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Parallel zu „Spaziergang“Erste Gegendemo zu Impfgegnern in Bergisch Gladbach

Lesezeit 3 Minuten

Mit Plakaten und einer ordnungsgemäß angemeldeten Demonstration bezogen die Volt-Mitglieder Position gegen den „Corona-Spaziergang“.

Bergisch Gladbach – „Corona gemeinsam überwinden“, „Verantwortung übernehmen: Impfen!“ und „Wissenschaft ist keine Glaubensfrage“ steht auf den Plakaten, mit denen sich Mitglieder der Europapartei Volt am Montagabend demonstrativ vor das Gladbacher Rathaus stellten, das wieder Ziel einer erneut gewachsenen Zahl von „Montagsspaziergängern“ war. Die Volt-Aktion war die erste offiziell angemeldete Gegendemonstration gegen die seit Wochen zunehmenden, unangemeldeten „Corona-Spaziergängen“, mit denen die Teilnehmenden – gleichwohl ohne Transparente und Plakate – mutmaßlich gegen die Corona-Schutzmaßnahmen protestieren.

Entsprechend waren Polizei und Ordnungsamt diesmal mit mehr Sicherheitskräften vertreten. Via Lautsprecherdurchsage informierte Einsatzleiter Norbert Wette die „Spazierenden“, dass das Land auch ihre Aktion als Versammlung im Sinne des Versammlungsgesetzes werte und die Teilnehmenden daher Masken zu tragen hätten.

Bergisch Gladbacherin: „Ich kann die nicht verstehen“

Die Reaktion war prompt: Mehrere „Spaziergänger“, die noch Masken trugen, zogen diese ab und bewegten sich wie die gesamte gut 300 Personen starke Gruppe in Richtung Fußgängerzone. „Wir spazieren doch nur“, raunzte eine Teilnehmerin auf die Frage, wofür sie unterwegs seien. Und: „Das muss ich Ihnen doch nicht erklären.“ Ähnlich knapp äußerten sich auch andere „Spaziergänger“ auf die Frage nach dem Anlass der Aktion: „Für die Freiheit“, bekannt ein junger Mann. Eine „Mit-Spaziergängerin“ kritisierte lautstark den „Polizeistaat“, von dem sie sich auf dem Konrad-Adenauer-Platz „bedroht“ fühle: „Und dann dieser Impf-Terror . . .“

Kopfschüttelnd passierte eine Fußgängerin die abziehende Gruppe: „Ich arbeite da oben im Krankenhaus“, so die Pflegekraft auf dem Heimweg von der Arbeit: „Ich kann die nicht verstehen. Wenn das nach denen geht, dann dauert das mit der Pandemie noch Jahre“, quittiert sie den Zug der „Spaziergänger“. Manche haben Kerzen in den Händen, andere Lichterketten umgehängt. Einige reagieren aggressiv auf die Gegendemonstranten. „Ich werdet doch bezahlt“, verspottet eine die rund 30 Aktiven von Volt.

Höhnische Sprüche für Gegendemo

„Wir wollten zeigen, dass es auf der Straße auch eine andere Meinung gibt“, so der rheinisch-bergisch Spitzenkandidat der Partei für die Landtagswahl, Markus Blümke, der unter anderem auch von der NRW-Spitzenkandidatin von Volt, Gina Nießer, unterstützt wurde. „Das sind ja nicht alles Rechte oder Corona-Leugner“, sagte Blümke mit Blick auf die „Corona-Spaziergänger“: „Es ist ja auch legitim Pro und Contra einer Impflicht zu diskutieren, deshalb wollen wir mit diesen Leuten ja auch ins Gespräch kommen.“

Allerdings: An diesem Abend funktionierte das nicht, ernteten die Volt-Mitglieder lediglich höhnische Sprüche und Blicke. Auch wenn zahlreiche „Spaziergänger“ ohne Maske unterwegs waren, beließen es Polizei und Ordnungsamt bei Aufforderungen, der Maskenpflicht nachzukommen. „Oberste Prämisse ist ein friedlicher Verlauf“, erläuterte Polizeisprecher Christian Tholl vor Ort. Schwierig sei es unterdessen auch, die „Spaziergänger“ zwischen den Passanten in der Fußgängerzone zweifelsfrei auszumachen, so Ordnungsamtsleiterin Ute Unrau.

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Bis auf knapp 600 Teilnehmende wächst der „Spaziergang“ in der folgenden Stunde noch an. In Overath sind es am selben Abend nach Polizeischätzungen 140, in Rösrath 55, in Wermelskirchen 100, in Leichlingen 65 und in Burscheid 15 – und damit kreisweit nochmal gut 150 mehr als eine Woche zuvor. Mit ihrer Gegendemonstration sind die Vertreter von Volt am Ende dennoch zufrieden: „Es ist gut, endlich auch mal hier einen Kontrapunkt gesetzt zu haben“, sagt Volt-Sprecher Jörg Zbick. „Auch wenn ein Gespräch mit den »Spaziergängern« nicht möglich war.“