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GrundschuleErnst Moritz Arndt soll in Burscheid Namenspatron bleiben

Lesezeit 2 Minuten
Blick auf die Ernst-Moritz-Arndt-Schule in Burscheid

Burscheids Stadtverwaltung hält nicht viel von einer Umbenennung der Ernst-Moritz-Arndt-Schule.

Ein Jahr nach dem Antrag, die Schule umzubenennen, soll die Sache im Sande verlaufen.

Die Ernst-Moritz-Arndt-Schule dürfte ihren Namen behalten. Das jedenfalls schlägt die Stadtverwaltung vor. Sie folgt damit dem Willen des Kollegiums. Das hat sich ausweislich der Vorlage dafür ausgesprochen, den Namen nicht zu ändern. Das habe eine Mehrheit in der Schulkonferenz so beschlossen. Hintergrund ist offenbar, dass im Alltag kaum noch von der Ernst-Moritz-Arndt-Schule die Rede ist, sondern die Abkürzung benutzt wird: EMA. Der Schulausschuss wird heute darüber beraten.

In der Schulkonferenz hatte es geheißen: „Das Team der EMA identifiziert sich nicht mit der geschichtlichen Person Ernst Moritz Arndt, möchte sich aber gerne weiterhin EMA Schule nennen. Vorschlag des Kollegiums wäre es, den Buchstaben EMA eine neue Bedeutung zuzuweisen, die mit unseren Werten und Vorstellungen übereinstimmt.“ Wofür EMA künftig stehen soll, darüber wird allerdings nichts gesagt in der Grundschule.

Schon immer ein problematischer Mann

Ernst Moritz Arndt war noch nie ein unproblematischer Namenspatron. Der Historiker Björn Thomann hat es so skizziert: „Die Diskussion über die Bedeutung und das Vermächtnis des Patrioten Ernst Moritz Arndt setzte bereits zu seinen Lebzeiten ein und dauert bis heute an. Im Kaiserreich zum Nationalhelden stilisiert, wurden seine Werke nach dem Ersten Weltkrieg durch die Nationalsozialisten ideologisch vereinnahmt.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg sei Arndt zunehmend kritisch betrachtet worden. Aber, so Thomann: „Es würde der Vielschichtigkeit seines Wirkens jedoch nicht gerecht, Arndt lediglich zu einem Vorkämpfer der rassistischen Ideenwelt des Nationalsozialismus zu degradieren. Auch wenn seine Werke in vielen Passagen heute als überholt gelten, bleiben sein uneigennütziger Einsatz gegen die napoleonische Fremdherrschaft und den preußischen Polizeistaat davon unberührt. Seine Forderungen nach einer geistigen und politischen Überwindung deutscher Kleinstaaterei, an deren Stelle ein Nationalstaat moderner Prägung entstehen sollte, machen ihn trotz aller Schwächen zu einem wichtigen Visionär und Impulsgeber der deutschen Einheitsbewegung.“

In der Schule herrscht offenbar die Meinung vor, der übliche Gebrauch der Abkürzung EMA überlagere inzwischen die Namenspatronage. Dort geht man davon aus, „dass vielen Personen bereits heute schon die Namensverbindung zu Ernst Moritz Arndt nicht bewusst ist“, fasst es die Stadtverwaltung in ihrer Vorlage zusammen.

Außerdem sei Burscheid keine Ausnahme. Es gebe im ganzen Land „nach wie vor eine Vielzahl von Schulen, die den Namen von Ernst Moritz Arndt tragen. An weiterführenden Schulen mit diesem Namen ist dies Anlass, sich mit der deutschen Geschichte kritisch auseinanderzusetzen“, heißt es im Rathaus.

So ähnlich soll es nach Ansicht der Stadtverwaltung auch in der Burscheider Grundschule laufen: Sie schlägt vor, die EMA-Schule „mit einer Informationstafel auszustatten, die der kritischen Auseinandersetzung mit den geschichtlichen Fakten dient“.