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Fehlende SicherheitTÜV bemängelt Spielplätze in Bergisch Gladbach

Lesezeit 4 Minuten

Der TÜV kritisiert, dass der See am Spielplatz Diepschrather Mühle nicht durch einen Zaun gesichert ist

Bergisch Gladbach – Die Spielplätze an der Diepeschrather Mühle und an der Saaler Mühle gehören zu den beliebtesten im Stadtgebiet: Malerisch im Grünen gelegen, ausgestattet mit individuellen Geräten sind sie bei gutem Wetter hoch frequentiert von Familien. Der TÜV Rheinland hat die zwei Plätze in punkto Sicherheit getestet. Die Ergebnisse bringen die Stadtverwaltung in die Zwickmühle: Knackpunkte sind die Zugänge zu den Seen.

Die ruhige Idylle auf dem Spielplatz Diepeschrather Mühle wird an diesem trüben Dienstagnachmittag nur unterbrochen durch das Jauchzen der kleinen Mila. Sie balanciert an der Hand ihrer Mutter auf einer Wipp-Platte. Jedes Mal wenn die Zweijährige durch ihr Hin- und Hergehen das Kippen des Brettes auslöst, stößt sie einen lauten Freudenschrei aus.

Inga Neese, Antje Behmer und Sonja Löhr (v.l.) finden, ein Zaun würde die schöne Optik des Spielplatzes an der Saaler Mühle zerstören.

Ihre Mutter Anne hat ihren Spaß dabei zu beobachten, dass Mila sich etwas traut. Von der Hand lassen würde sie ihre Tochter aber trotzdem nicht: Denn nur etwa drei Meter entfernt von dem Spielgerät liegt der Teich. „Das Risiko ist zu groß, dass Mila plötzlich losläuft und ins Wasser fällt“, sorgt sich die Mutter.

Zum See gibt es keine Abgrenzung, an keiner Stelle. Nur eine flache Böschung, befestigt mit Steinen oder Gestrüpp, dann kommt gleich das Wasser. „Für die spielenden Kinder ist nicht erkennbar, dass der See erhöhte Gefahren birgt“, bemängelt Peter Löw, Sachverständiger für Freizeitanlagen beim TÜV Rheinland. Gewässer mit einer Tiefe von mehr als 40 Zentimetern seien vor allem für Kleinkinder gefährlich. Fallen sie unglücklich hinein, können sie ertrinken.

Der TÜV mahnt deshalb eine wirksame Einfriedung an – in Form einer dichten Hecke oder eines Zaunes. „Es muss erkennbar sein, dass der See nicht zum Spielplatz gehört“, sagt Löw. Dabei beruft sich der TÜV auf entsprechende DIN-Normen, die Sicherheitsstandards auf Spielplätzen festlegen. Bisher habe es weder Beschwerden noch Unfälle gegeben, betonen die Mitarbeiter der Abteilung Stadt-Grün, die für die Sicherheit der Plätze in der Stadt zuständig sind.

Der TÜV kritisiert, dass das Schild in Richtung Ufer weist.

Daher sei man bislang davon ausgegangen, dass die Situation auf dem Platz an der Diepeschrather Mühle verkehrssicher sei: „Jetzt muss das überprüft werden“, kündigt Stadtsprecherin Marion Linnenbrink an. Die Ergebnisse stünden noch aus. Denn die Stadt stehe in Haftung, wenn bekannte Mängel nicht beseitigt würden. „Man soll ja den Kleinen etwas zutrauen, aber freilaufen können sie hier nicht“, meint Edith Gipperich und hält ihren anderthalbjährigen Enkel ebenfalls fest an der Hand. Sie deutet auf die Steine zum Überqueren des Sees, eine Attraktion für ältere Kinder. „Das Problem ist doch, dass die kleinen den großen Kindern immer alles nachmachen wollen“, gibt sie zu Bedenken.

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Löw hätte einen Vorschlag, um das Problem zu lösen: „Wenn die Gewässertiefe auf unter 40 Zentimeter reduziert werden würde, wäre die Stadt auf der sicheren Seite.“

Das geht mit dem ungleich größeren Saaler Mühlensee natürlich nicht so ohne weiteres. Hier hält TÜV-Prüfer Löw das Spielplatzschild am Spielplatz Saaler Mühle für irreführend platziert: Es weist in Richtung See, so als gehöre das Gewässer noch zum Spielgelände dazu.

Das Ufer des Sees auf dem Spielplatz an der Diepeschrather Mühle lädt die Kinder geradezu zum Spielen am Wasser ein.

Darüber hinaus hält der TÜV auch hier die Absicherung zum Wasser hin nicht für ausreichend. „Der Zaun müsste weiter herumgezogen werden, so dass die Kinder merken, dass der See nicht zum Spielplatz gehört“, sagt Löw. Die Fachabteilung Stadt-Grün sieht jedoch keine Gefahr und damit auch keinen Grund einzuschreiten: Der Bereich des Kleinkinderspielplatzes sei dicht bepflanzt und deutlich ausreichend abgegrenzt vom Gewässer.

Wartung und Instandsetzung

100 000 Euro hat die Stadt Bergisch Gladbach jährlich zur Verfügung für den Neubau von Spielplätzen. Im Jahr 2017 hat die Stadt 500 000 Euro für Grünpflege, Reparaturen, Wartung, Kontrollen sowie den Aufbau neuer Spielgeräte ausgegeben. Mit dem Betrag werden insgesamt 150 Spielplätze versorgt, inklusive Bolzplätze und Spielplätze auf Schulhöfen, die nicht immer öffentlich zugänglich sind. Einmal jährlich gibt es nach eigenen Angaben der Stadt eine Hauptinspektion. (ub)

„Was den Spielplatz ausmacht, ist doch gerade der Wald, das ist doch das Besondere hier“, sagt Antje Behmer, Mutter von drei Kindern, „ein Zaun würde die Optik zerstören.“ Inga Neese glaubt, dass Absperrungen wie Zäune Kinder erst recht dazu verleiten würden, zu erkunden, was dahinter liege. Zwar gibt es zwischen den Sträuchern schmale Trampelpfade, die hinunter zum Seeufer führen. Darin sieht Sonja Löhr aber kein Problem: „Als Eltern behält man seine Kinder doch immer im Blick.“ Statt für einen Zaun solle die Stadt lieber Geld für feineren Sand ausgeben, finden die drei Mütter. Damit die Sandburgen ihrer Kinder noch schöner werden.

Die Serie

Die Stadträume werden immer weiter verdichtet. Für Kinder bleiben oft nur Spielplätze als Rückzugsgebiete. Doch wie attraktiv sind die Spielplätze in der Stadt? Wie steht es um die Sicherheit? Gibt es Mängel bei der Sauberkeit? Und was ist aus dem neuen Spielplatzkonzept der Stadt geworden, wonach die Freizeitmöglichkeiten für Kinder vor Ort gestärkt werden sollten? Diesen Fragen geht die Redaktion im dreiteiligen Themen-Schwerpunkt „Spielplätze in Bergisch Gladbach“ nach. (ub)