In den Schaufenstern von H&M und vom Loewen Citycenter sind im Rahmen der Ausstellung „Was ich anhatte“ Kleidungsstücke missbrauchter Frauen ausgestellt.
„Was ich anhatte“Kleidungsstücke von missbrauchten Frauen in Bergisch Gladbach ausgestellt
Viele Frauen erleben sexuelle Übergriffe. Über die Gewalt, die sie erleben mussten, wollen zwölf Frauen nicht mehr schweigen. In der Ausstellung „Was ich anhatte“ sind die Kleidungsstücke zu sehen, die diese Frauen getragen haben, als sie vergewaltigt, geschlagen oder missbraucht worden sind. In den Schaufenstern des Kaufhauses Loewen Citycenter und des Modegeschäftes H & M in Bergisch Gladbach sind die Kleidungstücke ausgestellt.
Ein schwarzer Satinblouson, ein geringeltes Longshirt, ein geblümtes Nachthemd, ein Slip oder ein roter Schlafanzug – es ist alles dabei. Jedes Stück für sich „erzählt“ die Geschichte eines Opfers. Auch will die Ausstellung aufklären. Denn sie setzt einen deutlichen Gegenpol zur landläufigen Vorverurteilung: „ . . . wenn sie sich so anzieht . . .“ Die Frauen, die ihre Gewalterlebnisse schildern, haben ein Trauma überlebt. Mit der Präsentation soll anderen betroffenen Frauen Mut gemacht werden.
Gladbachs Bügermeister eröffnet Ausstellung
„Kleidung kann nicht die Mitschuld eines Opfers begründen“, betonte gestern Bergisch Gladbachs Bürgermeister Frank Stein bei der Eröffnung der Ausstellung am Schaufenster des Loewen Centers. „Diese Frauen sind zu 100 Prozent Opfer von Gewalttaten.“ Betrachter der Kleidungsstücke werden innehalten, ist sich Stein sicher. So will auch Udo Kellmann, Geschäftsführer des Loewen Center, ein Zeichen setzen gegen Gewalt an Frauen, begründet er seine Unterstützung. Auf einer großzügigen Fläche im überdachten Schaufenster sind die Exponate und Beiträge sehen.
„Kein Outfit unterstützt sexuelle Gewalt gegen Frauen“, erklärte auch Sven Schulze, Leiter der Gladbacher H & M-Filiale. Für das Unternehmen sei sofort klar gewesen, die Ausstellung zu zeigen. Ein Schaufenster, das zur Johann-Wilhelm-Lindlar Straße liegt, zeigt die Kleider der Opfer.
„Die Geschichten der betroffenen Frauen haben mich sehr berührt. Die ausgestellten Stücke zeigen, das Gewalt gegen Frauen in allen Schichten der Gesellschaft geschieht“, erklärte Gladbachs Gleichstellungsbeauftragte Judith Klaßen. Sie wolle dafür kämpfen, dass Frauen sich in jedem Outfit frei bewegen können.
Die Autorin Beatrix Wilmes hat die Ausstellung konzipiert und darüber auch einen Film gemacht. Dem Arbeitskreis „Runder Tisch keine Gewalt an Frauen im Rheinisch-Bergischen Kreis“ ist es gelungen, diese landesweit gefragte Präsentation in den Kreis zu holen. Anlass ist der Internationale Gedenktag „Keine Gewalt gegen Frauen“ am 25. November.
Zahlreiche Vertreterinnen bekannter Einrichtungen in Rhein-Berg, die sich für betroffene Frauen in Not stark machen, unterstützten mit ihrer Anwesenheit bei der Ausstellungseröffnung auch die Bedeutung des Themas. Unter ihnen: die allgemeine Frauen- und Mädchenberatung des Vereins Frauen stärken Frauen, Donum Vitae, die Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt „Frauen-Zimmer“, die Schwangeren- und Familienberatung Esperanza und die Gleichstellungsstelle der Kreisverwaltung.
Einen neuen Platz haben seit gestern die zwei orangefarbenen Sitzbänke: Sie stehen in den Umkleiden bei H & M. Gestaltet wurden die Bänke zum Gedenktag von Jugendlichen des Krea-Jugendclubs und vom Café Leichtsinn.
Die Wanderausstellung „Was ich anhatte“ ist bis Freitag, 2. Dezember, in den beiden Schaufenstern in Bergisch Gladbach zu sehen. Vom 5. bis 8. Dezember werden die Exponate in der Kattwinkelschen Fabrik in Wermelskirchen gezeigt. Vom 12. bis 16. Dezember ist die Ausstellung im Schloss Eulenbroich in Rösrath zu besichtigen.