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Stadtteil vor VeränderungenBergisch Gladbach schaut nach Gronau

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt die Mülheimer Straße im Stadtteil Gronau

Die Mülheimer Straße liegt im Stadtteil Gronau

Für das Strategische Entwicklungskonzept Gronau startet die Stadt Bergisch Gladbach im November und Dezember drei Bürgertermine.

Gronau? Da denken manche Gladbacher tatsächlich zuerst an die gleichnamige Stadt im westlichen Münsterland. Dabei gibt es auch in Gladbach ein Gronau, einen recht großen Stadtteil zwischen der Innenstadt und der Stadtgrenze zu Köln. Knapp 7000 Gladbacher wohnen in Gronau, immerhin, die Arbeitslosigkeit ist hier höher als im Gladbacher Mittel.

Möglich, dass nicht jeder, der hier wohnt, weiß, dass er ein Gronauer ist. Etwas Verbindendes,, was die Gronauer Identität ausmacht, fehlt. Bei Refrath oder Herkenrath wäre alles einfacher zu benennen. Wer auf der Mülheimer Straße unterwegs ist, befindet sich im Herzen von Gronau.

Bahnlinie und Park-and-ride

Was der Betrachter entlang der Straße sieht, prägt den Stadtteil: viele Gewerbebauten, Autohäuser, Lebensmittelmärkte, der Wohnpark Gronau aus den 1970er Jahren mit mehreren hundert Wohnungen. Es gibt die Gewerbebrache der Pappenfabrik C.F. Wachendorff, die die Eigentümer zu einem großen Wohnviertel revitalisieren möchten. Es gibt (vereinzelt) historische Gebäude, es gibt die Bahnlinie nach Köln und den Park-and-ride-Platz in Duckterath.

Das Foto zeigt die ehemaligen Pappenfabrik Wachendorff

500 Wohnungen sollen auf dem Gelände der Pappenfabrik Wachendorff entstehen.

Überbaubare Wohnungen sollen hier entstehen, Planungen laufen. Was noch: das Gewerbegebiet Gleisdreieck mit der Idee, von dort eine neue Straße in die Stadtmitte zu führen, einige Gaststätten, die private Fachhochschule der Wirtschaft, Kirche St. Marien, die Strunde, das neuerrichtete Forum Gronau als sozialer Mittelpunkt, den Abenteuerspielplatz, als Grenze verläuft der Bahndamm. Kulturtragende Vereine fehlen allerdings, was die Bildung einer Identität durchaus erschwert.

Kirmes gibt es nicht, kaum Veranstaltungen, und Schützenfeste auch nicht. Vielen fehlt ein Vollversorger für Lebensmittel im Stadtteil. Die Grundschule ist in die Jahre gekommen und muss neugebaut werden. Gronau ist vielschichtig und vielseitig, Positives und Negatives gibt es gleichermaßen.

Geld von Bund und Land

Dass ein Strategisches Entwicklungskonzept für Gronau kommt, hat die Politik im Januar beschlossen. Damit könnte viel Geld aus der Städtebauförderung von Bund und Land in den Stadtteil fließen. Gronau soll in die erste Reihe rücken, wenn das laufende Handlungskonzept für Bensberg und Bockenberg vollendet ist. Rund 30 Maßnahmen listet das Bensberger Konzept auf, und einen ähnlichen Umfang könnte es auch für Gronau geben.

Die Stadt könnte 60 Prozent der Ausgaben aus Fördermitteln erstattet bekommen. Stadtverwaltung und beauftragtes Planungsbüro brauchen aber Informationen der Gronauer. Auf Neudeutsch: „Input“. In diesen Tagen starten deshalb eine Vielzahl an Aktionen, bei denen sich die Bürger einbringen können. Sie müssen dazu keine E-Mail schreiben und auch keinen Brief. Ganz niederschwellig kommen die Planer zu den Gronauern – und alles ohne Anmeldung.

Auf dem Abenteuerspielplatz

Den Auftakt macht am übernächsten Mittwoch, 8. November, 14 bis 17 Uhr, ein Treffen auf dem Abenteuerspielplatz an der Mülheimer Straße 229, in der Nähe der Pfarrkirche. Familien sollen zu dem Treffen kommen, und spielerisch soll über die Themen Erreichbarkeit und Aufenthaltsqualität gesprochen werden.

Angelika Schäfer von der Katholischen Jugendagentur als Trägerin des Spielplatzes möchte auch ein Lagerfeuer für Kinder machen, an dem sie der Nachwuchs nach den Gesprächen aufwärmen kann. Dass dem Ort ein großer Einkaufsmarkt fehlt, greifen die Planer ebenfalls auf. An der Mülheimer Straße gibt es zwar mehrere Discounter. Ein Vollsortimentermarkt mit modernen Ansprüchen findet sich nicht, Richtung Stadtmitte müssen sich Kunden orientieren.

Am Donnerstag 23. November, warten die Planer deshalb erneut auf die Gronauer: ab 9 Uhr vor dem Aldi am Kradepohlsmühlenweg, zwischen 11 und 13 Uhr vor dem Geschäft Futterhaus an der Mülheimer Straße 79. Und es wird eine dritte Veranstaltung geben: Ein Ideenmarktplatz soll es nach der Vorstellung der Planer am Mittwoch, 13. Dezember, 16 bis 20 Uhr im Hermann-Löns-Forum an der Willy-Brandt-Straße 20 geben.

Ich bin überzeugt, dass die Gronauerinnen und Gronauer viele gute Ideen einbringen
Ragnar Migenda, Beigeordneter der Stadt Bergisch Gladbach

Der Beigeordnete Ragnar Migenda zeigt sich bereits voller Optimismus. Er sei überzeugt, dass die Gronauerinnen und Gronauer bei den Treffen zahlreiche gute Ideen einbringen würden, wird er einer Mitteilung der Stadt zitiert. Nach Auswertung und Bewertung der Vorschläge, irgendwann im Jahr 2024, soll es eine Bürgerversammlung zum Gronauer Handlungskonzept geben, berichten die Verantwortlichen.

Diskussion und Weiterentwicklung seien vorgesehen. Im städtische Zeitraster läuft die Vorbereitung der Strategischen Konzepts das ganze 2024 über, im vierten Quartal soll ein Entwurf der Politik zur Abstimmung vorgelegt werden. Dieser soll anschließend an die Bezirksregierung zur Genehmigung gehen. 2025 könnten erste Fördermittel beantragt werden, hofft die Stadt. Das würde bedeuten, dass einzelne Maßnahmen ab dem Jahr 2026 realisiert werden könnten.

Für die Abstimmung mit den Projekten in Bensberg und Bockenberg wäre dies ein passender Rahmen: 2026 sollen hier die Maßnahmen abgeschlossen sein. Die Planer könnten also ihr Augenmerk voll auf Gronau legen.

Welche Maßnahmen kommen werden, darüber sollen in den nächsten die Gronauer Bürger selbst mitentscheiden.