AboAbonnieren

Den Forschergeist weckenDie einzige „Kulturschule“ im Rheinisch-Bergischen Kreis

Lesezeit 3 Minuten

Eine Skulptur des Buchstaben K haben die Schüler mit bunten Holzstücken gebaut. Das K steht für Kulturschule, Kreativität, Kippekausen, Kinderparlament oder Kulturstrolche.

Bergisch Gladbach – Theater spielen, Filme drehen, Musik machen: Zusammen mit Künstlern haben Lehrer der Grundschule Kippekausen diese in eine „Kulturschule“ verwandelt. Sie ist die einzige Schule im Rheinisch-Bergischen Kreis, die diesen Titel trägt.

Schüler sind begeistert

„Endlich haben wir richtig viel Zeit für ein Thema“, erinnert sich Sebastian aus der 4. Klasse an das vergangene Schuljahr, als er mit Mitschülern eine Power-Point-Präsentation zum Thema Erde auf die Beine stellte. Auch bei Milana spürt man die Begeisterung für diese Art des Unterrichts: „Ich finde am besten, dass wir die Themen mitaussuchen können.“ Emma berichtet: „Man lernt nicht Mathe oder Deutsch, sondern alles, was um uns herum passiert.“ Mit dem von Kindern der Theater AG unter Leitung Studierender des ästhetischen Lernbereichs der Universität Köln selbst geschriebenen Theaterstück „Immer Ärger im Hause Benimm“ haben es die Kinder im Juli sogar auf die Bühne der Kinderoper in Köln geschafft. Die Jury der „Bühnen Köln“ hatte das Stück aus Kippekausen für das Kölner Schultheaterfestival zur Aufführung ausgewählt.

Den Forschergeist wecken

„Es geht darum, in den Kindern den Forschergeist zu wecken, sie anzuregen, den Dingen selbst auf den Grund zu gehen und sich so Wissen selbst anzueignen“, dafür setzen sich Rektorin Sonja Frohleiks und ihr Kollegium ein. Man könnte auch sagen, sie machen eine neue Welt auf für die Kinder. Frohleiks drückt es so aus: „Wir wollen ihnen Identität und sinnhaftes Handeln für ihr Leben mitgeben.“

Das könnte Sie auch interessieren:

An wöchentlich stattfindenden Projekttagen setzen sich die Kinder intensiv und auf ganz unterschiedliche Weise teils unter Anleitung von Künstlern mit einem Thema auseinander – ohne Notendruck. „Das führt in vielen Fällen dazu, dass in den Kindern ungeahnte Ressourcen freigesetzt werden“, erzählt Frohleiks. Sie bekommen die Chance, in einem bestimmten Bereich zu glänzen. „Sie lernen künstlerische und kreative Herangehensweisen, suchen selbst nach Strategien, das ist einfach toll“, meint Schulleiterin Frohleiks, die außerdem einen Lehrstuhl im ästhetischen Lernbereich der Uni Köln innehat, „die Kinder merken, sie werden wahrgenommen. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein.“

Interdisziplinäres Lernen

Auch eine Vernetzung der Unterrichtsfächer findet statt. Das sieht man auch an der Theater AG: „Wenn man ein Theaterstück schreibt, lernt man gleichzeitig Rechtschreibung“, sagt Frohleiks. Im Rahmen eines weiteren Projekts haben die Kinder selbst Handpuppen gebaut – was in den Bereich Kunst geht – und zusammen mit zwei Filmemachern von der Lux Stiftung gelernt, wie man mit dem I-Pad einen Film mit den Handpuppen dreht und schneidet, was in den Bereich Medienkunde geht. Zusammen mit der Künstlerin Sandra Lindzus von der Kreativitätsschule in Refrath haben Viertklässler ein großes „K“ neben den Schuleingang gebaut. Die fast zwei Meter hohe Skulptur besteht aus vielen bunten Holzstücken und steht für Kulturschule, Kreativität, Kippekausen, Kinderparlament oder Kulturstrolche, zählen die Schüler auf.

Ganz nebenbei wird die Identifikation mit der Schule gesteigert. Zusammen mit dem Künstler Thorsten Neubert haben die Kinder eine Schulhymne geschrieben und komponiert. „Das ist ein richtiger Gassenhauer geworden“, berichtet Frohleiks. Anders als in anderen Bundesländern wie Rheinland Pfalz gibt es vom Land NRW keine finanzielle Förderung für Schulen mit einem Konzept als „Kulturschule“. Dafür unterstützt die Rhein-Energie die Grundschule schon im zweiten Jahr mit 8000 Euro, damit Künstler an die Schule geholt werden können. Im Rahmen des Sommerfests am 28. September zeichnet die Bundesvereinigung kulturelle Bildung Schulen die GGS Kippekausen ganz offiziell als Kulturschule aus. Ein schöner Lohn für das Engagement von Lehrern, Künstlern und Schülern.