Oldtimer-FanStefan Melchert ist nach wie vor begeistert von seinem Auto
Bergisch Gladbach – Da steht sie nun im Morgenlicht und schimmert in sanftem Pastell – die „Göttin“, la Déesse, wie das Citroën-Modell DS seinerzeit fast sofort nach der Vorstellung auf dem Pariser Automobilsalon getauft wurde – einerseits wegen der im Wagen verbauten neuartigen Technik, andererseits, weil das Design des Künstlers Flaminio Bertoni dem Automobil eine ungewöhnlich elegante Linie verlieh, die auch heute noch Wirkung zeigt. Auch Haifisch oder Hecht waren Kosenamen, die die Citroën DS aufgrund ihrer eleganten Linien verliehen bekam.
Der stolze Besitzer der französischen Schönheit, Stefan Melchert, erwarb den Oldtimer vor neun Jahren und will ihn, „wenn’s geht“, nie wieder hergeben. Er ist stolz darauf, dass seine Déesse noch im Originalzustand ist, unrestauriert und mit allen Charakteristika, die das Citroën-Automobil auszeichnet. Melchert, selbst Inhaber einer Auto-Reparaturfirma, ist nach wie vor begeistert von seiner „Göttin“. Bei ihm lassen viele Besitzer ihre US- oder französischen Oldtimer warten und reparieren.
Nicht nur Charme, sondern auch Neuerungen
Er öffnet die Fahrertür zu einem Cockpit, dass einerseits den Charme eines lang vergangenen Jahrzehnts verströmt, andererseits aber auch technische Neuerungen enthält, die 1955 bahnbrechend waren. So ist das Lenkrad der „Déesse“ einspeichig, weil es zu jener Zeit kaum Sicherheitsgurte gab und die Konstrukteure davon ausgingen, dass sich das Lenkrad so bei einem Aufprall des Fahrers am leichtesten verformen ließ.
Die Lenkung wird über die Hydraulikanlage erleichtert, auch ein besonderes Kennzeichen der DS, die das edle Gefährt beim Starten sanft in die Höhe hebt. Hydropneumatik nennt sich das. So hat das Automobil eine automatische Niveauregulierung – und eine sehr sanfte Federung, was sich , sagt Besitzer Melchert, in Straßen mit verkehrsberuhigtem Ausbau doch sehr angenehm bemerkbar mache.
Ein Wagen mit vielen Nostalgie-Momenten
Der Schlüssel zu der Citroën DS sieht hingegen ganz unspektakular aus – wie ein Briefkastenschlüssel. Auch ein Choke findet sich unter den Knöpfen und Schaltern am Amaturenbrett – für Kaltstarts. Die Uhr sieht aus wie ein Reisewecker aus längst vergangenen Tagen, und der Aschenbecher ist genauso groß wie das Radio.
Immerhin – über ein Anschlusskabel gibt das alte Schützchen auch mp3-Dateien wieder. Von einem multifunktionalen Bedienelement allerdings ist die Déesse noch sehr weit entfernt. Allein für die Lüftung sind links im Cockpit drei Hebel verbaut, rechts noch einmal einer für das Gebläse.
Froh über die vielen Orginalelemente
Stefan Melchert ist erst der dritte Besitzer der „Madame“, über einen Freund seines Vaters bekam er den Wagen aus Esslingen. Das 83 PS starke Gefährt mit dem sanften Schaukelgefühl wurde am 18. März 1963 erstmals zugelassen, im französischen Departement Ain. Melchert ist glücklich, dass sein Oldtimer noch so viele Originalelemente aufweist: Die roten Sitze mit Rosshaarpolsterung, die Innenverkleidung in Beige-Rot, das Original-Dach, die Karosserie – kaum zu glauben, dass die Déesse so viele Jahre ohne Restaurierung, ohne Schweißarbeiten überstanden hat.
Geschont wird das schöne Auto bei Stefan Melchert nur bei Regen. „Das tue ich ihr nicht an.“ Generell aber gilt für den Autospezialisten, dass der Schatz gefahren werden will, und so ist die Citroën DS für ihn auch die erste Wahl, um von zu Hause zum Firmengelände an der Kürtener Straße und abends wieder heimwärts zu fahren. Für alle Fälle verwahrt er einen zweiten Motor in einer Betriebshalle – man weiß ja nie.
Das könnte Sie auch interessieren:
Eine Besonderheit der Göttin hält Melcherts Frau Anke allerdings vom Fahren ab, obwohl Stefan Melchert gern einmal hinten in seinem Auto säße, um den Komfort zu genießen: Statt eines typischen Bremspedals hat die Citroën DS einen Bremspilz, der am Boden auf einer Bremsverteilerplatte montiert ist. Und manchmal geht es dem Unternehmer nicht schnell genug mit der Hydraulikfederung seiner betagten Göttin. Dann heißt es ungeduldig: „Madame kriegt den Hintern nicht hoch.“