KriegUnterbringung von Ukraine-Geflüchteten bleibt für Bergisch Gladbach ein Kraftakt

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Containerbauten an der Saaler Mühle.

Containerbauten an der Saaler Mühle.

Die Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine in Bergisch Gladbach stellt die Stadt vor große Herausforderungen.

1500 Menschen aus der Ukraine sind vor dem Krieg nach Bergisch Gladbach geflohen. Die Unterbringung und Integration der Geflüchteten ist für die Stadt ein Kraftakt. Im Containerdorf an der Gladbacher Straße in Lückerath werden im Frühjahr neue Module aufgestellt, um zusätzliche Kapazitäten zum Wohnen zu schaffen.

„Wir sind bemüht, soweit wie möglich zu helfen“, sagt Dezernent Ragnar Migenda in der Sitzung des Sozialausschusses am Donnerstagabend. Die Aufnahme sei bisher „geräuschlos“ verlaufen: „Dank des Einsatzes der Stadtgesellschaft.“ Von den 1500 Menschen aus der Ukraine sind 1000 privat bei Familien untergekommen oder haben eigene Wohnungen gemietet.

Einige Containerzimmer können nicht doppelt belegt werden

Die Rheinisch-Bergische Siedlungsgesellschaft hat für 107 Personen Wohnungen in der Märchensiedlung zur Verfügung gestellt. 523 Ukrainer versorgt die Stadt mit Wohnraum: Die meisten – aktuell sind es 126 – leben im Containerdorf in Lückerath. Die 150 Wohnplätze sind inzwischen fast alle belegt.

Denn einige Zimmer in den Containern können nicht doppelt belegt werden – aus gesundheitlichen Gründen oder weil Betroffene mit Haustieren, zum Teil sind es mehrere Hunde, angereist sind. Dies führt dazu, dass Flüchtlinge bereits jetzt länger als vorgesehen in der als Erstanlaufstelle konzipierten Hermann-Löns-Halle in Gronau bleiben müssen.

Bürgermeister und Stadtsprecherin einig: Turnhallen werden als „allerletztes“ vergeben

Die dünnwandigen, nicht abschließbaren Kabinen mit Stockbetten bieten keine Privatsphäre. 39 Kinder leben aktuell dort. Um die Nutzung von Turnhallen zu vermeiden, hat die Stadt zusätzliche Container für den Standort in Lückerath gekauft. Die Module sollen im Frühjahr angeliefert und aufgestellt werden. Danach erfolgen die Umbau- und Instandsetzungsarbeiten.

„Wann sie bezugsfertig sind, ist noch nicht absehbar“, berichtet Stadtsprecherin Marion Linnenbrink. Die maximale Belegung liege dann bei 300 Personen. Migenda sagt im Ausschuss: „Der Bürgermeister und ich sind uns einig, dass wir auf die Turnhallen als allerletztes zugreifen.“ Gleichwohl könne er dies nicht gänzlich ausschließen: „Keiner kann eine Prognose abgeben, wie lange dieser unmenschliche Krieg noch anhält.“

Für Geflüchtete ist es auch abgesehen vom angespannten Wohnungsmarkt schwierig, in der Stadt Fuß zu fassen. Denn es fehlt an Kita-Plätzen und Platz in Bildungseinrichtungen. Wie viele Kinder aus der Ukraine keinen Kita- oder Schulplatz haben, dazu macht die Stadt keine Angaben. Zuständig für die Kita-Aufnahmen seien die jeweiligen Träger der Einrichtungen, für die Schulen sei das Kommunale Integrationszentrum des Kreises verantwortlich.

„Ich kenne 16-jährige Jugendliche, die seit Monaten auf einen Schulplatz warten“, berichtet Bibi Opiela (CDU). Sie bringt sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit ein. Kinder würden eingeschult, die kein Wort Deutsch sprechen und keinen Stift halten könnten. Auch die vielen Ukrainerinnen, die arbeiten wollen, müssten besser unterstützt werden. Viele könnten keine Deutschkurse besuchen, weil sie keine Betreuung für ihre Kinder hätten.

Opiela wirbt im Ausschuss für den Vorschlag des Integrationsrates, einen Arbeitskreis einzurichten mit Vertretern von Verwaltung, Politik und Stadtgesellschaft, um die Integration zu unterstützen: „Unterschätzen Sie das Ehrenamt nicht. Da ist noch sehr viel mehr möglich als jetzt schon.“ Ihr Vorstoß trifft bei Migenda auf keine große Gegenliebe: „Ich bin kein Freund von Runden Tischen.“ Zumindest dann nicht, wenn sie „im Wehklagen“ endeten. Es ginge jetzt darum, konkrete Lösungen für die Probleme zu finden.

Er verspricht aber, sich mit dem Bürgermeister und den Fraktionsspitzen zu besprechen. Die Stadt muss nicht nur Flüchtlinge aus der Ukraine unterbringen. 662 aus anderen Nationen leben ebenfalls in Gemeinschaftsunterkünften wie in der Senefelder Straße oder der Jakobstraße. Fachbereichsleiterin Sabine Hellwig gibt für diesen Bereich Entwarnung: Im Moment erfülle Bergisch Gladbach die Zuweisungsquote zu über 100 Prozent: „Ein Augenblick, um Atem zu holen“, sagt sie.

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