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Opfer von ZerstörungWahlplakate sind auch in Bergisch Gladbach Ziel von Verunstaltungen

Lesezeit 2 Minuten
Ein zerstörtes Wahlplakat der Partei Die Linke am Straßenrand in Sanitz.

Wahlplakate werden häufig Ziel von Verunstaltungen und Zerstörung.

Obwohl bei Zerstörung oder Entfernung hohe Strafen drohen, müssen die Plakate an manchen Stellen in der Stadt regelmäßig erneuert werden.

Der Europawahlkampf geht langsam, aber sicher in die Plakatphase. Bald hängen die Konterfeis der Kandidaten überall an den Laternen und auf den großen Stellwänden. Für eine ganze Berufsgruppe sind die Wahlkämpfe Broterwerb. Sie sind spezialisiert auf diese Art der politischen Werbung.

Rolf Becker hat bis vor zwei Jahren ebenfalls zu den Wahlen mit Plakaten Geld verdient. Und er berichtet von einem knallharten Geschäft. Auseinandersetzung an und um Plakate habe es immer gegeben. Keine tätlichen Angriffe auf Plakatierer oder Politiker, aber Becker berichtet von vielfältigen Zerstörungen.

An einigen Orten in Bergisch Gladbach müssen die Plakate täglich erneuert werden

Gesichter weggekratzt, häufig immer an denselben Stellen. An einer Kreuzung in Paffrath, so berichtet Becker, habe man praktisch wöchentlich, manchmal täglich, die Plakate erneuern müssen. „Da waren immer die besonders begehrten Aufstellflächen, die auch ganz gezielt beschädigt wurden.“

Dabei halte jedes Unternehmen, das für Parteien klebt, gleich von Beginn an, einen bestimmten Satz an Reserveplakaten bereit. Aber Schmiererei ist nicht Schmiererei. Immer wieder beliebt das Hitler-Bärtchen. „Da sind dann aber keine Rechtsradikalen unterwegs, sondern eher sich selbst lustig findende Jugendliche.“ Auch beliebt: die Teufelhörnchen oder die Vampirzähne. Oder es werden komplett die Gesichter der Kandidaten weggekratzt oder übermalt.

In schweren Fällen wird Anzeige erstattet

In einigen besonders schwerwiegend Fällen sei auch Anzeige erstattet worden - ohne je wieder davon gehört zu haben. „In all den Jahren, in denen ich das Geschäft betrieben habe, war die Häufigkeit von Beschädigungen der Plakate immer gleich“, so Becker.

Zumindest bundesweit ist das aber nicht der Fall. Neben dem brutalen Angriff auf den SPD-Politiker Matthias Ecke in Sachsen gibt es Meldungen aus vielen Teilen des Landes, dass insbesondere die Schmierereien mit Nazi-Symbolik massiv zugenommen hätten.

Wer Wahlplakate abhängt, dem drohen hohe Strafen

Im Ruhrgebiet hat die Staatsanwaltschaft in Haltern nach mehreren Beschädigungen eine harte strafrechtliche Verfolgung der Täter angekündigt. Es drohen wegen Sachbeschädigung eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren, oder eine Geldstrafe. Wer Wahlplakate abhängt, dem droht noch eine härtere Bestrafung. Bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe oder eine hohe Geldstrafe - wie bei einem „normalen“ Diebstahl eben.

Auffallend an Laternenmasten war in den vergangenen Wahlen, dass die AfD ihre Plakate besonders hoch platziert. Je höher, desto sicherer - so die Devise. Noch ist viel Platz an den Bergisch Gladbacher Laternen, die Materialschlacht hat gerade erst begonnen.