Die Initiative „Gronau 30“ fordert in ihrer Kampagne, das Tempo auf 30 zu drosseln - der Gesundheit der Anwohner zuliebe.
VerkehrNeue Initiative fordert Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen in Bergisch Gladbach

Die neue Initiative „Gronau 30“ möchte Tempo 30 auf der Mülheimer Straße und weiteren Durchgangsstraßen in Gronau durchsetzen.
Copyright: Anton Luhr
Eine neue Initiative in Bergisch Gladbach fordert Tempo 30 auf den Hauptverkehrsstraßen im Stadtteil Gronau. Am Donnerstag startet eine große Kampagne mit Flyern, um Unterstützung von Anwohnern zu erhalten. Argumente für das Tempolimit sind: Lärm, schlechte Luft, Klimaschutz und mehr Sicherheit. „Die Probleme sind der Stadt seit langem bekannt. Aber es passiert nichts“, kritisiert Andreas Steffen, einer der Sprecher der Bürgerinitiative, die sich den Namen „Gronau 30“ gegeben hat.
Beim Treffen am Rand der viel befahrenen Mülheimer Straße versteht man sein eigenes Wort nicht, so laut ist es: „Wer hier an der Mülheimer Straße wohnt, ist durch Krach und Feinstaub einer ständigen gesundheitlichen Belastung ausgesetzt“, versucht Steffen mit Mühe den Straßenlärm zu übertönen. Hinter ihm brausen Autos vorbei, im Minutentakt rumpeln oft schwer beladene Laster an den direkt am Gehweg stehenden Wohnhäusern vorbei.

Andreas Steffen und seine Frau Astrid von der Initiative Gronau 30 erläutern die Details der Kampagne.
Copyright: Anton Luhr
Manchmal sind gleich zwei Lkw hintereinander zu beobachten, oft biegen sie in die Buchholzstraße ein, um ins Industriegebiet zu kommen. Gleichzeitig ist der Stadtbus unterwegs. Wenn dann noch ein Autotransporter mitten auf dem Fahrradweg parkt, wird es eng und vor allem für Radfahrer gefährlich. „Tempo 30 würde uns helfen“, sagt Steffen, auf allen großen Durchgangsstraßen des Stadtteils: Mülheimer Straße, Gierather Straße, Schlodderdicher Weg und Refrather Weg.
Die Argumentation lautet: Durch langsamere Geschwindigkeiten würden Straßen sicherer und leiser, der Verkehrsfluss werde besser und verursache weniger Luftverschmutzung. Hervorgegangen ist die Initiative „Gronau 30“ aus dem Bürgerverein Gierath-Schlodderdich und dem Bürgernetzwerk Forum Gronau. Als Argumentationshilfe dient Steffen und seinen Mitstreitern der Lärmaktionsplan.
Die Stadt weiß, dass es zu laut ist, dass die Lärmwerte die Grenzwerte überschreiten, macht aber trotzdem nichts
Demnach gehört die Mülheimer Straße zu den Hotspots in der Stadt mit einem gesundheitsgefährdenden Pegel von über 70 Dezibel am Tag und 60 Dezibel in der Nacht. „Die Stadt weiß, dass es zu laut ist, dass die Lärmwerte die Grenzwerte überschreiten, macht aber trotzdem nichts“, kritisiert Steffen. Ziehe man die europäischen Grenzwerte heran – 60 Dezibel tags und 50 nachts – verschärfe dies die Situation noch mehr. „Würden wir vor Gericht gehen, würden wir gewinnen“, ist sich Steffen sicher.
Die Lärmforschung spricht ab einer Dauerbelastung von 60 bis 65 Dezibel von einer gesundheitlichen Belastung. „Die Verkehrsbelastung und damit die Gefährdung der Bürger verstärkt sich ja noch weiter durch die zunehmende Wohnbebauung etwa durch die Weiterentwicklung des Wohnquartiers Wachendorff“, warnt Steffens Frau Astrid Zähler-Steffen.
Stadtverwaltung äußert sich am Dienstag nicht
Eine Handhabe, so sieht es „Gronau 30“, habe die Verwaltung durch die 2024 neu geregelte Verkehrsordnung. Bund und Länder haben damit den Kommunen mehr Spielräume gegeben, verkehrsrechtliche Anordnungen zu treffen. Darunter fallen auch Beschränkungen auf Tempo 30, Zebrastreifen oder sogar Durchfahrbeschränkungen. Dazu gab die Stadtverwaltung bis zum Redaktionsschluss keine Stellungnahme ab. Die zuständigen Ansprechpartner seien nicht erreichbar, lautete die Begründung.
Ganz tatenlos ist die Verwaltung seit der Gesetzesnovellierung nicht geblieben: Auf einer Strecke von 300 Metern gilt im Bereich der Grundschule auf der Mülheimer Straße ein Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde, allerdings nur von 7 bis 17 Uhr. Bereits im Jahr 2022 ist die Stadt Bergisch Gladbach der bundesweiten Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeit“ beigetreten. Ein wesentlicher Bestandteil ist Tempo 30 für den Kraftfahrzeugverkehr – auch auf den Hauptverkehrsstraßen.
„Wir wundern uns, dass gar nichts geschieht“, wiederholt sich Steffen. Wenigstens für die Menschen mit Einschränkungen, die in den Gemeinnützigen Werkstätten am Schlodderdicher Weg arbeiten, hätte die Stadt auf dem Weg zur Bushaltestelle längst einen Zebrastreifen einrichten können.