Viele Bergisch Gladbacher seien noch nie im Kunstmuseum ihrer eigenen Stadt gewesen. Dagegen versucht die Leitung seit einiger Zeit etwas zu unternehmen.
KulturangebotWieso das Bergisch Gladbacher Kunstmuseum einmal im Monat besonders voll ist
„Die Villa Zanders steht zentral im Bergisch Gladbacher Stadtbild, aber trotzdem waren viele Gladbacher noch nie im Kunstmuseum ihrer eigenen Stadt“, sagt Dr. Ina Dinter, die die Leitung des Museums Anfang April von Dr. Petra Oelschlägel übernommen hat.
Um eine Hemmschwelle zu senken, ist der Eintritt seit einiger Zeit jeden ersten Donnerstag im Monat für Bürgerinnen und Bürger aus Bergisch Gladbach frei. „Dieses Angebot wird sehr gut angenommen. Manchmal, wenn ich vergesse, dass der freie Donnerstag ist, wundere ich mich, wie viel hier los ist“, erzählt sie. Durch dieses Angebot könnten auch Menschen, die sonst nicht regelmäßig ins Museum kommen, die Ausstellungen anschauen, ohne Angst haben zu müssen, Geld für etwas auszugeben, was ihnen dann doch nicht gefällt. Und: Auch Menschen, die nicht so viel Geld haben, könnten so am kulturellen Leben in Bergisch Gladbach teilnehmen.
Unterschiedliche Bergisch Gladbacher nutzen den Eintritt
Es würden laut Mitarbeiterin Isabel Cuypers-Kühn ganz unterschiedliche Menschen den freien Eintritt nutzen „Oft sind es Senioren, es kommen an diesen Tagen auch immer mal wieder jüngere Menschen in die Villa“, sagt sie.
Zwei von ihnen sind Helene Irma und Helene Weseler: „Wir sind aber zufällig hier“, sagen sie. Sie würden eigentlich aus Dresden kommen und bald für ein Auslandsjahr nach Ecuador reisen. Die Organisation, die sie dabei unterstützt, habe dafür einen Vorbereitungskurs in Odenthal abgehalten und an diesem Tag seien sie in Bergisch Gladbach unterwegs gewesen. Sie hätten etwas Zeit über gehabt und die Villa entdeckt. „Ich möchte nach dem Auslandsjahr Kunstpädagogik studieren und dachte, dass ich die Gelegenheit nutze und mir anschaue, was hier so ausgestellt wird“, sagt Helene Irma.
Claudia Stauf hat schon einige Male den freien Donnerstag genutzt: „Ich finde, das ist ein tolles kulturelles Angebot“, sagt sie. Besonders gut würden ihr die Arbeiten von Joseph Beuys gefallen. „Diese Skulptur sieht so aus, als würde sie die Zunge rausstrecken“, sagt sie. Auch Katharina Kassülke betrachtet Beuys‘ Arbeiten.
„Als ich den Titel ‚ Honig für Kunst und Gesellschaft‘ gesehen habe, war ich erst skeptisch“, erzählt sie. Sie habe gedacht, durch die neue Leitung würde das Programm vielleicht etwas politischer werden. „Aber das ist gar nicht so“, sagt sie. Die Ausstellung gefalle ihr richtig gut: „Die Farben sind toll“, sagt sie. Sie nutze den freien Donnerstag regelmäßig, „eigentlich immer, wenn es etwas Neues gibt“, erzählt sie. An dem Museum gefalle ihr, dass die Ausstellungen zu dem Gebäude passen würden. „Ich war letzte Woche in einem anderen Museum, und wurde der schöne, helle Raum viel zu vollgestellt“, erzählt sie.
Ehrenämterin Sonja Kehde verbringe ebenfalls gerne Zeit in den Räumen der Villa – und mit Menschen, die sich für Kunst interessieren: „Das ist eine schöne Abwechslung zu meinem Berufsleben“, sagt sie. In dem hat die Psychotherapeutin nämlich nichts mit Kunst zu tun. „Ich bin noch nicht so lange da, aber kann hin und wieder schon etwas zu den Werken erzählen“, erzählt sie.
Dieses Gespräch bekommt Gudrun Ignatius mit. Sie komme viel und gerne in die Villa, finde aber: „Es ist toll, wenn sich Menschen ehrenamtlich engagieren. Aber: Kultur ist eine Grundaufgabe des Staates. Sie muss auch funktionieren, wenn Menschen nicht umsonst im Kulturbetrieb arbeiten. Menschen sollen von Kunst leben können, und das können sie nicht, wenn sie für ihre Arbeit nicht bezahlt werden.“
Das Angebot, die Ausstellungen einmal im Monat kostenlos anzusehen, sei aber „eine gute Sache“. „Es ist nur schade, dass es an den anderen Tagen meistens nicht so voll ist“, sagt sie.
Aktuell können Gäste im Kunstmuseum Villa Zanders drei Ausstellungen sehen: Soft Ruins von Jenny Michel, HONIG für Kunst & Gesellschaft, von unter anderem Joseph Beuys, Hede Bühl und Felix Droese und Die Entdeckung der Moderne von Martin Noel und Otto Freundlich.