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Hermann-Löns ForumProfessoren und Geflüchtete diskutieren in Bergisch Gladbach über Integration

Lesezeit 3 Minuten
Podiumsdiskussion zum Thema Integration

Bei der Podiumsdiskussion im Hermann-Löns Forum wurde die Frage diskutiert: Was heißt Integration? Wer muss sich wie integrieren?

Die Diskussion zum Thema Integration ist der Start eines neuen Formats im Hermann-Löns Forum.

Wer hat alles einen deutschen Pass, wer hat keinen deutschen Pass, und wer hat zwei Pässe?“ fragte Moderatorin Melanie Wielens das Publikum. Auf dem Weg herauszufinden, was es heißt, sich zu integrieren, eine interessante Frage. Im Hermann-Löns Forum kündigten Lena Peukert und Svenja Hofmann, die Projektleiterinnen des Hauses an, dass die Diskussion darüber der Start eines neuen Formats ist. „Talk im Hermann-Löns Forum“ soll es heißen, und das Katholische Bildungswerk ist dabei Partner der Katholischen Jugendagentur.

Auf die Frage, was bedeutet es, sich zu integrieren, antwortete Prof. Annette Müller: „Für viele Menschen ist Integration einfach Anpassung“. Da jedoch die Gesellschaft in Deutschland selbst uneinheitlich sei, bleibe die Frage unbeantwortet, an wen man sich denn dann anpassen solle, führte die Professorin, die an der Katholische Hochschule Köln lehrt, weiter aus. Klar wird in der Diskussion, dass es leichter fällt im fremden Land anzukommen, wenn es jemanden gibt, der einen willkommen heißt. Davon berichtete Kasem Osama.

Für viele Menschen ist Integration einfach Anpassung“
Prof. Annette Müller, Katholische Hochschule Köln

Er ist Syrer, der seit 2016 in Deutschland lebt. Für ihn sind die einfachen Dinge wichtig. Er braucht einen Job, um seine Familie zu ernähren, und er muss die Sprache lernen. Auch wenn er im Moment mit seiner Arbeit nicht zufrieden sei, er bleibe dabei und halte durch. Seine Familie wird von einer ehrenamtlichen Helferin betreut. Bei ihr bedankte sich Osama ausdrücklich. Als Lydia Müller in den 90er Jahren aus Usbekistan nach Deutschland kam, habe sie Glück gehabt: „Ich wurde von den Jugendlichen einer Kirchengemeinde akzeptiert und überallhin mitgenommen“, berichtete sie.

Dadurch habe sie schnell Deutsch gelernt. Sie spricht nun akzentfrei. Obwohl sie auch heute noch mit ihren ehemaligen Mitschülern aus der alten Heimat per Whatsapp in Kontakt stehe, habe ihre Neugier auf das neue Land geholfen, sich schnell einzufinden und Hindernisse zu überwinden. Diese Erfahrung bringt sie ein, wenn sie ehrenamtlich Geflüchteten aus der Ukraine hilft, sich zurechtzufinden.

Verschiedene Gruppen unter Geflüchteten

Von dieser Gruppe berichtete auch Johannes Vogel, Schulsozialarbeiter an der Gesamtschule Kürten: „Es gibt da verschiedene Gruppierungen, die einen möchten bleiben, weil sie in der Heimat alles verloren haben. Andere möchten auf jeden Fall zurück, wenn der Krieg vorbei ist.“ Müller ergänzte: „Ich kann nicht verstehen, warum es für die, die zurück möchten, eine Schulpflicht gibt.“ Vormittags gingen die Kinder hier in die Schule, nachmittags hätten sie digitalen Unterricht in ihrer Heimat. Für einige sei das sehr belastend. Wie wichtig es sei, neugierig gegenüber dem anderen zu bleiben, erklärte Vogel in einer Anekdote.

Mit Schülerinnen sei er in Indien gewesen. Diese hätten dort erlebt, wie Schüler dort abends unter einer Straßenlaterne Schulaufgaben machten, weil es im Elternhaus kein Licht gab. „Das hat dann Klick gemacht“, da war sich Vogel sicher. Melanie Wielens schaffte es, die Diskussion immer wieder auf den Kern zu lenken und gab die Themen schließlich an das Publikum, dass nun mit der unbekannten Sitznachbarin ins Gespräch kam. Diese Gespräche wollten gar nicht mehr enden, so anregend war die Atmosphäre und so angenehm die Untermalung mit der Harfenmusik von Csilla Gulyas.