WasserstoffantriebRheinisch-Bergischer Kreis plant ein Kompetenzzentrum
Rheinisch-Bergischer Kreis – Keinen Erfolg mit ihrem Antrag in Sachen „Modellregion Wasserstoffregion Rheinland“ hatten der Rheinisch-Bergische Kreis und seine Mitstreiter links und rechts des Rheins beim Land. Zwar war die Region bei dem Wettbewerb unter die letzten drei gekommen, statt der Region rund um Köln hatte das NRW-Wirtschaftsministerium dann aber letztlich die Region rund um Düsseldorf zur „Modellregion Wasserstoffmobilität NRW“ gekürt.
Weitermachen wollen die Projektpartner rund um Köln in Sachen Wasserstoff aber dennoch. Daran ließ Umweltdezernentin Elke Reichert auch im Verkehrsausschuss des Kreises am Donnerstagabend keinen Zweifel.
Bis zu zwei Kompetenzzentren zur Etablierung der Wasserstoff-Technologie sollen nun in der Region entstehen, eines davon in Bergisch Gladbach. Eine entsprechende Entscheidungsvorlage läuft beim Kreis zurzeit durch die Ausschüsse und soll endgültig am 18. März im Kreistag beschlossen werden. Ein Grundstock ist hier bereits mit dem auf den Weg gebrachten Regionale-2025-Projekt „Grüner Mobilhof“ am Technologiepark bei Moitzfeld gelegt.
Die beiden Zentren sollen laut Kreisverwaltung „Schnittstellen und Netzwerke zwischen Wirtschaft, Forschung und Kommunen bilden“ und „Ideen über Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff unter Verwendung der Sektorenkopplung anhand von Projekten unterstützen“. Mit der „Sektorenkopplung“ ist die Verknüpfung der Bereiche Elektrizität, Wärmeversorgung und Mobilität gemeint.
Initiative ging vom Kreishaus aus
Die Initiative für das Weitermachen in Sachen Wasserstoff ging von dem Kreishaus in Heidkamp aus, wo man sich ja bereits beim Einsatz wasserstoffbetriebener Linienbusse beispielsweise zwischen Bergisch Gladbach und Flughafen sehr engagiert. Gegebenenfalls soll die Initiative eine neue Organisationsstruktur beispielsweise in Form eines Vereins oder einer GmbH erhalten, wie Dezernentin Reichert im Umweltausschuss erläuterte.
„Der Rheinisch-Bergische Kreis ist aktiv auf die Städte Leverkusen und Bonn sowie auf den Rhein-Erft-Kreis und den Oberbergischen Kreis zugegangen, um sie für dieses Projekt zu gewinnen. Weitere Gebietskörperschaften können hinzukommen“, hieß es im Kreishaus weiter. Rhein-Berg wolle federführend gemeinsam mit Oberberg und Rhein-Sieg das Projekt starten.
Die Brennstoffzelle als Antrieb
Brennstoffzellen-Busse, sogenannte Wasserstoffbusse, fahren rein elektrisch: In der Brennstoffzelle reagieren Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O) unter der Abgabe von elektrischer Energie zu Wasser (H2O).
Der so erzeugte Strom kann in einer Batterie gespeichert werden oder direkt die Elektromotoren antreiben. Einzige „Emission“ dieser Fahrzeuge bei der Fahrt ist Wasser beziehungsweise Wasserdampf. Zudem sind die Busse sehr geräuscharm. (wg)
Das Kompetenzzentrum solle in Zusammenarbeit mit Partnern aus Wirtschaft und Forschung Projekte entwickeln, die „speziell die Gegebenheiten des Bergischen Rheinlandes berücksichtigen“. Das Zentrum solle beispielsweise als Ansprechpartner für Kommunen und Private dienen, bei Fördermittelanträgen helfen sowie Netzwerke schaffen.
Konkretes Ziel: Auch Städte und Gemeinden davon zu überzeugen, ihre Nutzfahrzeuge-Fuhrparks auf Wasserstofftechnologie-Antrieb umzustellen. So liegt beispielsweise der Betriebshof der Stadt Bergisch Gladbach nur wenige hundert Meter vom geplanten Grünen Mobilhof der Regionalverkehr Köln GmbH mit Wasserstofftankstelle entfernt.
