In Kürten am Waldfriedhof ist vor 25 Jahren ein moderner Kreuzweg errichtet worden.
KarfreitagModerner Kreuzweg überrascht am Waldfriedhof in Kürten
In Kürten liegt die Landstraße unten im Tal. Steigt man höher, ins obere Dorf, wird das Rauschen des Verkehrs leiser. Es rückt der historische Ortskern näher. Das alte Kirchlein mit dem Patron St. Johann Baptist ist dort, das eindrucksvolle Pfarrhaus auf der anderen Straßenseite und weitere malerische Fachwerksgebäude.
Ehemals auch der Wiedenhof, den die Kürtener niederbrannten, weil er dem Pfarrheim im Wege zu stehen schien. Auch der kleine Friedhof liegt dort, hinter dem Kirchlein, zum Hang hin. Als der Dorffriedhof zu klein wurde, vor wenigen Jahrzehnten, errichtete das Amt Kürten einen neuen, einen modernen Friedhof. Weiter außerhalb liegt er, am Rande der Siedlung. Neuzeitlicher wirkte er im Vergleich zu seinem uralten Vorgänger.
Von den Häusern unten an der Landstraße sind zahlreiche Höhenmeter zu erklimmen, ehe das Gelände des Waldfriedhofs in Sicht kommt. Praktischer ist die Anfahrt mit dem Auto. Unten am Eingang ist eine recht große Trauerhalle, von dort gehen zahlreiche Spazierwege ab. Das Grab des Kürtener Ehrenbürgers Karlheinz Stockhausen befindet sich hier, Musikfreunde aus aller Welt besuchen die Grabstätte, in der bereits die Grablegen für seine langjährigen Begleiterinnen Kathinka Pasveer und Suzanne Stephens-Janning vorbereitet sind.
Kürten: Baumbestattungen sind möglich
Bestattungen von Verstorbenen aus dem Hauptort Kürten werden üblicherweise hier auf dem Waldfriedhof vorgenommen. Baumbestattungen, in unterschiedlichen Varianten gestattet, sind auch möglich, sie werden gerne genutzt von den Angehörigen. Die Besonderheit des Waldfriedhofs wird von Besuchern mitunter übersehen.
Es gibt am Waldfriedhof einen Kreuzweg, mit 14 Stationen, gestaltet von Pater Leo Jahn aus Lennestadt im Sauerland. Keinen Kreuzweg im althergebrachten Sinne. Der Kreuzweg am Waldfriedhof ist modern gestaltet und mit seiner künstlerischen Ausgestaltung zeitlos. Außen um den Friedhof herum sind die Stationen angeordnet, der Spaziergänger kann auf einer kleinen Wanderung die Stationen aufsuchen.
Sie liegen alle im kleinen Wäldchen, das den Waldfriedhof umschließt. Auf Wanderpfaden geht es von Station zu Station, und mitunter kommen die Wohnhäuser der nahen Umgebung in Sicht. Obwohl sich der Kreuzweg nah am Ort Kürten befindet, wirkt er so, als würde er weiter abseits liegen, eingebettet in eine ruhige, friedfertige Landschaft.
Meditation an den Plastiken
Das Miteinander von Friedhof, Kreuzweg und Landschaft wird von manchen Besuchern als beglückend empfunden. Der Alltag ist auf den Wegen am Waldfriedhof sehr weit weg. Manche Besucher kommen zum Waldfriedhof nur wegen dieses Kreuzwegs und seiner Stelen, einige Spazierwanderer meditieren auch.
Es sind wuchtige Stelen aus hellem Beton und einer künstlerischen Einfassung aus Bronze, die die Leidensgeschichte Christi begleitend zur Liturgie des Karfreitags schildern. Es sind alles realistische Darstellungen, auch Kriege und Unfälle im persönlichen Umfeld werden aufgegriffen, die Reliefs sind dem jeweiligen Thema angepasst. Sie nehmen den Betrachter eindrücklich gefangen, er möchte nicht achtlos an den Stelen vorbeigehen.
Die Kreuzwegstationen liegen alle im Freien, was ihnen einen besonderen Charakter verleiht. Einig Meter Fußweg liegen zwischen den 14 Stationen. Gestiftet hat den Kreuzweg seinerzeit der Kürtener Pastor Heinz Kramm, im September 1998 zu seinem 25-jährigen Ortsjubiläum in Kürten. Eine Prozession von der Kirche zum Waldfriedhof gab es am Eröffnungstag, unter großer Anteilnahme der Katholiken.
Auf Geschenke verzichtet
Mit Spendengeldern und zwei Kollekten hatte der allseits beliebte Seelsorger rund 50.000 Euro beisammen bekommen, um den Kreuzweg zu gestalten. Persönliche Geschenke zu seinem Jubiläum lehnte Kramm ab. Aus seinen Urlauben im Sauerland kannte der Kürtener Pastor den kreativen Seelsorger. Drei Jahre Vorarbeit brauchte es damals, bis das Projekt geplant war, und nur einen Tag für die Aufstellung. „Jesus und der bedrängte Mensch“ hat Jahn sein Kunstwerk überschrieben, Jesus, der Helfer, der Trostspendende.
Dieses Motto nimmt der Betrachter von seinem Besuch mit. In den vergangenen Tagen und Wochen der Fastenzeit lagen an der ersten Kreuzwegstation Lied- und Gebetshefte aus, die die Gläubigen mitnehmen konnten. „Mit Blick auf die vielen Krisenherde auf unserer Erde und der damit verbundenen Nöte, die Menschen erleiden, möchten wir auch in diesem Jahr einladen den Kreuzweg zu betrachten“, betonen die Seelsorger von St. Marien Kürten.
Ein ausführliches Gebetsheft soll zu allen Stationen begleiten, und ein einfacheres Heft, welches auch besonders für junge Menschen geeignet ist, hilft bei der Betrachtung sieben ausgewählter Stationen.
Am Karfreitag sind am Vormittag die Kommunionkinder von St. Marien zu einem Treffen am Kreuzweg des Waldfriedhofs eingeladen. Nach vielen Jahren hat der Kürtener Kreuzweg nichts von seiner Ausstrahlung verloren.