Bergisch GladbachRittersporn und Butterkohl im Tausch
Bergisch Gladbach – Wenn auf dem Moitzfelder Dorfplatz Tütchen und Pflänzchen den Besitzer wechseln, ist das ganz legaler Straßenhandel – die Pflanzentauschbörse des Obst-und Gartenbauvereins Bensberg. Die Veranstaltung findet im Halbjahresrhythmus statt und Pflanzenfreunde dürfen sich dann untereinander mit ihnen vertrauten, mal weniger vertrauten Gewächsen versorgen.
„Die will ich haben!“, ruft Claudio Spelthahn und lässt seinen Blick über den Platz bis zum Besitzer der grünen, in Zeitungspapier eingewickelten Stängel schweifen. „Oje, die habe ich schon jemand anderem versprochen“, gibt die Frau zu, die die Pflanze mitgebracht hat. Schnell einigen sich beide Interessenten auf die Hälfte. Glück gehabt!
Kräuter und Heilpflanzen im Angebot
Doch was gefällt Spelthahn so gut an den Stängeln? „Das ist eine ganz alte gebräuchliche Heilpflanze, eine der giftigsten Pflanzen in ganz Mitteleuropa; man hat sie früher gegen Rheuma benutzt. Wenn sie blüht, hat sie eine ganz tolle Farbe und Form, sieht aus wie der Sporn von einem Ritter“, weiß der Gartenbesitzer und kann sie auch benennen. Es ist ein Aconitum, auch Eisenhut genannt.
Dass Spelthahn das weiß, hat er einerseits seiner Kindheit zu verdanken, der Vater sei Drogist gewesen, und für den heimischen Garten habe er sich immer interessiert. Andererseits ist er gelernter Gartentherapeut und ist sich sicher: Gärten helfen Menschen. „Omas Geranie macht was mit mir. Anders, als ein Gemälde an der Wand“, versucht er seine Faszination bildlich auszudrücken.
Zu schade, um auf dem Kompost zu landen
So wie er tummeln sich viele Kenner und Pflanzenliebhaber auf dem Dorfplatz. Was der eine (noch) nicht weiß, erfährt er von jemand anderem. Manche haben sich richtig sorgfältig vorbereitet: Samen in Gläschen oder Umschläge gepackt oder jede Pflanze beschriftet. Andere haben frischen Bärlauch portioniert und Schleifchen darum gebunden. Es gibt Kräuter, Tomaten oder Erdbeeren zu ergattern oder seltene Blumen. Den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt.
Haus und Garten
Treffen für Pflanzenfreunde
In Odenthal findet der Aktionstag Natur und Garten am Samstag, 30. April, im und am Gymnasium Odenthal statt. Von 11 bis 16 Uhr werden Infos, Workshops (einige Plätze sind noch frei), Pflanzentauschbörse und Mitmach-Aktionen zum Thema geboten. An der Veranstaltung des Gymnasiums und des Vereins Naturgarten beteiligt sich auch die Gemeinde mit einer Klimaschutz- und Energieberatung. Klimaschutzberaterin Monika Meves und Energieberater Rainald Nick beantworten Fragen zu Heiz- und Photovoltaikanlagen am Haus, erneuerbaren Energien und Einsparpotenzialen. Die Klimaschutzmanagerin ist auch telefonisch unter 0151-58020783 oder per E-Mail (klimaschutz@odenthal.de) zu erreichen.
In Rösrath kehrt nach zweijähriger Corona-bedingter Pause auch die Rösrather Pflanzentauschbörse zurück. Am Sonntag, 1. Mai, 13 bis 15 Uhr, können Garten-Begeisterte sich wieder auf dem Schulhof der Gemeinschaftsgrundschule Rösrath am Sandweg treffen. Die Teilnahme ist kostenlos: Die Anwesenden können Pflanzen, Ableger oder Gartenzubehör tauschen oder verschenken – der Verkauf ist hingegen tabu. Auch eine Fachberatung zu Gartenproblemen wird angeboten.
In Bergisch Gladbach lädt der Obst- und Gartenbauverein Refrath am Samstag, 30. April, zu einer Pflanzentauschbörse von 11 bis 13 Uhr auf dem Peter-Bürling-Platz in Refrath ein. Erlaub ist das Tauschen und Verschenken von Pflanzen, nicht der Verkauf. (spe/tr/iwz)
„Man hat im Garten immer überzählige Pflanzen, da wäre es doch schade, sie auf den Kompost zu schmeißen“, erklärt Dietmar Schur vom Obst- und Gartenbauverein. Schon ist er in ein Gespräch verwickelt wegen eines Päckchens mit Butterkohl-Samen, denn den kriegt man nicht einfach in der Gärtnerei.
Der Gemüsegarten braucht die meiste Zuwendung
Wenn jemand nicht so viel Ahnung hat, bekommt er die Pflanzenpflege geduldig vom Vorbesitzer erklärt. Um den Austausch geht es auch Petra Kürten, die mit Schwiegertochter Franziska und Enkelin Nora hinter einem der Tische steht. Sie hat in ihrem Dürscheider Garten Kräuter, Blumen und Gemüse, wobei der Gemüsegarten die meiste Zuwendung benötige. „Letztes Jahr waren die Wühlmäuse da und haben meinen Garten leergefressen“, erzählt sie. Ein Mann, der gerade vorbeikommt hört von ihrem Leid um die schönen Sonnenblumen und weiß direkt eine Alternative anzubieten.
Besonders freute sich Kürten bei der Börse über ein Tränendes Herz, das sie stets an ihre Mutter erinnert. Auch Enkelin Nora ist mit ihren acht Jahren schon aktiv: „Ich habe ein eigenes Hochbeet“, berichtet sie stolz und lässt sich mit ihrem bereits angeeigneten Wissen von keinem auf der Pflanzentauschbörse ein X für ein U vormachen.