Ein Motto hatte die Demonstration nicht, aber es gab ein gemeinsames Credo: Bergisch Gladbach ist bunt - nicht braun.
KundgebungMehr als 500 Menschen demonstrieren in Bergisch Gladbach gegen die AfD
So eine Demonstration hat es in Bergisch Gladbach noch nicht gegeben: Die Linken gemeinsam mit der CDU, Gewerkschafter zusammen mit der FDP und dazu noch Sozialdemokraten, Grüne, Klimaaktivisten, Naturschützer und Vertreter von Integrationsräten. Sie alle waren offizielle Unterstützer einer Demonstration gegen die AfD. Und rund 500 Menschen waren es nach Angaben der Polizei, die in die Gladbacher Innenstadt auf den Trotzenburgplatz gekommen waren. Der Veranstalter spricht von über 1500 Teilnehmern.
Das "Geheimtreffen" von Rechtsextremen mobilisiert die Menschen
Als die Demonstration von Tomás M. Santillán (Linke) bei der Polizei angemeldet wurde, da war die Rede von etwa 25 Teilnehmern. Allen Beteiligten war aber schnell klar, dass weit mehr Menschen kommen würden. Das „Geheimtreffen“ von Rechtsextremisten mit AfD-Politikern, die dort über die Remigration - die zwangsweise Rückführung von Migranten aus Deutschland - diskutierten, hat die Menschen bundesweit auf die Straße gebracht. An dem Treffen sollen auch drei Politiker der CDU teilgenommen haben.
Die Liste der Unterstützer der Demonstration wurde schnell immer länger. Parteien und Organisationen, die sich sonst erbittert streiten, kamen zusammen. Tomás M. Santillán formulierte es im Vorfeld der Veranstaltung so: „Uns allen sind die Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten der Unterstützer bewusst. Das Ziel ist es, möglichst bunt und vielfältig aufzutreten, damit deutlich wird, dass wir trotz dieser Unterschiede als Demokratinnen und Demokraten auch viele Gemeinsamkeiten haben.“
Unterstützer finden kein gemeinsames Motto
Ein gemeinsames Motto konnten die vielen Unterstützer für die Demonstration nicht finden. Aber in den Reden und auf den Plakaten gab es sehr wohl ein immer wiederkehrendes Credo: Bergisch Gladbach ist bunt - nicht braun.
Es war bunt auf dem Trotzenburgplatz. So bunt wie die Rednerliste. Denn jeder Unterstützer der Demonstration wollte auch einen eigenen Redner. Fünf Minuten für jeden. Und wenn die Lautstärke des Applauses der Maßstab für den Erfolg einer Rede war, dann machte die 15-jährige Noemi Coumont von der Grünen Jugend das Rennen.
Es gab laute Sprechchöre "Nie wieder"
Angesichts der tatsächlichen Bedrohung durch die AfD (“viele Menschen haben wirklich Angst”) sei heute ein Tag, wo Schluss sein müsse mit dem „Gelaber“ und der Parteipolitik. Sie zitierte wütend AfD-Politiker. Gegen solche Menschen müsse man gemeinsam aufstehen. Es gab laut „Nie wieder“ Sprechchöre. Noemi Coumont beendete ihren Beitrag mit einem Lied (“ich kann nicht singen, aber da müsst ihr jetzt durch”), in dem noch einmal für Toleranz und gegen Fremdenhass geworben wurde.
Nachdenklicher die Töne von Brigitta Opiela (CDU). AfD-Wählern müsse klar gemacht werden, wen sie da unterstützten, nämlich eine „Nazi-Partei“. Die Demonstration sollte alle ermutigen, in der Familie, im Beruf, im Alltag deutlich Position zu beziehen, wenn dort rassistische und antidemokratische Positionen bezogen würden.
Unterstützer waren stolz auf die 500 Teilnehmer
In allen Reden wurde die Situation heute mit der von 1933 verglichen. „Nie wieder“, sei eben jetzt. Niemand könne sich 2023 herausreden, von der Gefahr durch die AfD für die Demokratie nichts gewusst zu haben.
Alle am Mikrofon zeigten sich stolz darauf, dass über 500 Menschen gekommen waren. Für Bergisch Gladbach tatsächlich eine außergewöhnlich hohe Beteiligung an einer politischen Diskussion. Die Logistik stimmte deshalb nicht. Die Lautsprecher waren unterdimensioniert und viele Menschen weiter hinter konnten schlecht oder gar nicht die Reden verfolgen. Und weil es auch nur eine sehr niedrige Bühne gab, waren die Redner von den meisten gar nicht zu sehen.
Am Ende der Veranstaltung wurde angekündigt, dass es weitere Demonstrationen gegen die AfD geben sollte. Die Unterstützer dieser Demonstration blieben weiter in Kontakt. Angestrebt sei ein „breites lokales Netzwerk“ gegen die AfD oder sogar ein Bündnis zu diesem Thema.