Marianne und Peter Hillebrand halten seit 60 Jahren zusammen und sind fröhlich, trotz schwerer Schicksalsschläge.
DiamanthochzeitGefunkt hat es beim karnevalistischen Tanzcafé in Bergisch Gladbach

Peter und Marianne Hillebrand aus Bergisch Gladbach sind seit 60 Jahren verheiratet: Zur Feier kommen Nachbarn, Freunde und Verwandte.
Copyright: Anton Luhr
Marianne und Peter Hillebrand aus Bergisch Gladbach feiern am heutigen Montag ein besonderes Jubiläum: Diamanthochzeit. Sie erinnern sich, wie alles anfing – und verraten ihr Geheimnis.
Wenn jemand etwas von der lebenslangen Ehe versteht, dann die beiden. Im Stadtteil Paffrath, wo sie wohnen, wird heute Diamanthochzeit gefeiert. Das sind 60 Jahre Ehe. 60 Jahre eng zusammen sein. 60 Jahre „zusammenhalten, auch an schlechten Tagen“, wie das Peter Hillebrand sagt.
Marianne Hillebrand, 82, zierlich und fröhlich, Peter Hillebrand, 87, stabil gebaut, spitzbübisch, sitzen im sonnen gefluteten Wintergarten ihres Hauses in Paffrath und lächeln sich an. Wenn sie redet, schweigt er. Wenn der Gast einen Kaffee möchte, holt er welchen. „Ich bin nicht mehr so schnell“, entschuldigt sich seine Frau. Ihr Mann sagt: „Ach, lass mal, ich mach das schon“, in einem Tonfall, der ausdrückt, ich passe auf dich auf.
Beim Tanzcafé an Karneval hat sich das Paar kennengelernt
Bei Peter Hillebrand hat es sofort gefunkt, als er am Karnevalssonntag 1961 beim Tanzcafé der Tanzschule Leyer an der Kalkstraße seiner späteren Frau das erste Mal begegnete. „Ich habe in ihre blauen Augen geguckt und war wie verzaubert.“ Marianne Hillebrand erinnert sich: „Ich war misstrauisch. Mein Vater hatte mich davor gewarnt, mich dort von Männern ansprechen zu lassen.“ Trotzdem verabredeten sich die beiden gleich für den nächsten Tag. „Die Eltern kamen gleich mit“, amüsiert sich Peter Hillebrand noch heute. Der Vater habe ihn als erstes gefragt: „Haben Sie ernste Absichten?“
Peter Hillebrand, geboren in Düsseldorf, arbeitete damals beim Gewerbeamt der Stadt Bergisch Gladbach und wohnte in einer kleinen möblierten Wohnung. Marianne, geboren in Bensberg, aufgewachsen auf einem kleinen Bauernhof in Oberselbach in Kürten und später in Herkenrath, arbeitete als Hausangestellte bei einem Ehepaar in der Gladbacher Innenstadt.

Hochzeitsfoto: Peter und Marianne Hillebrand bei ihrer Trauung in St. Antonius Abbas in Herkenrath.
Copyright: Repro Uta Böker
An die Hochzeit in der katholischen Kirche St. Antonius Abbas in Herkenrath 1965 erinnert ein Foto, das an der Wand im Wintergarten hängt. „60 Jahre! Ich kann es gar nicht glauben“, sagt Marianne Hillebrand. Damals lief im Radio „Du bist nicht allein“ von Roy Black. Ludwig Erhard war Bundeskanzler.
„Die Hochzeitsreise war gleich ein Desaster“, erinnert sich Peter Hillebrand. Er wollte ans Meer, sie wollte in die Berge. „Also fuhren wir in die Berge“, sagt der 87-Jährige. Beide grinsen sich an. Doch als sie in der kleinen Pension in Welschnofen in Südtirol ankamen, wo ein Zimmer gebucht war, war dort alles belegt.
Trotz schwerer Schicksalsschläge wirken sie fröhlich
„Wir kamen privat bei einer Familie unter. Zum Glück mussten wir nicht zurück nach Hause“. Zum Vermieter-Ehepaar entstand eine Freundschaft, sodass die Hillebrands jedes Jahr wiederkamen und beide das Klettern steiler Felswände in den Dolomiten mit Seil, Bergführer und „vielen blauen Flecken“, wie Marianne Hillebrand sagt, für sich entdeckten. Ihr Mann meint: „Wenn es erlaubt wäre, würde ich mich heute noch von der Paffrather Kirche abseilen.“
Seitdem halten sie zusammen, sie wirken fröhlich, trotz schwerer Schicksalsschläge. Als Peter Hillebrand 1963 Behindertenbeauftragter des Rheinisch-Bergischen Kreises wurde, ahnte er nicht, dass dieses Thema seine Familie bald persönlich betreffen würde. 1997 kam Sohn Michael mit seinen schweren körperlichen Behinderungen auf die Welt.
„Er war das Schönste, was in unserem Leben passiert ist“, sagt Marianne Hillebrand, „wir sind so dankbar, dass er gelebt hat.“ Manchmal quäle sie sich mit dem Gedanken, dass sie jeden Tag auf die für ihn unangenehme Krankengymnastik bestanden habe. Ihr Mann greift nach ihrer Hand: „Michael hat unserer Leben positiv verändert.“ Er starb 1989 mit 21 Jahren.
Ehrenamtliches Engagement ging auf Kosten der Familie
Seine Frau lenkte sich ab von ihren Sorgen mit ihrer großen Leidenschaft, der Malerei. Im Wohnzimmer hängt eine beeindruckende, von ihr gemalte Kopie von Rembrandts „Nachtwache“. Am liebsten habe sie Landschaften und Blumen gemalt: „Peter habe ich auch porträtiert“, sei aber nie richtig zufrieden mit dem Ergebnis gewesen. Außerdem leitete Marianne Hillebrand viele Jahre das Büro der HUK-Coburg.
Die Betroffenheit in eigener Sache motivierte Hillebrand noch engagierter als bisher in die Behindertenarbeit einzusteigen, hauptberuflich und ehrenamtlich in vielen Vereinen. Gab es ein Problem, er kümmerte sich. Er erhielt die goldene Ehrennadel der Stadt, das Bundesverdienstkreuz am Bande, das große Verdienstkreuz I. Klasse und den Verdienstorden des Landes NRW.
Manchmal habe er bis nachts 1 Uhr dagesessen, um Widersprüche zu formulieren. „Rückblickend“, sagt der 87-Jährige, „würde ich mein ehrenamtliches Engagement auf 25 Prozent zurückschrauben. Das ging alles auf Kosten der Familie.“
Reisen gehört zu den Dingen, die beide gerne zusammen unternommen haben: „Bahamas, Schweden, Kanada“, Marianne Hillebrand schließt die lange Liste mit dem Satz: „Wir haben die Welt gesehen.“ Und sie haben die Gewissheit, die sich viele nicht vorstellen können: gemeinsam bis ans Lebensende.