Kollektoren auf der Johannes-Löh-Schule scheitern bisher an den Regeln des Gesetzes. Das soll anders werden.
EnergiegenossenschaftWie Burscheid mehr Solardächer bekommen kann
Das Ziel ist klar: so viel Solarstrom wie möglich erzeugen. Aber es zu erreichen, das ist ganz schön kompliziert. Das hat man in der Burscheider Stadtverwaltung zuletzt erfahren, als es um die Ausstattung des Rathauses mit Sonnenkollektoren ging. Die sind inzwischen installiert und liefern Strom.
Aber der Weg dahin war gewunden. Das Problem: Die Stadt hat Mieter im Haus. Jobcenter, Polizei und Jugendamt sind zwar öffentliche Einrichtungen, aber eben nicht städtisch. Dazu kommt die Anwaltskanzlei. Wenn nun der Strom vom Dach ins Netz des Hauses gelangt und Mieter ihn abzapfen, wird die Stadt Burscheid zum Energieanbieter. Das ist in der jetzigen Rechtslage gar nicht gut. Denn daraus folgen strenge Regularien.
Wer Mietern Strom abgibt, ist Händler
Noch größer als beim Rathaus ist das Problem bei der Johannes-Löh-Schule. Der Gebäudekomplex gehört der Stadt, aber er ist an die Evangelische Landeskirche vermietet. Was das bedeutet, schreibt die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage, die am Donnerstagabend im Umweltausschuss beraten wurde: „Eine Installation einer Photovoltaikanlage ist daher bisher nicht möglich, weil dieser nur der Evangelischen Landeskirche und damit einem Mieter zur Nutzung überlassen oder ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden kann. Damit wäre die Stadt automatisch Stromanbieter.“
Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet eine Energiegenossenschaft. In Bergisch Gladbach ist voriges Jahr eine gegründet worden, Vorstand Stefan Häusler und Aufsichtsrat Martin Häusling stellten die „Bürgerenergie“ im Rathaus vor. Sie könnte künftig Dächer von der Stadt Burscheid pachten, darauf Solaranlagen bauen und den Strom vermarkten. Im Fall der Gesamtschule an die Landeskirche. Der Stromerlös geht an die Genossenschaft, die Pacht an die Stadt, ebenso eine Ausschüttung der Genossenschaft.
Es geht der Stadt Burscheid nicht um Rendite
Allerdings: Es geht der Stadt nicht ums Geld verdienen. Das zeigt allein die angedachte Pacht: Pro Kilowattstunde Peak aus einer Solaranlage soll ein Euro an die Stadt fließen. Pro Jahr. Die Idee sei vielmehr, „ein weiteres Zeichen für die Unterstützung der Ziele des Klimaschutzes zu setzen“.
Außerdem soll die Energiegenossenschaft so in der Stadt bekannter gemacht und verdeutlicht werden, dass sie „trotz ihres bisherigen Schwerpunkts in Bergisch Gladbach auch Burscheider Bürgerinnen und Bürgern offensteht“. Den Plan, in Burscheid eine eigene Energiegenossenschaft zu gründen, könne man sich so auch sparen; „wir halten das nicht mehr für sinnvoll“, sagte der Beigeordnete Marc Baack im Umweltausschuss.
Voraussetzung zum Beispiel für das Johannes-Löh-Projekt ist allerdings, dass die Stadt der Genossenschaft beitritt. Das kostet 500 Euro, ist also eine überschaubare Investition.
Damit wird die Stadtverwaltung nicht nur das Problem los, als Stromanbieter aufzutreten. Sondern das vereinfache auch die Installation weiterer Solaranlagen, heißt es. Im Rahmen einer „Inhouse-Vergabe“ entfielen dann „aufwändige Vergabeprozesse“: Der Bau einer Anlage müsste nicht mehr ausgeschrieben werden, was sehr viel Zeit spart. Die Bergisch Gladbacher „Bürger-Energie“ stehe bereit, betonte Stefan Häusler: „Wir haben mehr Geld als Projekte.“
Zwei Solardächer sind fertig: von den Dächern der Sporthalle am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Bergisch-Gladbach und der Grundschule in Odenthal-Neschen fließt Strom, der direkt in den Gebäuden verbraucht wird. Das sei ohne Zweifel die Methode der Wahl, denn „der Flaschenhals ist das Netz“, unterstrich Stefan Häusler. In Vorbereitung seien derzeit drei weitere Solaranlagen.
Zwei städtische Solardächer gibt es bis dato auch in Burscheid: auf dem Baubetriebshof und – ganz frisch – auf dem Rathaus. Dabei soll es nicht bleiben. Eine „Potenzialanalyse“ hat die Stadtverwaltung schon gemacht, den nächsten Schritt vollzogen am Donnerstag die Politiker: Gegen den Beitritt zur „Bürger-Energie“ Bergisch Gladbach stimmte nur ein Mitglied des Umweltausschusses.