AboAbonnieren

BaustellenWarum Umleitungen in Burscheid für Unmut sorgen

Lesezeit 3 Minuten
Der Abzweig Bürgermeister-Schmidt- / Höhestraße in Burscheid mit Baugerät

Die Straßensanierung sorgt auf Burscheids wichtigster Straße für Probleme. Die Umleitungsstrecken sind lang.

Die Sanierung der wichtigsten Straße belastet Auto- und Lastwagenfahrer. Die Abstimmung sei schwierig, heißt es im Rathaus.

Herbert Bauch ist sauer. Der Burscheider zählt gerade die 17. Straßensperre in der Stadt binnen eines Jahres. Aber es ist nicht nur die Anzahl, die Bauch nervt. Sondern die Art des Umgangs damit. Die gerade laufende Sanierung der Friedrich-Goetze-Straße „toppt das bisherige Chaos, das Sie im Straßenverkehr angerichtet haben“, schreibt Bauch in einer Mail an die Stadtverwaltung.

Er glaubt: „Jeder Fahrer, der von der Autobahn in das Industriegebiet oder die Industriestraße fahren muss, zweifelt an der fachlichen Fähigkeit der Verantwortlichen.“ Das gelte besonders für Lkw-Fahrer. Es fehlten Umleitungsschilder, so Bauch. Und die Umfahrung über die Griesberger Straße sei viel zu eng und führe durch Spielstraßen – ganz abgesehen von ihrer Länge. Die einfache Umgehung über die Jahnstraße und Im Hagen dagegen sei mit der Schranke an der Jahnstraße versperrt worden. Diese öffnet sich seit geraumer Zeit nur noch für Busse und Einsatzfahrzeuge. Bauch argwöhnt, dass wichtige Leute dort wohnten, die „vom Durchgangsverkehr nicht gestört werden wollen“.

Die Schranke an der Jahnstraße, die die Durchfahrt zum Neubaugebiet Rötzinghofen blockiert

Die Schranke an der Jahnstraße, die Rötzinghofen von der Innenstadt trennt, ist problematisch.

Im Rathaus weist man letzteres von sich. Im Auftrag von Bürgermeister Dirk Runge erläutert Pressesprecherin Ann-Kathrin Gusowski, wie Straßenbaustellen in Burscheid gemanagt werden. Das kann durchaus kompliziert werden, weil sich verschiedene Behörden abstimmen müssen. Das sei für „uns als Stadt nicht immer möglich“, räumt Gusowski ein. Jedenfalls nicht vollständig.

Wenn auf Gemeindestraßen gebaut werde, „stehen sowohl die Stadt als auch die TWB im engen Austausch mit den Versorgungsunternehmen, um eventuell anfallende Arbeiten zeitlich aufeinander abzustimmen und dadurch eine übermäßige Belastung zu vermeiden“, so Gusowski. Allerdings könne es auch dabei hier und da klemmen, weil nicht nur an Straßen gebaut werden müsse, sondern auch an Versorgungsleitungen. Oder derzeit vielfach am Glasfasernetz, das sich nach und nach in Burscheid ausbreitet.

Baustelle an der Friedrich-Goetze-Straße aus Richtung Leverkusen

Die Sanierung der Friedrich-Goetze-Straße wurde von Straßen NRW in die Sommerferien gelegt, um den Durchgangsverkehr möglichst wenig zu behindern.

Das Problem: Burscheids wichtigste Straße war früher eine B, heute ist sie eine Landesstraße, nämlich die 291. Dort hat der Landesbetrieb Straßen NRW das Sagen, erklärt Gusowski. Die Stadtverwaltung werde „lediglich im Rahmen der Anhörung zur verkehrsrechtlichen Genehmigung beteiligt“. Natürlich versuche man im Rathaus, „im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten Einfluss zu nehmen“.

Das sei auch bei der in diesen Wochen fortgesetzten Sanierung der Landesstraße 291 geschehen. „Die Situation ist uns bekannt, und wir sind bestrebt, die Auswirkungen auf die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten und die Interessen der ansässigen Firmen zu berücksichtigen.“ Letztlich sei Burscheids Stadtverwaltung aber darauf angewiesen, dass die ausführenden oder planenden Straßenbaulastträger „unsere Anregungen aufnehmen und umsetzen“. Zusätzlich hätten Mitarbeiter der Stadt ein Auge auf die Großbaustelle; auch Hinweise von Anwohnern würden gehört, versichert Gusowski. Auf dieser Basis sei Straßen NRW bereits angesprochen „und um Optimierung einzelner Punkte gebeten“ worden.

Tatsächlich haben auch die Politiker Baustellen im Blick. Immer wieder wird in den Gremien angeregt, Sperrungen so gering und kurz wie möglich zu halten. Burscheids Beigeordneter Marc Baack ist nach eigener Aussage permanent im Gespräch mit anderen Behörden.


Seit rund neun Monaten ist die Balkantrasse zwischen Hauptstraße und dem Alten Burscheider Bahnhof gesperrt. Ursache dafür ist der Bau des Montanus-Quartiers. Das Großprojekt, in dem ein Super- und ein Drogeriemarkt, eine Gastronomie, Praxen, Büros und Wohnungen nebst einer Tiefgarage unterkommen sollen, wird ein Stück in die Radtrasse hineinragen. Deshalb muss die Böschung der früheren Bahntrasse verändert werden.

Allerdings tut sich auf dem Gelände an der Montanusstraße nichts. Im Februar hatte die Stadtverwaltung ein Haus abbrechen lassen, um das komplette Baufeld freizumachen. Der Investor hat aber noch nichts unternommen. Zuletzt hieß es aus dem Rathaus, dass die Baugenehmigung für das Großvorhaben noch auf sich warten lasse. Die Genehmigung ist aber nicht Sache der Stadtverwaltung, sondern des Rheinisch-Bergischen Kreises. Für Herbert Bauch ist auch diese Sperrung „ein Musterbeispiel“ ungenügender Planung.

Sperre an der Balkantrasse in Burscheid

Noch ein Ärgernis: Seit Monaten ist die Balkantrasse gesperrt. Gebaut wird am Montanusquartier allerdings nicht.