschaffen – eine halbe Stelle sei „das Minimum“. Der Anspruch müsse sein, die politische Jugendvertretung „strukturell zu verankern“.

Schließlich sei ein Jugendparlament im Grunde auch nichts anderes als ein Stadtrat. Auch der kann vieles an sich ziehen, und das müsse ebenso für ein Jugendparlament gelten. „Es dürfen nicht die Erwachsenen sein, die die Kompetenzen festlegen“, unterstrich Martin Schäfer.

Die Grundvoraussetzung sei aber: „Alle müssen es wollen“, so Schäfer. Daran mangelt es in Burscheid womöglich nicht. Eher am Vermögen – sofern man das Jugendzentrum Megafon in der Pflicht sieht, ein Jugendparlament anzuschieben. Das machte Marc Munz deutlich: „Wir brauchen Ressourcen.“ Die sind bislang personell nicht da.

Immerhin: 1500 Euro, die eigentlich mal dazu gedacht waren, die Wahl eines Jugendparlaments anzuschieben und dafür nicht abgerufen wurden, bleiben im Megafon. Diesen Antrag aus dem Bündnis für Burscheid nahm der Schul- und Sozialausschuss an. Einstimmig.