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Zu wenig GästeBetreiber will das Café Sol in Bergisch Gladbach retten

Lesezeit 3 Minuten

Ganz ungewohnte Töne von Sänger Peter Neubauer hörte man beim Konzert von „Sunrise“.

Bergisch Gladbach – „Rettet das Café Sol!“ – Das ist aktuell der wohl sehnlichste Wunsch von Yan d'Albert, der das kleine Café auf der Odenthaler Straße fast direkt gegenüber vom Rewe-Supermarkt seit Ende 2018 betreibt.

Regelmäßig organisiert er Konzerte in den verschiedensten Stilrichtungen und nennt das Café Sol liebevoll seine kleine Oase für Kultur und Begegnung. Am vergangenen Wochenende waren die Musiker von Sunrise zu Gast und lieferten den Gästen ein Unplugged-Konzert mit ausschließlich eigenen Kompositionen.

Viel los bei Konzerten

Es ist nicht so, dass die Plätze im Café an den Konzerttagen leer bleiben. Im Gegenteil. An diesen Abenden ist viel los. Sei es bei der Sängerin Marie Zinni, die Ende Mai dort aufgetreten ist, oder bei Zebra Sommerwind Anfang Juli. An dieses Konzert erinnert sich Stammgast Linda Halasa mit Gänsehaut. „Ich mag sowas: lieber klein, aber fein und mit Herz geführt“, nennt sie die Vorzüge des Café Sol.

Eher die restlichen Tage unter der Woche, an denen keine Konzerte stattfinden, bereiten d'Albert Sorgen. „Es ist gastronomisch schwierig und schlecht frequentiert“, so der Betreiber traurig. Daher hat sich d'Albert dazu entschlossen, das Café Sol künftig nur noch für Konzerte zu öffnen und die Räumlichkeiten für Feiern zu vermieten.

Traum gelebt

„Es war die Verwirklichung eines Traums, mit einem Café eine Begegnungsstätte zu errichten“, so der Musiker, Komponist und Musiklehrer, der sein Music Center auf der anderen Straßenseite betreibt und daher viele Kontakte in die Musikwelt pflegt.

Daher kennt er unter anderem Sängerin Zinni, die aus den Reihen seiner Musikschülerinnen hervorgeht. Den Erfolg seines Musikladens wünscht er sich auch für sein Café. „Eine Partnerschaft zwecks Entlastung wäre wünschenswert“, bringt er als Idee ein.

Bezug zur Kultur

Liebevoll hat er sein Café eingerichtet, mit arabischen Elementen, hier eine Lampe aus Marrakesch, da ein Sofa aus Saudi Arabien. Den Bezug zur Kultur hat der vierfache Familienvater nicht zuletzt durch seine Frau, eine Berberin, gefunden.

Er selbst ist vor vielen Jahren zum Islam konvertiert und beschäftigt sich auch als Autor mit dem Sufismus, das sind Strömungen im Islam, die asketische Tendenzen und eine spirituelle Orientierung aufweisen, die oft mit dem Wort Mystik bezeichnet wird.

Austausch im Café

Mit dem Café will er den Menschen, vor allem denen in und um Hebborn eine Plattform geben, sich zu begegnen, denn so etwas gebe es hier bisher nicht. Kunden aus dem Music Center bilden die Stammkundschaft, aber auch Migranten und Laufkundschaft, die die Odenthaler Straße passieren, seien herzlich willkommen, um sich dort austauschen zu können.

Am Samstag begeisterte die Formation Sunrise um Sänger Peter Neubauer im Crossover-Stil mit einer Mischung aus Rock, Country und Reggae. Alles handgemacht, präsentiert in ganz intimer Atmosphäre, Lagerfeueratmosphäre, wie es der Sänger selbst nennt.

Konzert ohne Effekte

Neubauer freute sich darauf, genau in diesem Ambiente zu spielen: „Es wird eine Herausforderung, denn wir haben keinerlei Effektgeräte und spielen face-to-face zu den Leuten“, so der Sänger und Songwriter, der von Haus aus Metal-Gitarrist ist, aber am Samstag ganz andere Facetten von sich preisgab.

Schon am Samstag steht das nächste Konzert im Café Sol an, Gerd Mehlfeld wird zu Gast sein und seine Folksongs präsentieren.

Dennoch: nicht nur alte Hasen im Business sollen im Café Sol die Bühne nutzen dürfen, auch Neulingen will d'Albert weiterhin eine Chance bieten, sich vor Publikum zu präsentieren.