MotorsportGladbacher Jan Kiermeyer will die „Grüne Hölle" erobern
Bergisch Gladbach – Es sind nicht die Formel-Eins-Stars wie Sebastian Vettel, Michael Schumacher oder Ayrton Senna, denen er nacheifert. Vielmehr heißen seine Vorbilder Nico Müller, Jens Klingmann und Victor Bouveng. Der Gladbacher Kartfahrer Jan Kiermeyer will nicht die Strecken von Spa, Silverstone oder Monza erobern. Sein Traum ist die „Grüne Hölle“ auf dem Nürburgring: „Mein großes Ziel ist die Teilnahme am 24-Stunden-Rennen, dafür bin ich bereit, viel zu investieren“, erklärt der 17-Jährige.
Früher beim Jugendkart-Slalom
Seinen Weg dorthin hat er vorgezeichnet. Langsam will Kiermeyer seine Hoffnungen zu Realität werden lassen. Nachdem er von 2013 bis 2015 am NRW-Jugend-Kart-Slalom teilgenommen hat und auch bereits einige Gaststarts bei Clubläufen der Kartsportfreunde Erftland mit vorderen Platzierungen auf der Strecke in Kerpen verzeichnen konnte, fühlt er sich bereit für den nächsten großen Schritt. „Jetzt würde ich gern bei den Gleichmäßigkeitsrennen in der GLP auf dem Nürburgring starten. Dabei müssen die Fahrer möglichst identische Rundenzeiten hinlegen. Das würde mir helfen, die Nordschleife besser kennenzulernen.“ Dass er dieses Vorhaben in diesem Jahr umsetzen will, liegt nicht zuletzt an der Auflösung seines Kart-Clubs „Die Bengels“ aus Rösrath.Es kann in der Tat nicht schaden, die „Grüne Hölle“ auf dem Nürburgring wie die eigene Westentasche zu kennen. 73 Kurven, Steigungen von bis zu 18 Prozent machen sie auf einer Länge von 20,832 Kilometern zu einem Blech verschlingenden Monster. Unvergessen bleibt der Unfall von Niki Lauda, der am 1. August 1976 beim Großen Preis von Deutschland mit seinem Wagen von der Piste abkam, der Wagen ging in Flammen auf.An solche Horror-Crashs hat Kiermeyer bislang keinen Gedanken verschwendet. Sein Hauptaugenmerk gilt der Sponsorensuche, die ihm den Einstieg erleichtern soll. Auf 4000 bis 5000 Euro schätzt er die Kosten für eine Saison in der GLP. Der Vorteil liegt auf der Hand, zu Gleichmäßigkeitsprüfungen sind auch Straßenflitzer zugelassen. Ein umgebauter Rennwagen wäre zu kostspielig.Hat Jan Kiermeyer die „Rundungen“ des Kurses verinnerlicht, will er die nächste Stufe in Angriff nehmen. Dann soll es die Königsklasse sein, die Meisterschaft der Tourenwagen GT3. Bei der VLN-Langstreckenmeisterschaft gibt es verschiedene Klassen. Herausragend sind die GT3-PS-Boliden „Bis dahin will ich so viele Angebote wie möglich annehmen, um Erfahrung zu sammeln. Außerdem will ich noch weitere Kontakte knüpfen“, sagt der angehende Mediendesigner.
Benzin im Blut
Das Kennenlernen funktionierte zuletzt bestens. BMW-Werksfahrer Klingmann, der nun die Tudor United Sportscar Championship in den USA fährt, zeigte dem bergischen Talent sein GT3-Mobil: „Er ist auch mein Ansprechpartner, wenn mir mal eine Frage unter den Nägeln brennt.“In Köln traf er Müller und dessen Flitzer. Die Nachwuchskraft ließ sich das Wageninnenleben genau erklären. Einen schicken BMW M6 präsentierte Bouveng ihn zuletzt am Nürburgring. In diesen Situationen spürt Kiermeyer, wie sein Körper brodelt.Der einstige Fußballer und Badmintonspieler hat mittlerweile Benzin im Blut und brennt drauf, den Führerschein zu bestehen. „Bald habe ich die theoretische Prüfung. Einen eigenen Pkw werde ich mir erst leisten, wenn ich im Berufsleben stehe“, verrät der 17-Jährige. Er ist seinem Vater Rolf durch und durch dankbar: „Er war früher Mechaniker bei der Motorrad-Langstreckenmeisterschaft. Seit mehr als zehn Jahren bin ich nun selbst aktiv, mein Vater hat mich immer unterstützt – auch finanziell.“ 2016 will er an den Track Days zur Vorbereitung auf die GLP-Saison 2017 teilnehmen, dazu wäre ein Geldgeber vonnöten.Der letzte Blick geht noch einmal zurück zur Formel Eins, die vor Jahren sein Ziel war. Mittlerweile missfallen ihm Motor-Sound, Optik und Ablauf. Der Versuch, mit einem neuen Qualifying-Modus andere Fahrer nach vorn zu bringen, sei sinnlos. Auch das neue Kopfschutzsystem fällt durch: „Es nimmt dem Fahrer Teile der Sicht, es handelt sich also um einen Rückschritt.“
Die Karriere von Jan Kiermeyer
Sein erstes Rennen absolvierte Jan Kiermeyer 2005 beim Indoor-Kart. Er startete 2013 zum ersten Mal in der Jugend-Kart-Slalom Meisterschaft des ADAC Nordrhein, Region Süd, nachdem er im Oktober 2012 zum Rösrather Team „Die Bengels“ gestoßen war. Das war gleichzeitig der Abschied von der Nachwuchsserie. Im vergangenen Jahr nahm er an einem Clublauf der Kartsportfreunde-Erftland und am ADAC Jugendkart-Slalom teil. Als seinen bislang größten Erfolg bezeichnet er den ersten Gaststart bei den Kartsportfreunden Erftland: „Die Karts und die Strecke waren neu für mich, dennoch bin ich auf Anhieb Elfter geworden. Da habe ich gemerkt, dass ich dort richtig bin“, sagt der Nachwuchspilot.www.jankiermeyer.com