KundenlieblingBäckerei-Huhn Helga in Bergisch Gladbach von frei laufendem Hund gerissen

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Huhn Helga, Backstubenhuhn der Bergisch Gladbacher Mühlenbäckerei, steht vor einem Kind in gelber Jacke.

Keine Scheu: Von vielen Kunden und den Auslieferfahrern bekam Helga auf dem Hof einen Krümel ab.

Huhn Helga war der Liebling vieler Kunden in der Bergisch Gladbacher Mühlenbäckerei. Jetzt hat sie ein frei laufender Hund gerissen.

Käsekuchen war Helgas Leibspeise. Da blieb kein Krümel übrig. Nur Helgas Schnabel war nachher weiß. War! Denn Helga lebt nicht mehr. Das Bäckereihuhn, das wohl jeder Kunde der Mühlenbäckerei an der Gustav-Stresemann-Straße im Hermann-Löns-Viertel kannte, wurde gerissen.

Von einem frei laufenden Hund, wie eine Bäckereimitarbeiterin aus dem Verkaufsgeschäft mit ansehen musste. Die traurigen Überreste von Helga fanden sich wenig später hinter einem Auto auf dem Parkplatz, der Vierbeiner, der sie auf dem Gewissen hatte, war verschwunden. „Es war ein Schock für uns alle“, sagt Michaela Scherbarth, deren Mann die Mühlenbäckerei führt.

Helga war etwas ganz Besonderes – unser Backstubenhuhn, das jeder kannte.
Michaela Scherbarth, Mühlenbäckerei

„Helga war etwas ganz Besonderes – unser Backstubenhuhn, das jeder kannte.“ Auch wenn Helga die Backstube natürlich nie von innen gesehen hat, sondern in einem Hühnerhaus im Garten der Scherbarths wohnte. „Aber wenn irgendwas auf dem Hof los war, dann war sie sofort zur Stelle“, erzählt Michaela Scherbarth. „Das Huhn war clever und wartetet vor dem Laden, bis Kunden herauskamen. Viele teilten etwas mit ihr.

Oder wenn die Fahrer von ihren Touren zurückkamen und die Lieferfahrzeuge ausfegten – dann war Helga da und pickte jeden leckeren Krümel auf.“ Als einziges von ursprünglich fünf Hühnern, die sich die Scherbarths im Sommer des Corona-Jahres 2021 zugelegt hatten, hatte Helga die wiederholten Attacken von Füchsen aus dem nahen Wald überlebt.

„Vor ziemlich genau einem Jahr war sie als einzige noch übrig. Seitdem haben wir sie nicht mehr im Gehege im Garten gehalten. Sie durfte draußen frei herumlaufen, hatte weiterhin ihr Hühnerhaus mit der automatischen Tür auch zum Schutz in der Nacht – und wir tauften sie „Helga““, erinnert sich Michaela Scherbarth.

Bergisch Gladbach: Huhn war Gesprächsstoff bei Kunden

Es dauerte nicht lange, da kannte jeder das kecke Huhn. Helga war neugierig. „Vor Autos hatte sie keine Angst, vor Menschen sowieso nicht“, erinnert sich Michaela Scherbarth. „Sie lief ständig jemandem hinterher, der etwas in der Hand hatte.“ So sorgte Helga ein Jahr lang auch für Gesprächsstoff bei Kunden, Mitarbeitern und der Familie Scherbarth mit ihren drei erwachsenen Kindern.

„Morgens wartete sie schon am Küchenfenster auf uns oder an der Backstubentür und hoffte immer, dass Körner oder kleine Leckereien abfielen“, so Michaela Scherbarth. „Sie war wirklich ein Familienmitglied.“ Bis vor einer Woche – als am Freitagvormittag plötzlich ein großer brauner Hund auf dem Hof auftauchte. „Es war hellbraun, etwa 50 Zentimeter groß, hatte glattes braunes Fell, grün-blaue Augen, sogar ein Halsband mit Hundemarke, aber keine Leine“, weiß Michaela Scherbarth von ihrer Mitarbeiterin und Zeugen.

Und er ließ von Helga nur Federn und einen leblosen Körper zurück und war ebensoschnell verschwunden, wie er gekommen war. „Warum nur lassen Hundebesitzer ihren Hund frei laufen?“, fragt Michaela Scherbarth traurig. „Der muss doch hier angeleint sein.“ Das bestätigt auch Stadtsprecher Martin Rölen auf Anfrage dieser Zeitung für einen Hund dieser Größe (siehe „Anleinpflicht für Hunde“). „Leider hat sich der Besitzer auch nicht bei uns gemeldet“, sagt Michaela Scherbarth.

Nicht nur die Familie, sondern auch zahlreiche Bäckereikunden trauern mit ihr um Helga. „Auch solche, die selbst einen Hund haben“, sagt die 51-Jährige. „Helga war vielen ans Herz gewachsen.“ Eine Anzeige  hat sie nicht erstattet. Das mache Helga auch nicht wieder lebendig. „Es war eine sehr lustige Zeit mit Helga – beide sind nun leider Geschichte.“


Anleinpflicht für Hunde

Gemäß Landeshundegesetz (§ 11) müssen große Hunde ab 20 Kilogramm bzw. 40 Zentimeter Größe laut Stadtsprecher Martin Rölen „überall auf öffentlichen Flächen in im Zusammenhang bebauten Ortsteilen angeleint sein, außer wenn es sich um ausgewiesene Auslaufflächen handelt“. Verstöße könnten als Ordnungswidrigkeit geahndet werden.

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