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„Wie erwartet“Nach Pisa-Studie sehen Stimmen in Bergisch Gladbach dringenden Handlungsbedarf

Lesezeit 3 Minuten
Ein Junge steht Haare raufend vor einer Tafel.

Die Ergebnisse der Pisa-Studie haben Probleme im deutschen Bildungswesen offengelegt.

Schülerinnen und Schüler würden bereits im Kita-Alter Defizite entwickeln, die sie kaum mehr aufholen können.

Die Ergebnisse der Pisa-Studie haben die Öffentlichkeit erstaunt: Deutschlands Schülerinnen und Schüler haben so schlecht abgeschnitten, wie noch nie. Die Probleme des Deutschen Bildungssystems sind nicht mehr kleinzureden.

Christiane Müller, Vorstandsmitglied von Mikibu (Migrantenkinder bekommen Unterstützung), in Bergisch Gladbach sieht dringenden Handlungsbedarf auf Seiten der Politik. Sie müsste so früh wie möglich eingreifen: „Diese Probleme, die die Pisa-Studie aufgedeckt hat, entstehen nicht erst in der weiterführenden Schule, sondern bereits im Elternhaus, in der Kita und in der Grundschule“, stellt sie fest.

Defizite entstehen schon im Kita-Alter

So könnten viele Kinder, die keinen Kita-Platz bekommen haben, nicht ihrer Altersgruppe entsprechend mit Schere oder Stift umgehen. „Schon hier entstehen Defizite, die die Kinder in ihrer weiteren Schullaufbahn selten ausgleichen können“, sagt sie.

Außerdem hätten die Ergebnisse der Iglu-Studie, die die Lesekompetenz von Grundschülerinnen und Grundschülern international vergleicht, sie erschüttert. „Die Ergebnisse sagen, dass 25 Prozent aller Kinder die Grundschule verlassen, ohne richtig lesen zu können. Das ist katastrophal“, erklärt die ehemalige Lehrerin. Viele Schülerinnen und Schüler könnten zwar technisch lesen, aber den Sinn eines Textes nicht entnehmen.

Schulen und Kitas brauchen mehr Personal

Diese Lesedefizite könnten in den weiterführenden Schulen kaum ausgeglichen werden. Und sie würden die gesamte schulische Leistung von Betroffenen beeinflussen. „Wenn man nicht versteht, was in einer Textaufgabe steht, kann man sie auch nicht lösen“, sagt sie. Das fehlende Leseverständnis habe unter anderem zu den schlechten Ergebnissen geführt.

Der   bedenklichen Entwicklung im Bildungssystem könne man vor allem entgegenwirken, in dem man mehr Fachpersonal ausbilde. Das ginge an Grundschulen zum Beispiel deutlich einfacher, wenn der Numerus clausus für das Grundschullehramt abgeschafft werden würde. „Man sollte in dem Beruf natürlich studiert sein. Aber was man vor allem braucht, sind ganz viel Herz und Geduld. Darüber sagt ein NC nichts aus“, betont sie.

Die Studie ist genauso abgelaufen, wie wir es erwartet haben
Patrick Nadler, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Nachhilfe- und Nachmittagsschulen

Auch Patrick Nadler, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Nachhilfe- und Nachmittagsschulen, findet, dass die Politik handeln muss. Diese Entwicklung sei schon lange abzusehen gewesen. Er und andere Nachhilfelehrer waren nicht überrascht von den Ergebnissen: „Die Studie ist genauso abgelaufen, wie wir es erwartet haben“, sagt er.

Gründe dafür seien unter anderem, dass es zu wenig Budget für Bildung gebe und Personalmangel. „Wir haben in Deutschland besonders wenig Lehrkräfte. Anderen Ländern geht es ähnlich, aber bei uns ist die Lage besonders angespannt“, sagt Nadler. Dass sich immer weniger Menschen für den Beruf entscheiden, liege daran, dass er nicht mehr so attraktiv wie früher sei. „Es ist viel stressiger, die Klassen sind zu groß. Das ist ein Teufelskreis“, findet er.

Eine schnelle Lösung, um den Defiziten im Bildungssystem entgegenzuwirken, gebe es nicht. „Es dauert Jahre, bis Lehrer in den Beruf einsteigen können. Bis der Mangel ausgeglichen ist, brauchen wir Übergangsmöglichkeiten“, sagt er. Dafür würden sich externe oder digitale Lernangebote anbieten: „Es ist Sache der Politik, sich Konzepte zu überlegen, die kurzfristig umzusetzen sind.“