Einen erfrischenden Blick in menschliche Abgründe bietet ein Musiker, und Komponist, der schon für die ganz Großen im Karneval schrieb.
Bücher zu gewinnenBergisch Gladbacher Kultmusiker schreibt seinen ersten Roman
Er hat Songs geschrieben für die ganz Großen im Karneval, hat es selbst am Mikro bis in die Fernsehsitzungen geschafft und sich in seinem Leben als Sänger, Komponist und Musiker mehr als einmal neu erfunden. Nun hat der Bergisch Gladbacher einen Roman geschrieben. Oder besser: einen „Roman oder so was Ähnliches“. So nämlich nennt er das Werk, mit dem er den Leser zugleich in Abgründe menschlichen Seins schauen lässt und im nächsten Moment mit herzerfrischenden Satz- und Wortspielen zu faszinieren weiß.
Redaktion verlost fünf Bücher
Fünf Bücher, die Autor Norbert Wielpütz bei einem Treffen mit den Gewinnern mit einer persönlichen Widmung versehen wird, verlost die Redaktion unter allen Einsendern, die bis 22. April eine E-Mail mit dem Betreff „Buchverlosung“, der eigenen Adresse und Telefonnummer an die Redaktion senden: redaktion.rhein-berg@ksta-kr.de
Als kreativer Mensch von Berufswegen sei er oft aufgefordert worden: „Nun lassen Sie sich mal was einfallen. Sie sind doch der Kreative!“, sagt der Creative Director und langjährige Dozent am b.i.b. International College in Bergisch Gladbach. „Genau das habe ich jetzt getan. Nur musste ich mich diesmal nach keinem richten . . .“ Spricht's, grinst, und schlägt sein Buch mit der Abbildung einer Kaktee und dem Titel „Herr Dörr ist weg!“ auf.
Wer anfängt zu lesen, wird förmlich hineingezogen in eine Welt, in der es hinter scheinbar biederer Fassade turbulent zugeht, wie man es sich wohl in kühnsten Fantasien kaum hätte ausmalen können.
Ob die Geschichte um den Steuerberater Herrn Dörr und seinen langjährigen Angestellten, der eigentlich sein Nachfolger werden soll, doch längst seinen eigenen großen Plan verfolgt, einen realen Bezug hat? Wielpütz schüttelt energisch den Kopf: „Alles frei erfunden. Oder halt, nicht ganz.“ Sein eigener Steuerberater habe ihm mal von einem Kollegen erzählt, dessen Angestellter wegen der eigenen Glaubensgesinnung seinen Job gekündigt habe . . . Das sei es dann aber auch schon gewesen, versichert Wielpütz.
Bergmann als Vater und eine erotische Julia mit blondem Hinterkopf
Das klingt nach beim Lesen, das schon an sich Spaß macht. Ob's nun der Dörr'sche Vater ist, der als Bergmann „bisher aus beruflichen Gründen Schwarz gesehen hatte“ und nun „auch in seinem Leben nichts anderes mehr“ sah, oder die erotische Julia, die zunächst allein als „blonder Hinterkopf“ auftaucht – es ist der ebenso spielerische wie verspielte Umgang mit Sprache, die den Leser auch auf die abwegigsten Handlungsstränge zielsicher geleitet und packend bei der Stange hält. „Ich hab's immer gern ein bisschen zweideutig“, sagt der Autor dazu verschmitzt.
Erfrischende Dialoge bringen die Handlung ein ums andere Mal weiter. In ihnen lotet Wielpütz ganz nebenbei die ganze Bandbreite menschlicher Kommunikation aus: vom witzigen Missverstehen über gezielte Zweideutigkeiten bis hin zum gepflegten Sarkasmus. So sichert er selbst halbseidenen Hauptfiguren nicht nur zweifellos auch Sympathiepunkte, sondern vor allem eine ungeteilte Aufmerksamkeit des Lesers.
Ob nun ein Haus bis auf die Grundmauern zerstört wird oder der Ruf „Wir sind das Volk“ noch einmal eine Wahl entscheidet – es macht Spaß, den Gedankengängen der Akteure zu folgen, sie zu begleiten, sich dem großen „Kino im Kopf“ hinzugegeben – und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass auch der Autor beim Schreiben seine Freude hatte.
„Die Welt ist so ernst, ich glaube, man muss auch mal darüber lachen können“, sagt Wielpütz. Und: „Ja, ich hatte Spaß dabei – und wie.“
Gut zwei Jahre hat Norbert Wielpütz, der Bandleader von „Pütz & Bänd“, an „Herr Dörr ist weg!“ geschrieben. Neben der Arbeit als Marketingmacher und seinem Engagement als Musiker, Texter und Komponist. Nicht am Stück im stillen Kämmerlein, sondern dann, wenn die Zeilen aus seinen Gedanken flossen. „Es ist wie bei Songs: Es muss fluppen, sonst ist das Ergebnis gequält.“ Aber das ist es nun ganz und gar nicht, sondern macht glatt Lust auf mehr. Mehr von Norbert Wielpütz auch in diesem Genre.