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BauprojektKölner Investor soll Bergisch Gladbacher Ausschuss mit „der Presse“ gedroht haben

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Auf der Wiese an der alten Marktstraße wird es keine Bebauung geben.

Auf der Wiese an der alten Marktstraße wird es keine Bebauung geben.

Die Politik in Bergisch Gladbach hat sich gegen das Bauprojekt in Refrath entschieden. Am Stadtrand zu Köln sollte ein Neubaugebiet entstehen.

Das aus Umweltgründen umstrittene Bauvorhaben auf der Wiese an der Alten Marktstraße in Refrath ist endgültig gescheitert. Auf Empfehlung der Stadtverwaltung beendete der Planungsausschuss das Bebauungsplan-Verfahren ohne weitere Prüfung. Investor WvM Immobilien und Projektentwicklung GmbH, dem das Grundstück gehört, reagiert enttäuscht.

In der Sitzung machte die SPD eine E-Mail öffentlich, aus der hervorgeht, dass die Investoren im Vorfeld versucht haben, Einfluss auf das Abstimmungsverhalten der Sozialdemokraten auszuüben.

Investor hat Stadt Bergisch Gladbach viel versprochen

20 Einfamilienhäuser, ein Mehrfamilienhaus mit acht geförderten Wohnungen sowie eine für die Stadt kostenlose Kindertagesstätte waren auf der 9000 Quadratmeter großen Wiese geplant. Grüne, Freie Wähler, Bergische Mitte und AfD beendeten das Projekt. Die Abstimmung fiel einstimmig aus. CDU und FDP enthielten sich. Besorgte Anwohner aus dem Zuschauerraum begrüßten den Ausgang mit lautem Applaus.

Grüne und Freie Wähler haben wie berichtet, die Versiegelung der früheren Pferdewiese aus Gründen des Klimaschutzes von Anfang an abgelehnt. Die Entwässerungssituation bestärkte beide Fraktionen, in ihrer Meinung. „Das Fazit ist eindeutig. Für die angrenzenden Bewohner ist nicht auszuschließen, dass die Neumodellierung der Grundstücksfläche zu negativen Auswirkungen führen kann“, sagte Theresia Meinhardt, Fraktionsvorsitzende der Grünen. „Es ist ökologisch falsch, an dieser Stelle zu bauen“, betonte auch Wilfried Förster, Freie Wähler.

SPD hält ihr Wort und nimmt Richtungswechsel vor

Die SPD hatte schon vor der Sitzung in dieser Zeitung angekündigt, einen Richtungswechsel vorzunehmen. Bisher hatte die SPD-Fraktion das Bauvorhaben vor allem wegen des Angebots bezahlbarer Wohnungen befürwortet.

Das vom Investor in Auftrag gegebene hydraulische Gutachten hatte die Sozialdemokraten aber dazu bewogen, die Reißleine zu ziehen: „Das Gutachten überzeugt uns nicht. Die Überflutungsgefahr der Nachbarstraßen ist nicht auszuschließen“, sagte Fraktionschef Klaus Waldschmidt erneut in der Sitzung und wies darauf hin, dass die Stadt für Schäden haften müsse.

Fassungslos zeigte sich Waldschmidt darüber, dass Erika Werres, Geschäftsführerin von WvM Immobilien, versucht habe, in einer E-Mail, die auch der Redaktion vorliegt, Druck auf die Fraktionsspitze auszuüben: „So etwas habe ich in meiner 30-jährigen Ratstätigkeit noch nicht erlebt.“ Er zitierte aus der E-Mail: Demnach würde sich die Berichterstattung negativ auf die Wiederwahlchancen von Bürgermeister Frank Stein auswirken und negativ für die SPD sein.

Passagen seien angeblich aus dem Zusammenhang gerissen

Aus Sicht von WvM Immobilien seien die vorgelesenen Passagen aus dem Zusammenhang gerissen worden. In der Pressemitteilung von Dienstag heißt es weiter: „Wir möchten betonen, dass unser Ziel immer darin bestand, den Dialog aufrechtzuerhalten.“ Nach eigenen Angaben steckten knapp eine Million Euro und zehn Jahre „harte Arbeit“ in dem Gladbacher Projekt. WvM Immobilien bedauert, das Projekt nicht weiterverfolgen zu können.

Trotz der festen Überzeugung, „dass unser Projekt einen positiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Stadt geleistet hätte.“ Als Konsequenz wolle das Unternehmen aber prüfen, wie es die Stadt künftig davon abhalten könne, weiterhin auf dem Grundstück zu entwässern: „Wir werden die Angelegenheit sorgfältig prüfen und entsprechende Maßnahmen treffen, um unsere Interessen zu schützen.“