Kajuja wird 66Wo viele Größen in Bergisch Gladbach klein angefangen haben
Bergisch Gladbach – Jeckes Jubiläum Sie gilt als karnevalistische Talentschmiede schlechthin: Die Labbese haben ihre Wurzeln ebenso in der Kajuja ihrer Heimatstadt wie der „Bergische Jung“ Willibert Pauels, „Et fussich Julche“ Marita Köllner oder „Weltenbummler“ Gerd Rück.
Und die Kajuja Bergisch Gladbach war ganz am Anfang der Kajuja-Bewegung dabei: Bereits zwei Jahre, nachdem in Köln überhaupt die Idee und der Name geboren worden war, stieg im damaligen Dekanat Bensberg bereits die erste Kajuja-Sitzung – mit Starthilfe aus der Domstadt. Was der Kajuja in dieser Session bereits den jecken 66. Geburtstag beschert. Aber der Reihe nach.
Aus „Ajuja“ entstand die „Kajuja“
Laut Kajuja-Chronik von Hans Dieter Scigala muss es im Januar 1950 gewesen sein, als Mitglieder der katholischen Jugend in Köln nach einer Karnevalssitzung in den Sartory-Sälen auf dem Heimweg nach Köln-Flittard waren und gut gelaunt alte Karnevalslieder anstimmten. Darunter auch den Schlager „Ajuja, ajuja, jetz jeiht et widder ajuja“. Im Übermut der Freude soll das ganz „Schmölzchen“ plötzlich gesungen haben „Kajuja, Kajuja, jetz jeiht et widder Kajuja . . .“ Ausgehend von diesem nächtlichen Gesang soll die Karnevalsveranstaltung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Köln fortan „Kajuja-Sitzung“ genannt worden sein.
Die Idee zog rasch Kreise: 1952 beschloss der Führungskreis der katholischen Jugend des Dekanates Bensberg, in der kommenden Session eine „Karnevalssitzung für die Jugend mit ihren Eltern“ zu veranstalten. Als Termin wurde der Freitag vor dem Karnevalssonntag gewählt, an dem auch heute noch die traditionelle Kajuja-Sitzung in Gladbach stattfindet. Zu den Gründern zählten damals unter anderem Willi Heider, Hans Schnittgen, Xaver Hetzenegger, Georg Dohm, Albert Hebborn sowie der Religionslehrer Kaplan Werner Thronberens.
Für die erste Sitzung „liehen“ sich die Organisatoren noch einen Präsidenten und einen Elferrat von der Kajuja Köln aus. Ein Jahr später wurde der Elferrat bereits von der Gladbacher Jugend selbst gestellt. 1955/56 übernahm Willi Heider auch das Amt des Präsidenten. Die Kajuja Bergisch Gladbach stand nun komplett auf eigenen Beinen. Und hatte eine Menge Zuspruch: Neben der Freitagssitzung gab es bald auch einen Kostümball, 1956/57 wurde eine zweite Sitzung ins Leben gerufen, fünf Jahre später kam – in Kooperation mit der Caritas – noch eine „Kajuja-Altensitzung“ hinzu.
Die Luft für Sitzungen wurde unterdessen Ende der 60er-Jahre dünner. Da weniger Besucher kamen, beschränkte sich das Programm auf eine Kajuja-Sitzung und eine Altensitzung – baute aber das Programm außerhalb der fünften Jahreszeit aus: Wandertage, Spanferkel- und Fischessen, Mundartmessen und später die Beteiligung bei Stadtfesten sowie Skat- und Mau-Mau-Turniere bereicherten den Jahreskalender.