Als „vorbildlich im Land“, begrüßte Peter Lautz (CDU) die Initiative im Umweltausschuss. Es sei gut, dass das Projekt trotz des nicht gewonnenen Wettbewerbs weiter verfolgt werde, so Beate Rickes (Grüne). Und ihr Fraktionskollege Friedhelm Weiß betonte im Verkehrsausschuss die Vorreiter- und Koordinierungsrolle, die der Rheinisch-Bergische Kreis dabei in der Runde der Projektpartner einnehme.
Auf die Frage der Freien Wähler im Umweltausschuss nach den Kosten antwortete Dezernentin Reichert, dass sich die Organisationsstruktur „schlank aufstellen“ werde und mit den zunehmenden Aufgaben „dynamisch wachsen“ wolle.
Kritische inhaltliche Nachfragen brachte die AfD im Umweltausschuss auf: Der Sachkundige Bürger der Fraktion, Helmut Waniczek, monierte unter anderem, dass im Konzept des Projekts auch mittelfristig bis 2035 vorgesehen sei, einen erheblichen Anteil des Wasserstoffs als Nebenprodukt aus der nicht gerade umweltfreundlichen Chlorproduktion zu beziehen. Ein Großteil werde mit Diesel-Lastwagen in die Region gebracht werden. Auch werde der Kraftstoff zehnmal so teuer bleiben wie Diesel.
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Das Konzept sehe „übergangsweise“ einen Bezug des Wasserstoffs aus der Industrie vor sowie einen Import zum Beispiel aus Norddeutschland, räumte Dezernentin Reichert ein, man müsse den Entwurf aber am Ende nicht eins zu eins so umsetzen. „Wir sehen durchaus auch Potenzial zur Erzeugung von mehr grünem Wasserstoff“, so Reichert.
Zudem könne eine Pipeline den Transport des Wasserstoffs per Lkw ersetzen. Die ebenfalls in Gladbach sitzende Regionale-2025-Agentur begleite den Prozess durch die Entwicklung eines „strategischen Ansatzes zum Aufbau einer integrierten, regionsspezifischen Wasserstoffinfrastruktur“, Stichwort „Grüner Wasserstoff im ländlichen Raum“.
Im Übrigen sei sie gerne zum Austausch bereit, so Reichert zu dem AfD-Vertreter, der angab selbst lange Betriebsleiter eines Wasserstoffbetriebs gewesen zu sein. Er stimmte am Ende gegen den Beschlussvorschlag, der die Kreisverwaltung beauftragen soll, einen Vorschlag zu erarbeiten, wie das mit den Kompetenzzentren am besten funktionieren könne. Auch der Zukunftsausschuss hatte dem Vorschlag bei einer Gegenstimme zugestimmt. Auch im Verkehrsausschuss am Donnerstag stimmte einzig die AfD gegen das Projekt.
Regionalverkehr Köln bekommt neue Wasserstoff-Busse
Zuwachs in der Wasserstoffbussflotte der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK): Erstmals ergänzt ein neuer Hersteller den inzwischen 37 Busse umfassenden Fuhrpark wasserstoffbetriebener Brennstoffzellenfahrzeuge der RVK. Nachdem die ersten Busse vom Hersteller VanHool in Belgien kamen, hatte im Rahmen der 2020 erfolgten weiteren Ausschreibung die Firma Solaris Bus & Coach den Zuschlag erhalten.
Hersteller sitzt in Polen
Ein erster Bus des Herstellers mit Sitz in Polen traf jetzt auf dem RVK-Betriebshof mit Wasserstofftankstelle in Wermelskirchen ein. „Wir nähern uns in diesem Jahr weiter dem standortübergreifenden Umbau der Busflotte mit dann final 52 Bussen“, so RVK-Geschäftsführer Marcel Frank.
Weitere 14 Solaris-Busse sollen zwischen Juli und Dezember 2021 ausgeliefert werden. Fünf Busse werden für den Linienbetrieb in Rhein-Berg eingesetzt. Der RVK-Standort Wermelskirchen verfügt seit Sommer 2020 über zehn Wasserstoffbusse.
Als Aufsichtsratsvorsitzender der RVK ist Landrat Stephan Santelmann voller Erwartung: „Klimaschutz bleibt ein elementar wichtiges Ziel. Dabei wird der ÖPNV insbesondere mit Blick auf die Strategien von Bund, Ländern und EU eine große Rolle spielen. Die RVK ist in dieser Hinsicht eine Vorreiterin.“