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„Lasst die Leute Musik machen“Das spricht für und gegen Straßenmusik in Bergisch Gladbach

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Lesezeit 3 Minuten
Ein Straßenmusiker  spielt in der Fußgängerzone auf seiner Gitarre und singt.

In Bergisch Gladbach soll die Straßenmusik mit Verstärker verboten werden. (Symbolbild)

Die Stadt Bergisch Gladbach will Verstärker für Straßenmusiker verbieten. Unsere Autoren haben dazu unterschiedliche Meinungen.

Die Bergisch Gladbacher Stadtverwaltung will, dass Straßenmusiker nicht mehr mit Verstärkern spielen dürfen. Unser Autor Claus Boelen-Theile hält das für überfällig, Niklas Pinner für übertrieben.

Claus Boelen-Theile, Redakteur, geht es um Fairness für Profis

Beim Einkaufsbummel will ich selbst entscheiden, welche Musik ich hören will. Das kann dann per Ohrstöpsel gerne Heavy Metal oder Schlager sein, je nach Lust und Laune. Ich erfreue mich auch an den Musikanten, die ihre Instrumente in der Fußgängerzone aufgebaut haben und in normaler Lautstärke aufspielen.

Wirklich, das ist eine tolle Sache und bringt Leben in die Fußgängerzone. Seien wir mal ehrlich: So viel Sehenswertes gibt es nicht in der Gladbacher Passage. Unterhaltung kann da ein Umsatzbringer sein, und Totenruhe muss in der Stadt auch nicht herrschen. Dann aber gibt es Musiker, die aus meiner Sicht übergriffig werden. Die volle Dröhnung rauscht per Verstärker oder Lautsprecher in die Fußgängerzone, über hunderte Meter ist die Musik gut zu vernehmen.

Da helfen dann auch keine Ohrstöpsel mehr mit Heavy Metal. Diese Situationen stören mich wirklich sehr, wobei es hier auch um die anderen Musiker mit ihrer handgemachten, ehrlichen Musik geht. Sie werden durch einige wenige professionelle Musikanten unfair an den Rand gedrängt, Platz zum Vortragen haben sie kaum. Sie müssen nehmen, was übrig bleibt. Und das sind dann oft die Stellen der Einkaufspassage, in den der Publikumsbetrieb deutlich geringer ist.

Dass die Stadt ihre Vorschriften zur Straßenmusik anpassen möchte, wird deshalb höchste Zeit. In den vergangenen Tagen wurden bereits die ersten Musikanten in der Fußgängerzone gesichtet. Raten Sie einmal, was sie dabei hatten? Einen Verstärker. Drei Musiker mutierten zum vielköpfigen Orchester und beschallten die Fußgängerzone in voller Länge.


Niklas Pinner, Redakteur, fordert mehr Fingerspitzengefühl statt des Verbots

Nun lasst die Leute doch Musik machen! Die Stadt Bergisch Gladbach will den Straßenmusikern das Musizieren mit Verstärkern verbieten. Was für eine übertriebene Maßregelung. Es mag sein, dass es Straßenmusiker gibt, die die bisherige Regelung missbrauchen und „zu laut“ spielen. Dafür die anderen zu bestrafen, die auch mit Verstärker in einer völlig angemessenen Lautstärke musizieren, ist falsch.

Denn jeder Musiker, der mit Verstärker spielt, weiß: Jeder Verstärker lässt sich auch auf ein erträgliches Maß aufdrehen. Und wirklich laute Rockbands stellen sich auch nicht mit vollem Equipment in einer Fußgängerzone. Alleine schon, weil der Aufwand in keinster Weise zu rechtfertigen wäre, wenn sie mit wirklich lautem Equipment alle 30 Minuten ihren Platz wechseln müssen.

Rein musikalisch beraubt man mit diesem Verbot dem einen oder anderen Künstler auch seiner Möglichkeiten: Eine akustische Gitarre klingt nun mal anders als eine E-Gitarre. Und auch rein akustische, ganz unverstärkte Instrumente können lauter als so manch maßvoll aufgedrehter Verstärker. Sich auf das Immissionsgesetz zu berufen, sollte also reichen, so verständlich es auch ist, dass die Ordnungskräfte sich klare Regeln wünschen, um nervige Diskussionen zu vermeiden.

Vielleicht würden sich viele angebliche Krawall-Straßenmusikanten auch durch einen kleinen Hinweis aus der Bevölkerung dazu bewegt fühlen, einen Gang herunterzuschalten. Denn letztlich haben sie auch nichts davon, wenn sie ihrem Publikum auf die Nerven gehen. Also: Weniger Verbote, mehr Fingerspitzengefühl.