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Schenkung aus Bergisch GladbachBlasinstrumente eines Gladbacher Sammlers sind im Bachhaus Eisenach zu sehen

Lesezeit 4 Minuten
Ein neuer Saal im Bachhaus in Eisenach macht die Entwicklung der Blasinstrumente anschaulich. Die gezeigten Instrumente stammen aus der Sammlung des Bergisch Gladbachers Günter Hett.

Ein neuer Saal im Bachhaus in Eisenach macht die Entwicklung der Blasinstrumente anschaulich. Die gezeigten Instrumente stammen aus der Sammlung des Bergisch Gladbachers Günter Hett.

Einen neuen Saal mit 150 Blasinstrumenten hat das Bachhaus in Eisenach eröffnet. Sie sind Teil einer Schenkung des Bergisch Gladbacher Sammlers Günter Hett.

„Es ist ein neuer Ausstellungsbereich und ein neuer Ausstellungsschwerpunkt“, erklärte Jörg Hansen, Direktor des Bachhauses in Eisenach, zu einem neu eingerichteten Saal im Neubau-Teil des Museums. Zu sehen sind dort nun rund 150 Blasinstrumente, die der Sammler Günter Hett aus Bergisch Gladbach im letzten Sommer dem Bachhaus als Schenkung übergab (wir berichteten). Am Freitag, dem 340. Geburtstag von Johann Sebastian Bach, wurde der neue „Marc-Aurel-Hett-Saal“ eröffnet. Dort wird nun die Entwicklung der Blasinstrumente anschaulich. „Besser als mit dieser Sammlung wird sich die Entwicklung der Blasinstrumente bis heute nie erzählen lassen“, stellte Bachhaus-Direktor Hansen zu der Schenkung aus Bergisch Gladbach fest.

„Vom Kuhhorn zum Double Bell“:   Mit diesem Motto     blickt das Bachhaus auf die Bandbreite der Blasinstrumente-Ausstellung. Ein Double Bell hat zwei Schallstücke, es ist eine Kombination aus Euphonium und Baryton, die heute nur noch selten verwendet werden. Auch frühe Instrumente wie ein Hirtenhorn aus Rinderhorn oder der Lüneburger „Halbmond“ sind in der Ausstellung vertreten, außerdem riesige Instrumente wie das Helikon und das Sousaphon. Als Raritäten gelten Trompeten mit Klappenventilen oder  Teleskopauszug. Kurioses wie die „Strohgeige“ – eine Violine mit Schallstück für frühe Plattenaufnahmen – ist   ebenfalls zu sehen, ebenso eine „Spazierstocktrompete“ und eine Glasposaune.  

Rund 150 Instrumente aus der Schenkung von Günter Hett präsentiert das Bachhaus Eisenach effektvoll in Vitrinen.

Rund 150 Instrumente aus der Schenkung von Günter Hett präsentiert das Bachhaus Eisenach effektvoll in Vitrinen.

Nur mit der „Bach-Trompete“, einem um 1880 von Julius Kosleck entwickelten Instrument, das bei der Einweihung des Eisenacher Bach-Denkmals im Jahr 1984 seinen ersten großen Auftritt hatte, musste das Bachhaus die Schenkung von Hett ergänzen. Das 19. Jahrhundert mit seiner Technik-Begeisterung habe die Vielfalt der Blasinstrumente stark erweitert, so Hansen: „Instrumente, die wir heute im Orchester für selbstverständlich halten, das Waldhorn, die Trompete, die Querflöte, die Klarinette, die Oboe und das Fagott, wurden im 19. Jahrhundert so optimiert, dass man eigentlich von Neuerfindungen sprechen muss, und die Tuba oder das Saxophon gab es vorher überhaupt nicht.“

Insgesamt 468 Blasinstrumente umfasst die Schenkung von Günter Hett. Neben den rund 150 Instrumenten in dem neuen Ausstellungsraum werden rund 300 Instrumente ins Magazin des Bachhauses aufgenommen. Von besonderem Interesse sind einige wenige von Hett übergebene Instrumente, die aus der Zeit von Bach (1685 – 1750) stammen: Diese werden in das alte Bachhaus übernommen, die historischen Instrumente können dort auch einzelne Repliken, mit denen sich das Bachhaus bisher behelfen musste, ersetzen.

Der Sammler Günter Hett hat insgesamt 1300 Blasinstrumente zusammengetragen, 468 davon überließ er dem Bachhaus.

Der Sammler Günter Hett hat insgesamt 1300 Blasinstrumente zusammengetragen, 468 davon überließ er dem Bachhaus.

Bei der Übergabe seiner Blasinstrumente im Sommer 2024 sagte der inzwischen 83-jährige Hett: „Ich freue mich, dass sie in gute Hände kommen.“ Die Ausstellung im Bachhaus sei ein „ehrenvoller Platz, wie er besser nicht sein könnte“. Drei Jahrzehnte lang hat Hett besondere und historische Blasinstrumente gesammelt. Hintergrund sind seine eigenen Fähigkeiten als Bläser: Als Kind lernte er, Trompete zu spielen, dann folgten weitere Blasinstrumente. „Dilettantisch spiele ich alles ein bisschen“, sagt Hett zu seinen Bläser-Fähigkeiten.

Der gebürtige Essener begann seine Berufslaufbahn als Elektriker, absolvierte ein Ingenieurstudium und übernahm Leitungspositionen in der Industrie. Neben dem Spielen und Sammeln von Blasinstrumenten entwickelte er auch praktische Fähigkeiten als Restaurator, dadurch entstand vor Jahren der Kontakt zum Bachhaus. Diesem hat Hett indessen bei weitem nicht seine gesamte Sammlung überlassen: Insgesamt hat er rund 1300 Blasinstrumente in seinem Haus zusammengetragen.

Die Einrichtung der neuen Ausstellung wurde gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, vom Freistaat Thüringen, der Johann-Sebastian-Bach-Stiftung und der Neuen Bachgesellschaft. Für den Transport der Instrumente nach Eisenach und die Einrichtung des neuen Saals – samt Vitrinenbau, Gestaltung, Beschriftung und Texttafeln – waren laut Bachhaus insgesamt rund 150.000 Euro aufzubringen, der Bund und der Freistaat Thüringen steuerten die größten Beträge bei.