Und die Kajuja machte Schlagzeilen: 1971/72 stellte sie mit Prinz Heinz-Lothar Volberg, Bauer Karl-Heinz Mischker und Jungfrau Ingrid Männel-Schulze das Dreigestirn der Kreisstadt und beteiligte sich in der folgenden Session erstmals mit einer Fußgruppe am Gladbacher Karnevalszug – der Beginn einer weiteren Erfolgsgeschichte. Denn mehrfach heimsten sowohl die Fußgruppe als auch später der Kajuja-Wagen Preise ein.1972 wurde aus dem „Freundeskreis Karneval“ im BDKJ ein eingetragener Verein: der Kajuja Bergisch Gladbach e.V. Die Feierfreude in der Kajuja-Familie scheint das zusätzlich beflügelt zu haben: Bereits Mitte der 70er-Jahre inszenierten die Jecken ein Oktoberfest an der Strunde. Parallel dazu bauten sie das Engagement im Zoch mit einem zweiten Wagen, dem „Kinderwagen“ für den Nachwuchs der Kajuja-Familie, aus.
Neuer Präsident
Besonderes Schmankerl im Jahr des 25-jährigen Bestehens: Kajuja-Mitglied Wolfgang Bosbach wurde 1977 Prinz Karneval. Mit Martin Gerstlauer (Bauer 1983), Wilfried Patemann, Karl Heinz Kusnierz und Almut Buchholz (Dreigestirn 1997) sollten weitere Kajuja-Mitglieder in höchsten Jeckenämtern folgen.
Damit die gesamte Kajuja-Familie sicher den Zug verfolgen konnte, errichtete der Verein ab Anfang der 80er-Jahre eine eigene Tribüne am Konrad-Adenauer-Platz. 1985 gründete sich ein staatses Kajuja-Männerballett, ein Jahr später saßen erstmals auch offiziell Damen im Elferrat – und eine eigene Jugendgruppe formierte sich obendrein. 1992 organisierten die „Labbese“, die wenige Jahre zuvor zu Kajuja-Ehrenmitgliedern ernannt worden waren, die erste Kult-Veranstaltung der „Lachenden Tiefgarage“. Zum 44. Kajuja-Geburtstag wurde das bis heute gültige Outfit aus der Taufe gehoben: grüner Frack zu schwarzer Hose und weißem Frackhemd mit roter Fliege – fertig war Gladbachs erste Frackgesellschaft.
2003 übernahm mit Michael Bierther nicht nur ein Eigengewächs der Gladbacher Kajuja das Präsidentenamt von Lothar Volberg, sondern auch ein passionierter Redner und Sitzungsleiter, parallel auch Präsident der Kajuja Köln. Gladbachs Kajuja war ja schon immer ganz vorn dabei. Nach elf erfolgreichen Jahren gab Bierther das Amt 2016 ab, um sich mehr seiner Familie widmen zu können.
Nachdem Udo Güldenberg ein Jahr als Sitzungspräsident eingesprungen war, startet die Kajuja in ihrem 66. Jahr mit einem neuen Präsidenten durch. Frank Warmers wird heute Abend auch die Jubiläumssitzung leiten – an der Spitze einer Familiengesellschaft, die auch nach 66 Jahren so jung geblieben ist wie ihre Name.
Eine jecke Familie mit Kontinuität
In 66 Jahren hatte die Bergisch Gladbacher Kajuja gerade mal vier Vorsitzende, und zwar in folgender Reihenfolge: Günter Hötzel, Herbert Lücking, Günter Hötzel, Georg Hötzel und die heutige Vorsitzende Rosl Lindlar.
Als Präsidenten führten die Kajuja Bergisch Gladbach Hein Heller, Willi Heider, Heinz-Lothar Volberg, Michael Bierther und nun Frank Warmers (siehe Interview).
Drei Geschäftsführer leiteten die Geschicke der Gesellschaft: Peter Kusnierz, Karl Heinz Kusnierz und Alfred de Martin.
Als Literaten sorgten und sorgen für das Programm der Kajuja-Sitzungen in 66 Jahren Hans Schnüttgen, Peter Heider, Heinrich Heider, Willi Eimermacher, Helga Schröder, Gregor Hötzel, Kai Glatzel, Markus Siebelitz, Alfred de Martin und Sandra Schmidt.
Herolde waren: Werner Schmitz, Günter Hötzel, Alfred Gilles, Gregor Hötzel, Mike Steinbrecher, Elli Kusnierz, Christina Küppers (Neu) und Kai Schmiauke. (wg)