In Bergisch Gladbachs ukrainischer Partnerstadt Butscha war die Bevölkerung aufgerufen darüber abzustimmen, ob es trotz des Krieges einen Weihnachtsbaum in der Stadt geben soll.
Weihnachtsbaum im KriegEin Stück Normalität in Bergisch Gladbachs Partnerstadt Butscha

Umgeben von Zelten für die Notversorgung steht der Weihnachtsbaum in Butscha.
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Der Bürgermeister von Bergisch Gladbachs ukrainischen Partnerstadt Butscha, Anatolij Fedoruk, wollte es genau wissen: Soll der Weihnachtsbaum auf dem zentralen Platz der Stadt aufgebaut werden, oder nicht? Über Facebook ließ Fedoruk abstimmen.
Alina Saraniuk, eine Mitarbeiterin des Bürgermeisters, berichtet per Video-Konferenz aus Butscha: „Es waren schließlich mehr als 70 Prozent dafür, den Baum aufzubauen.“ Und so steht jetzt ein Weihnachtsbaum auf dem Platz. Trompete blasende Engel stehen vor dem Baum. Rote und goldene Kugeln sind angebracht, Geschenkpakete umkreisen den Baum zur Spitze mit dem Stern. Die Leuchten am Weihnachtsbaum bleiben aus. Dafür gibt es keinen Strom.
So ein geschmückter Baum kann ein Stück Normalität vermitteln.
Bei der Abstimmung hätte vor allem die Sorge um die Kinder den Ausschlag gegeben, erzählt Alina Saraniuk. „So ein geschmückter Baum kann ein Stück Normalität vermitteln.“ Vielen Eltern sei überhaupt nicht nach Feiern zumute, aber für die Kinder würde eben auf Weihnachten umgeschaltet.
Auch Alina Saraniuk ist nicht nach Feiern. Schlafen, Decke über den Kopf und hoffen, dass in diesem Krieg Russland bald besiegt ist. So werde ihr Weihnachten aussehen. Der Alltag sei schwer. Kein Strom, kein Licht und keine Heizung. Kaum sei die Versorgung wieder hergestellt, greife Russland erneut die Infrastruktur mit Raketen an.
Neben dem Weihnachtsbaum sind Zelte für die Notversorgung aufgebaut
So werde das jetzt wohl weitergehen. Bis Russland keine Raketen mehr habe, oder die ukrainische Luftabwehr so stark sei, alle Raketen vom Himmel zu holen, sagt Saniuk. Zwei Raketen, wohl im Anflug auf Ziele in Kiew, sind bislang über Butscha abgeschossen worden. Niemand sei verletzt worden und auch sonst kein Schaden entstanden.
Neben dem Weihnachtsbaum sind Zelte aufgebaut. Dort gibt es Strom von einem Generator, es ist warm und auch Internet steht zur Verfügung. Die Menschen kommen an diesen Versorgungspunkten zusammen, um sich aufzuwärmen, das Handy aufzuladen und Nachrichten abzusetzen und zu empfangen.
Nach dem orthodoxen Kalender ist Weihnachten am 7. Januar
Vor dem Krieg war die Ukraine dabei, ihren Feiertagskalender neu zu leben. Nach dem orthodoxen Kalender ist Weihnachten am 7. Januar. Aber am 24. Dezember wurde auch schon Weihnachten gefeiert. Nikolaus – und nicht Weihnachten – ist der traditionelle Tag, an dem es Geschenke gibt. Und in der Sowjetzeit war Neujahr ein großes Fest. Dezember und Januar sind also echte Feiermonate in der Ukraine – wenn denn dieser Krieg nicht wäre.
Alina Saraniuk hat eine Einladung für ein Fest am 19. Januar in Bergisch Gladbach. Ja, auf Nachfrage weiß sie schon, dass es sich da wohl um eine Karnevalsfeier handeln soll. „Ich habe gar keine Vorstellung, was da passieren wird“, sagt sie. Der Versuch, ihr zu erklären, dass an diesem 19. Januar die Prinzenproklamation stattfinden wird und was das ist, so eine Prinzenproklamation, scheitert ziemlich kläglich. Weihnachten fällt in Butscha aus, also freue sie sich sehr auf diese „Feier“ im Januar in Bergisch Gladbach.

Bescherung in Butscha: Ernst schauen viele der Kinder in Butscha, über die Geschenke jedoch haben sie sich sehr gefreut.
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Während der Krieg in und um Bergisch Gladbachs ukrainische Partnerstadt Butscha allgegenwärtig ist, hat es bereits die erste Bescherung für Kinder mit den von Bergisch Gladbacherinnen und Bergisch Gladbachern gepackten Wichtelpaketen gegeben.

Auch die Kleinsten erhielten Wichtelpakete aus Bergisch Gladbach.
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Stolz zeigen die Jungen und Mädchen auf den von Alina Saraniuk aus dem Bürgermeisterbüro von Butscha gesendeten Fotos die Präsente, die sie aus Bergisch Gladbach mit dem jüngsten Hilfskonvoi erhalten haben. Auf einigen Paketen fanden sich sogar Weihnachtsgrüße in ukrainischer Übersetzung.
An diesem Montag sollen weitere Kinder in den besonders betroffenen Außenorten der Stadt beschert werden, hat die Stadtverwaltung Butscha angekündigt. Wie berichtet waren bei der Wichtelaktion in Gladbach mehr als 1200 Paketen zusammengekommen. „Wir freuen uns über jedes einzelne“, so Alina Saraniuk.