Vereinigung stellt Antrag in der EU, nachdem jeder, der sich nicht an eine bestimmte Zubereitung hält, des Betrugs schuldig macht.
RezepturVereinigung aus Istanbul fordert Regeln für Döner – In Bergisch Gladbach sind die unbekannt
Frei nach Schnauze oder feste Kriterien erfüllen? Mit dieser Frage könnten sich bald Rhein-Bergs Dönerbuden konfrontiert sehen. Denn eine Erzeugergemeinschaft aus der Türkei will den Döner ins Register der „garantiert traditionellen Spezialitäten“ eintragen lassen. Ziel der Internationale Döner-Föderation (Udofed) mit Sitz in Istanbul: Zubereitung und Inhaltsstoffe des Döners genau festzuschreiben. Wer dann einen nicht der Rezeptur entsprechenden Döner als solchen verkauft, riskiert eine Strafanzeige wegen Betrugs.
Dafür stellte die Gemeinschaft bereits im Mai 2022 einen Antrag bei der EU, der es vor kurzem ins Amtsblatt der EU geschafft hat. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) habe zehn Einsprüche gegen den Antrag erhalten, die bis zum 24. Juli geprüft werden müssten, teilte eine Sprecherin mit. Danach entscheide sich, ob wiegehabt, jede Dönerbude ihre eigene Kreation anbieten darf, oder ob demnächst alle Döner gleich schmecken. Und ob „Döner“ demnächst vielleicht nur noch „Teigtasche mit Fleisch vom Drehspieß“ genannt werden dürfen.
In Bergisch Gladbach machen Dönerbuden noch, was sie wollen
In der Bergisch Gladbacher Fußgängerzone ist diese Überlegung noch nicht angekommen: Hier haben die Dönerbuden von der Vereinigung noch nichts gehört und bereiten die Teigtaschen und ihre Füllung noch nach ihren eigenen Rezepten zu. Der Bospurus-Grill orientiere sich beim Fleisch aber an Türkischen Standards: „An unser Fleisch kommt nur Salz, Zwiebel und weißer Pfeffer. Bloß kein schwarzer“, sagt Betreiber Ismailc Demircan. Genauso würde es in der Türkei zubereitet. Allerdings käme dort kein Kraut in die Dönertasche. Das würden sie hier aber schon machen. Auf ihr Weißkraut können die Deutschen eben schwer verzichten.
Auch Ahmad Musa, der den Schloß Grill Bensberg betreibt, beugt vor: Er nennt seinen Döner seit jeher „Drehspießfleich“. Das mache er, weil er anstatt gröbere Fleischstücke Hackfleisch für seinen Drehspieß verwendet. Da diese Art der Zubereitung nicht unbedingt gängig sei, würde er das Wort Döner auf seiner Speisekarte vermeiden, da er keinen Ärger bekommen möchte. Mit der Vereinigung aus Istanbul habe das aber nichts zu tun. Diese und ihre Kriterien kenne er nicht.
Sein Fleisch bietet er in verschiedenen Variationen an: Mit Brot und Salat, ohne Brot oder ohne Salat. So bekäme jeder Kunde das, was er wirklich haben wolle.
In Bergisch Gladbach gibt es weiterhin Döner mit Weißkraut
Was die Einwohner der Länder, in denen Döner angeboten werden wirklich essen wollen, scheint für die Udofed wenig relevant - für sie steht das Kulturgut Döner im Fokus. Auf ihrer Webseite schreibt die Vereinigung, dass sie den Döner in 140 Ländern vertreten wolle. Die Gruppierung möchte festschreiben, woraus genau der Döner bestehen darf, also ob er beispielsweise mit oder ohne Brot serviert wird, welches Fleisch verwendet wird (anders als in Deutschland üblich kein Kalbsfleisch), mit welchen Gewürzen das Fleisch zubereitet wird, wie breit die Fleischscheiben geschnitten werden und sogar welche Länge das Edelstahlmesser haben muss, mit dem der Dönerblock zugeschnitten wird.
In dem Antrag an die EU-Kommission beschreibt die Udofed die Geschichte des Döners, seine Herkunft, verbreitete Zubereitungsformen und Inhaltsstoffe. Kritische Stimmen zu diesem Antrag werfen der Vereinigung jedoch vor, sie ignoriere, dass der Döner ein Produkt des Osmanischen Reiches sei, bei dessen Entstehen verschiedene Völker voneinander geklaut und gelernt hätten.
Bis jetzt ist das letzte Wort in der EU-Kommission darüber jedenfalls noch nicht gefallen. Noch darf der Döner beim Bosporus weiter Döner heißen, auch wenn er mit schönem deutschen Weißkraut serviert wird.