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CaritasBergisch Gladbachs Nähfeen retten jedes Kleidungsstück

Lesezeit 4 Minuten
Monika Basigkow und Andrea Brandt (oben) beratschlagen, wie sie das Kleidungsstück reparieren können.

Monika Basigkow und Andrea Brandt beratschlagen, wie sie das Kleidungsstück reparieren können.

Damit die Lieblingshose oder -Bluse nicht im Schrank verrottet, geben die Frauen im Nähstübchen ihr Bestes, um die Teile zu reparieren.

Zwischen Fast Fashion und Fair Fashion haben viele Menschen ihre Lieblinge im Kleiderschrank. Genäht unter Eile in den Fabriken, passieren Fehler und lieb gewonnene Stücke tragen mit den Jahren Blessuren davon. Die Frauen des Nähstübchens, einer Aktion der Begegnungsstätte „Mittendrin“ in Gladbach, können dabei helfen, die Teile zu reparieren, damit sie ihr Dasein aus solchen Gründen nicht im Schrank fristen müssen.

Es ist die geliebte Leinenhose von Erika, die zwischen den Beinen aufgescheuert ist und sich pillt. Rat sucht sie deswegen bei den Nähfeen Andrea Brandt, Karoline Munkler und Monika Basigkow, die sich im Rahmen des Nähstübchens seit Anfang des Jahres regelmäßig treffen und genau solche Kleidungsstücke versuchen zu retten. Für Erika lohnt sich der Weg gleich doppelt, denn auch eine zweite Hose bedarf Änderung – sie ist zu eng geworden.

Zuhören und Lösung finden

„Meine Augen sind auch einfach nicht mehr so gut, dass ich es selbst machen kann“, gibt Erika zu.

Brandt hört und schaut sich die Probleme an, eine Lösung findet sie schnell: „Bring sie gerne auch mal mit. Da können wir bestimmt helfen.“ Manche Sachen können schnell repariert und geändert werden, für andere braucht es ein paar Tage und spezielles Equipment.

Mit einer freiwilligen Spende für den Treff, die kann von jedem selbst festgelegt werden, bezahlen die Hilfesuchenden die Arbeit der drei Frauen.

Für alle, die sich den Schneider nicht leisten können

„Ein Vorteil vor allem für diejenigen, die sich den Schneider nicht leisten können und schon vorab schämen, dort überhaupt nachzufragen“, erklärt Brandt den einen Teil der Schwierigkeiten, mit denen manche ihrer Besucher hadern. Bei anderen scheitert es schlichtweg an schwindender Sehkraft, wie bei Erika oder schwächer werdenden Händen.

Begonnen hat das Nähcafe im Frühjahr, nachdem ein Spender in der Adventszeit für eine neue Nähmaschine und Stoffe für „Mittendrin“ gesorgt hat.

Rhein-Bergs Nähfeen zaubern auch praktische Gegenstände

Die Nähfeen des Treffs, der sich mit dem „Kreativen Nähen“ abwechselt, ändern nicht nur Kleidung um, sondern nähen auch sinnvolle Gadgets, die Brandt und ihre Mitstreiterinnen aus ganz unterschiedlichen Dingen upcyclen. Diese sind in der Begegnungsstätte der Caritas in der Hauptstraße ausgestellt und können gegen eine Spende erworben werden. „Die Leute überlegen ganz langsam und denken über ihren Konsum nach“, ist Brandt mit der Zeit aufgefallen und somit, wie gefragt das Thema Upcycling mittlerweile ist.

Sie haben zum Beispiel Handykissen genäht, die aus dem Stoff alter Bettbezüge entstanden sind. Oder Kosmetikbeutel, die einmal eine Übergardine waren und mit kleinen Details verziert sind.

Ihre Upcycling – Gegenstände verkaufen sie im Haus der Caritas.

Ihre Upcycling – Gegenstände verkaufen sie im Haus der Caritas.

Inspirationen und die Schnitte suchen sich die Nähfeen aus dem Internet und stoßen dabei auch auf Kurioses, aber gleichzeitig Sinnvolles, wie die „Suppe auf dem Sofa“, quasi ein zweiter Suppenteller aus Stoff, in den man den heißen Suppenteller stellt, damit man sich mit diesem die Beine nicht verbrennt.

Die Frauen verwenden gespendete Stoffe und Stoffe mit lustigen Motiven, die sich als Mitbringsel für Dackelfreunde oder für Campingfans eignen.

Die Nähfeen sind keine Profis, sie haben ihr Handwerk zu Hause gelernt bei Muttern auf der Tretmaschine oder sich das Nähen selbst beigebracht. Auch jetzt, im Rahmen des Nähstübchens, lernen sie ständig dazu. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man üben muss. Es macht Spaß, Neues zu lernen und zu entwickeln. Für das erste Teil braucht man lange, wenn man aber raus hat, wie es funktioniert, geht es beim zweiten schon viel schneller“, sagen die Frauen.

Ihnen gehe es vor allem um die Gemeinschaft beim Nähen. „Es ist wichtig, jemanden gegen die Einsamkeit zu treffen, gemeinsame Zeit zu verbringen und dabei neue Anregungen zu bekommen. Das macht das Mittendrin insgesamt aus“, finden die drei Ehrenamtlerinnen. Insgesamt engagieren sich 56 Ehrenamtliche für das Projekt.

Nicht nur für Nähbegeisterte bietet das „Mittendrin“ die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Spielekreise, Digital-Hilfe, Malkurse, Yoga oder der Koch- und Kegelclub sorgen für Beschäftigung im Alltag .


Die nächste Gelegenheit, Kleidung im Nähstübchen reparieren zu lassen, haben interessierte am Montag, 12. August von 10 bis 12 Uhr.