AboAbonnieren

Einseitige InformationInternes Papier zu Gewerbeflächen in Gladbach birgt Sprengstoff

Lesezeit 3 Minuten

Nahe dem Ort Spitze  könnten Gewerbeflächen für Bergisch Gladbacher Firmen entstehen.

Bergisch Gladbach – Eine „Handreichung“ des Gladbacher Beigeordneten Ragnar Migenda zu künftigen Gewerbeflächen birgt einiges an Sprengstoff. Und zwar politisch und planerisch.

Das interne Papier, welches die Gewerbeflächenpläne der Stadt für die nächsten Jahre kommentiert, ist nur an ausgewählte Fraktionen gegangen, und zwar offenbar nur an die der Ratskooperation Grüne, SPD und FDP.

Neuer Inhalt

Das Gelände der ehemaligen Papierfabrik Zanders in Bergisch Gladbach. Zum 30. April 2021 endete die Produktion.

Es steht beim politischen Gegner die Frage im Raum, ob die Verwaltung zum Dienstleister für einzelne Fraktionen geworden ist. In den Dokumenten für die entscheidenden Beratungen am 23. August (Planungsausschuss) und 30. August (Stadtrat) ist die „Handreichung“ nicht zu finden. Bis 31. August muss die städtische Stellungnahme bei der Bezirksregierung sein.

Fehlende Gewerbeflächen in Bergisch Gladbach

Der Hintergrund ist ernst: Die Stadt ist blank. Rien ne va plus, nichts geht mehr beim Gewerbe. 95 Hektar Gewerbe- und Industrieflächen fehlen, weshalb den Ausweisungen im neuen Regionalplan entscheidende Bedeutung zukommt. Und hier gehen alle Augen nach Spitze, dem seit Jahren vom Nachbarn Kürten geplanten Gewerbegebiet, und zu Zanders, der Papierfabrik. Spitze und Zanders sind die großen Gewerbe-Versprechen auf die Zukunft.

In seiner „Handreichung“ betont der Beigeordnete zum Entwurf des Regionalplans, dass das Spitzer Gebiet „unbedingt verbleiben“ sollte. 11,2 Hektar sind als Flächen im aktuellen Flächennutzungsplan eingetragen auf Gladbacher Stadtgebiet, und sie sollten auch im künftigen Regionalplan stehen. Die Kürtener Seite hatte zuletzt ungefähr neun bis zehn Hektar in Planung. Interkommunale Aktivitäten brächten immer Synergien, betont der Beigeordnete, obwohl es in Spitze eine relativ ungünstige Erschließung gebe. Diese schwierige Topographie hatte die Kürtener Seite zunächst Abstand nehmen lassen vom Projekt, zusätzlich zu den seit Jahren schwelenden Grundstücksfragen.

In Kürten ruht das Projekt

Die Kürtener Ratskooperation aus CDU, Grünen und FDP lässt das Projekt derzeit ruhen, weil ihnen der Partner Bergisch Gladbach fehlt. Die Wende der Kreisstadt könnte auch in Kürten für ein Umdenken sorgen. Die Grünen in Bergisch Gladbach stehen nach Aussage ihrer Fraktionsvorsitzenden Theresia Meinhardt hinter Spitze.

Zum ersten Mal benennt die Stadt in ihrer Interna auch eine ungefähre Hektarzahl zu Gewerbeflächen auf dem Zandersgelände. 18 Hektar sind es, als (laut Verwaltung) grobe Abschätzung und vor dem Hintergrund, die weitere „Programmierung“ abzuwarten.

Bislang keine Angaben

In den bisherigen Strukturplänen wird auf eine Einordnung der Flächen verzichtet, es geht eher um die Öffnung des Geländes, um einen grünen Park am Eingang oder die Sanierung der Bestandsgebäude. 18 Hektar wären übrigens exakt die Hälfte des Geländes.

Planerisch bekräftigt Migenda den Abschied vom Gewerbegebiet am Rennweg in Frankenforst; dort erscheint mit dem Flächenverbrauch für die neue Feuerwache am Rande des Königsforstes die Zustimmungsfähigkeit der Grünen ausgereizt. Auch die Erweiterungsfläche für die Firma Krüger im Gewerbegebiet Zinkhütte soll entfallen, hier fehlten überzeugende Planungen.

Parkplätze am Technologiepark in Gladbach

Gedankenspiele gehen zu den Flächen der Bundesanstalt für Straßenwesen („schwer einzuordnen“) und zum Technologiepark Moitzfeld. Der Beigeordnete denkt an eine Bebauung der Parkplatzflächen und eine Bauverdichtung entlang des Bestands an der Friedrich-Offermann-Straße. Wegfallende Parkplätze könnten im Parkhaus des Baumarktes eingerichtet werden, so sein Denkspiel.

Das könnte Sie auch interessieren:

Grundsätzlich sollten heimische Firmen auf den künftigen Gewerbeflächen bevorzugt zum Zuge kommen, sagt Migenda. So wird es auch von der Politik gesehen. Es gehe nicht an, dass die Stadt ortsansässigen Firmen keine Entwicklungsfläche mehr anbieten könne, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Jörg Krell.