Neffe von „Doof Noss“Gladbacher sammelt tausende Karnevalsschätze
Bergisch Gladbach – Behutsam drückt Bernd Hachenberg die Klinke herunter, die Tür schwingt auf und gibt den Blick frei – auf einen Partykeller. Ein Partykeller? Eher ein Museum, eine wahre Schatzkammer von dem, was der Karneval in Gläbbisch, Köln und Umgebung in den vergangenen mehr als 100 Jahren hervorgebracht hat. Vertreter der nahezu kompletten Ordensedition der Karnevalsgesellschaften aus Alt-Gladbach prangen neben Uniformteilen der Roten und Blauen Funken aus Köln, kunstvollen Jecken-Accessoires oder Prinzenkappen aus der Dom- wie aus der Strundestadt.
„Und das ist nur ein Bruchteil von dem, was ich noch in 50 bis 60 Kisten habe“, sagt Bernd Hachenberg lächelnd. Wie viele Orden er allein hat? „So 6500“, schätzt der gelernte Schriftsetzer, „irgendwann zählst du nicht mehr.“ Mittendrin hängt ein Bild des Mannes, durch den Hachenbergs Sammelleidenschaft geweckt wurde: sein Onkel Hans Hachenberg (1925-2013), der als „Doof Noss“ über Jahrzehnte den Karneval in Köln und via TV das Bild vom rheinischen Fastelovend in der Republik geprägt hat.
Vom Onkel die ersten Orden bekommen
„Mein Vater hat ihn in der Session immer zu den Auftritten gefahren, hat sich selbst aber nichts großartig aus dem Karneval gemacht“, erinnert sich der Neffe der „Doof Noss“. „Irgendwann mit 15 oder 16 bin ich dann mal mit, da war’s passiert. Und dann habe ich vom Onkel den ersten Schwung von Orden für meine Sammlung bekommen. Der bekam ja jede Session unzählige Orden verliehen.“ Bernd Hachenberg nimmt einen Bilderrahmen mit Orden von der Wand, die die „Doof Noss“ selbst zeigen. „Er hat ja auch selbst zu verschiedenen Anlässen Orden gemacht“, sagt Bernd Hachenberg. Eine Reihe davon hat der Neffe kreiert, der als langjähriger Anzeigenaußendienstexperte im Verlagshaus dieser Zeitung eine Menge Erfahrung mit grafischer Gestaltung hat.
So stammt etwa der Orden, der Hans Hachenberg zum Abschied von den großen Bühnen im Jahr 2010 zeigt, ebenso von Bernd Hachenberg wie so mancher Anstecker der „Doof Noss.“ Ebenso wie übrigens sämtliche Orden der KG Schlader Botze, in deren Reihen Bernd Hachenberg seit mehr als einem halben Jahrhundert aktiv ist und die er als Geschäftsführer seit 1986 mit prägt. Jüngst bekam er dafür den Verdienstorden des Bundes Deutscher Karneval (BDK) mit Brillanten verliehen. Eine höchst seltene Auszeichnung, die da noch ganz ungerahmt an einem der Ordensschaukästen hängt.
Per Anzeige suche nach seltenen Orden
Bernd Hachenberg ist schnell in einer anderen Ecke seiner Sammlung: Ein Gewehr der Altstädter ist dort zu sehen, ein Säbel der Roten Funken und eine Kölner Prinzenmütze von 1951. „Mein Geburtsjahr“, sagt der Sammler augenzwinkernd. Manchmal schaltet er kleine Anzeigen auf der Suche nach seltenen Orden. Im Laufe der Jahrzehnte ist er zudem gut vernetzt, hat aus Nachlässen schon ebenso ungezählte Orden erhalten wie er Schmuckstücke auf Flohmärkten entdeckt hat.
Kontakt zum Sammler
Bernd Hachenberg
Wer Kontakt mit Bernd Hachenberg aufnehmen möchte, kann ihm eine E-Mail schreiben an:
bernd-hachenberg@t-online.de
„Der älteste Orden ist von der Gesellschaft »Die Große von 1823« und stammt aus dem Jahr 1896“, sagt Hachenberg und nimmt ein – verglichen mit aktuellen Orden – eher unscheinbares Exemplar in einem Rahmen von der Wand. „Hier hängt das Festkomitee, hier der Treue Husar und da die Kölnische KG“, gibt er dem Besucher einen Überblick über die ungezählten glänzenden Schmuckstücke in Vitrinen und Rahmen. Die haben eine Grenze im Hachenbergschen Haus. Mit seiner Frau Karoline, die ebenfalls karnevalsjeck und in dieser Session seit 22 Jahren bei den Schlader Botze ist, hat Bernd Hachenberg eine Abmachung: „Karneval an den Wänden nur bis zur Oberkante des Kellergeschosses“, sagt Karoline Hachenberg lächelnd.
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Einzige Ausnahme: ein opulentes Gemälde des Kölner Rosenmontagszugs 1906. Das hat einen Ehrenplatz im Obergeschoss erhalten. Mindestens genauso stolz ist Bernd Hachenberg unterdessen auf seltene Exemplare Gladbacher Orden, wie eine Rathaus-Edition aus den 1920er Jahren. „Da spiegelt sich die ganze Geschichte des Karnevals wider“, sagt Hachenberg und denkt bereits daran, wie diese Geschichte weitergeschrieben wird, „Die Idee für den Orden zu unserem 66-Jährigen in zwei Jahren habe ich schon“, sagt er augenzwinkernd.