Leiharbeiter sollen dem Abfallwirtschaftsbetrieb helfen, die Ausfälle wegen Krankheit und Urlaub aufzuholen. In der Kritik steht der Beigeordnete Harald Flügge
Ausfälle, Krankheit, UrlaubGladbach stellt Leiharbeiter für die Müllabfuhr ein
Jetzt sorgen Leiharbeiter für die Abfuhr der vielen stehengebliebenen Mülltonnen: Seit Dienstag hat die Stadt zusätzliche Kollegen über einen Personaldienstleister eingestellt. Sie sollen retten, was noch zu retten ist beim Abfallwirtschaftsbetrieb. „Es gibt tatsächlich Entspannung“, berichtete Fachbereichsleiter Stephan Dekker im Ausschuss für Infrastruktur.
Beim Restmüll seien die Müllwerker bereits wieder im Rhythmus, beim Sperrmüll werde bis nächster Woche alles wieder im Rahmen sein. Nur bei den Papiertonnen sei doch einige Aufarbeit erforderlich, da dauere es noch ein wenig.
Ab Montag sei ein weiteres Müllfahrzeug im Einsatz, ausgeliehen von einem externen Dienstleister. Und bei den Kleidercontainern helfe die GL Service gGmbH. Am Dienstag seien erstmals alle Fahrzeuge im Einsatz gewesen. Zum 1. September beziehungsweise 1. November seien auch alle Stellen bei der Abfallwirtschaft wieder besetzt.
Dekker: „Wir sind guter Hoffnung, bald wieder im Normalbetrieb zu arbeiten.“ Am Donnerstag habe er Bürgermeister Frank Stein (SPD) um die neuen Mitarbeiter gebeten, am Dienstag seien diese im Einsatz gewesen. Zuvor seien Ausschreibungen für neue Lade-Mitarbeiter ergebnislos geblieben. Er, Dekker, habe zuvor gar nicht gedacht, dass auch Personaldienstleister zur Lösung der Krise in Frage kämen.
Konzept soll kommen
Noch etwas Neues: Ein Betriebskonzept für die städtische Müllabfuhr soll bis zur nächsten Ausschusssitzung kommen, der Antrag der CDU fand bei dreimal Nein von der SPD und vier Grünen-Enthaltungen eine deutliche Mehrheit. Damit soll neuen Krisen vorgebeugt werden. Das CDU-Anliegen war der eigentliche Aufhänger für die Debatte.
Das Chaos der Müllabfuhr: für die Politiker ein Aufregerthema. Die Abfallwirtschaft ist Fachbereichsleiter Stephan Dekker zugeordnet. Über ihm agiert der Beigeordnete Harald Flügge von der CDU – Redner von Grünen und SPD nahmen Flügge scharf ins Kreuzfeuer. Er persönlich habe das Chaos bei der Müllabfuhr zu verantworten, weil er nicht rechtzeitig reagiert habe, lautete der Vorwurf.
Andreas Ebert von der SPD redete sich fast in einen Wutausbruch: „Irgendwann kommt der Verdacht, dass das mit Absicht passiert ist.“ Der Bürgermeister habe hingegen das Problem schnell gelöst, nicht der Fachbereich. Die Situation der Abfallwirtschaft sei nicht anders als in den Vorjahren, Krankenstand und Urlaub seien absehbar gewesen. „Das ist eine persönliche Fehlleistung gewesen, da gibt es keinen Zweifel.“
Ebert redete sich in Rage und griff den Beigeordneten frontal an: „Da platzt mir der Kragen. Hat hier jemand seine Aufgaben nicht gemacht?“ Der gescholtene Beigeordnete schaute während Eberts Wutrede stoisch in die Runde und meinte anschließend , er sei „immer ansprechbar“ gewesen.
Hintergrund von Eberts Äußerung, ist die im letzten Jahr von der damaligen Ampel-Kooperation politisch beschlossene Auflösung der Entsorgungsbetriebe Bergisch Gladbach (EBGL). Über diese städtische Tochter hatte in den Vorjahren die Verwaltung bei Engpässen Personal eingestellt, allerdings zu geringeren Löhnen. Diese Vorgehensweise sei nun nicht mehr möglich, verteidigte sich Stephan Dekker.
Heftige Kritik an Flügge kam auch von der Grünen Dr. Anna Steinmetzer. Mit Urlaubssperren hätte man reagieren können, meinte sie. Auf den Gehwegen gebe es aktuell unhaltbare Zustande, zwischen den Mülltonnen könnten Kinder nicht mehr sicher zur Schule gehen. Die Auflösung des Entsorgungsbetriebs sei auf keinen Fall Schuld an der Lage, die Fachabteilung habe nicht auf den Engpass reagiert. „Der Bürgermeister hat quasi den Notknopf gedrückt“, meinte Jan Lobermeier (Grüne).
Ganz anders sahen es die Vertreter der CDU-Fraktion. „Ich glaube nicht, dass das ein Versehen einzelner Verwaltungsmitarbeiter ist“, nahm Hermann-Josef Wagner den Beigeordneten ein wenig in Schutz. CDU-Sprecher Martin Lucke meinte, dass sich die Folgen der EBGL-Auflösung auswirkten. Es gebe keine Ferienjobber mehr. David Bothe sagte, es sei „schon fast zynisch“, dass funktionierende Strukturen abgeschafft worden seien und jetzt der Einsatz von Personaldienstleistern gefeiert werde.
Jörg Laschet (FDP) erinnerte an ein Überführungskonzept der Gesellschaft, das die Verwaltung noch nicht erstellt habe.
Die Frist sei Ende Juni ausgelaufen.