BurscheidNeue Märkte jenseits des Autos

Zur 70-Jahr-Feier des Unternehmens Nickisch empfing Geschäftsführerin Evelyn Kienle (l.) zahlreiche Gäste.
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- Zulieferer Nickisch zeigt sich zum 70-jährigen Bestehen offen für innovative Geschäftsfelder
Burscheid – Die Tage sind turbulent für die Automobilindustrie, und auch die Zulieferer müssen sich in der Diskussion über Dieselabgase und alternative Mobilitätsformen Gedanken machen. Das Familienunternehmen Nickisch am Erlenweg in Hilgen arbeitet zu 95 Prozent für die Automobilbranche in der Veredelung von Getriebeteilen. Aber Geschäftsführerin Evelyn Kienle kann trotzdem gelassen in die Zukunft schauen. Vor zwei Jahren übernahm Kienle den Betrieb, den ihr Großvater Emil Nickisch 1948 als Dreherei in Wermelskirchen-Tente gründete. Am Freitag feierte der 38 Mitarbeiter starke Betrieb das 70-jährige Bestehen mit Geschäftsfreunden und Vertretern aus Politik und Wirtschaft.
Man beschreitet neue Wege, zeigt sich weiterhin offen für Innovationen unter anderem bei den Haushaltswaren und hat trotzdem die Tradition im Blick. Die Automobilbranche sei nach wie vor marktbestimmend, sagte Kienle. Aber es sei wichtig, sich auch bei den alternativen Mobilitätsformen aufzustellen: „Auch da gibt es Teile, die zugeliefert werden müssen.“ Die Kernkompetenz der Emil Nikisch GmbH liegt in der Bearbeitung von Metallteilen. Die Auslastung ist laut Kienle sehr gut, doch es fehlten Fachkräfte. Händeringend suche man in Hilgen Zerspanungsmechaniker.
„Wir wollen uns auch neuen Märkten öffnen“, erklärt die gelernte Bankkauffrau und Mutter zweier Töchter. Es gebe verstärkt Anfragen aus der Werkzeugindustrie, und bei Haushaltsgeräten schaffte man sich in der Vergangenheit ein weiteres Standbein. Der Kundenstamm ist teilweise seit 40 Jahren treu, die Geschäftsbeziehungen reichen bis Tschechien und Belgien. Kienle selbst hat ihren Wohnsitz in Süddeutschland, ist drei Tage in der Woche für den Burscheider Betrieb da und hat vor Ort ein bewährtes Führungsteam mit Standortleiter Thomas Burchert, Frank Laub, René Kahle und Interimsmanager Hans Geesen.
Beratend steht Evelyn Kienles Vater Hans Günter zur Seite. Er war viele Jahre kaufmännischer Leiter, sein Bruder technischer Leiter. Viele der Mitarbeiter sind seit mehr als zehn Jahren im Betrieb, teilweise seit mehr als 20 Jahren, und ein Kollege, der mittlerweile in Rente ist, aber die Kollegen immer noch unterstützt, ist mehr als 40 Jahre bei Nickisch. Als Genie und und begnadeten Tüftler bezeichnet Evelyn Kienle ihren Großvater, den Firmengründer Emil Nickisch, der vor zwölf Jahren starb. Doch in die moderne CNC-Technik habe er nicht investiert.
Die gelernte Bankkauffrau indes setzt auf Innovation. Man kombiniere verschiedene Bearbeitungsverfahren wie Drehen-Räumen-Feinschleifen und biete dem Kunden damit komplexe Systemlösungen an. „Dabei nutzen wir voll automatisierte CNC-Technik und Prozessvernetzung, um Präzisionsteile am Standort Burscheid zu fertigen.“
Mit dem Firmengelände in Hilgen sei man hochzufrieden, die Autobahnanbindung sei ideal, und wenn jetzt die B 51 fertig werde, sei das noch besser. Zwei große Hallen stehen zu je 800 Quadratmeter auf dem Gelände am Erlenweg. In einer der Hallen sei in Sachen Produktionsraum noch Luft nach oben.