Deutscher Amateur-FußballmeisterSV 09 gegen Homberger SV – geschichtsträchtiges Duell
- 1953 – vor 66 Jahren – gewann der SV 09 gegen den Homberger SV die Deutsche Fußballmeisterschaft der Amateure.
- Der Sieg versetzte ganz Bergisch Gladbach in einen Freudentaumel.
- Am heutigen Samstag setzten sich die Duisburger durch, in der Regionalliga West.
Bergisch Gladbach – Abends standen 30.000 Fußballfans auf dem Marktplatz, die Rückkehr der Roten Teufel wollten alle hautnah erleben. Auf der Rathaustreppe präsentierten sich die Fußballer vom SV 09 Bergisch Gladbach ihren jubelnden Anhängern.
Mit einer großen Auto- und Motorradkolonne war die Mannschaft gegen 21.30 Uhr an der Stadtgrenze empfangen worden, gegen 23 Uhr beginnt der Empfang auf dem Festplatz. Singend und schunkelnd feiern die Gladbacher ihre Fußballhelden, Böllerschüsse donnern und Raketen steigen in den Nachthimmel.
In bewegenden Worten dankt später Kapitän Toni Höffken für den begeisterten Empfang. Die Sperrstunde ist aufgehoben.
Dramatisches Finale in Wuppertal
Der 28. Juni 1953, ein Sonntag, gilt als einer der größte Tage in der Sportgeschichte von Bergisch Gladbach – wenn nicht sogar der größte Tag. Im Endspiel um die Deutsche Fußball-Amateurmeisterschaft hatten am Nachmittag die „Roten Teufel“ 3:2 (0:1) gegen den Homberger SV gewonnen, in einem dramatischen Spiel im Stadion am Zoo in Wuppertal.
Und wie es der neue Spielplan der Regionalliga-West so will, kamen die Homberger, nach einer Vereinsfusion als VfB Homberg unterwegs, an diesem Samstag zum ersten Heimspiel des Neuregionallisten SV 09 in die Belkaw-Arena. Ein kleines Rendezvous mit der Geschichte, das die Bergisch Gladbacher mit 0:1 verloren.
Die Spieler der Meistermannschaft, allen voran Hänschen Brück, Toni Höffken, Spielertrainer Jupp Werheid und Werner Förling, sind noch heute vielen ein Begriff. Mit im Team waren: Torwart Hans Hinden, Max Tim und Heinz Esser, Toni Ulllmayer, Günter Hartmann, Stefan Hochgeschurtz, Heinz Blum und Paul Mostert. Augenzeugen sprechen von einem „Fußball-Rausch“, den es im Frühjahr 1953 in der Kreisstadt gegeben habe.
Denn dem Mittelrhein-Meister SV 09 Bergisch Gladbach glückt in der Vorschlussrunde gegen Hockenheim 08, Schifferstadt und Villingen 08 mit sechs Siegen aus sechs Spielen (25:6 Tore) der Durchmarsch ins Halbfinale. Gegen den VfL Sindelfingen gelingt auf dem „Bieberer Berg“ in Offenbach ein 4:0-Triumph und der Sprung ins Endspiel.
Live-Sendung im Rundfunk
Am Finaltag sind viele Gladbacher Fans frühmorgens im Autokonvoi nach Wuppertal unterwegs, auch mit Omnibus und Eisenbahn geht es in die bergische Hauptstadt. Der Nordwestdeutsche Rundfunk sendet live und überträgt die letzte Viertelstunde der ersten Hälfte und die letzten 25 Minuten des Spiels für seine Hörer.
Auf dem Rasen wogt das Geschehen hin und her, die Gladbacher kicken in rotem Dress, die Homberger, der kleine HSV, in weißem. Pausenlos feuern die Fans an, mit Sirenen- und Hupengeheul, mit Fanfaren und Kuhglocken. Vier Minuten vor Schluss, es steht 2:2 unentschieden, fasst sich Hans Brück, der Wirt von der Gaststätte „Flora“, ein Herz.
In der Zeitung ist zu lesen: „Sein Prachtschuss aus ziemlicher Entfernung sauste dicht unter die Latte ins Homberger Tor. Ehrlicher und brausender Beifall belohnte diese großartige Leistung.“ Das war das 3:2 für 09, für den amtierenden Mittelrhein-Meister.
Nach dem Schlusspfiff übernimmt DFB-Präsident Peco Bauwens die Siegerehrung mit Übergabe des DFB-Meisterwimpels und goldener Nadeln für die Gladbacher. Mit einem dreifachen „Hipp-Hipp-Hurra“ sollen die Gladbacher sich beim DFB-Boss bedankt haben.
Viele Ehrungen
Anschließend geht es gleich weiter zum Festbankett des DFB ins noble Wuppertaler Hotel Kaiserhof. Beim nächtlichen Empfang der Rückkehrer in der Heimatstadt spielt das Gladbacher Schülerorchester, die Ehrenurkunde der Stadt nimmt 09-Vizepräsident Heinz Mohr entgegen.
Am Montag folgt die offizielle Feier der Stadt im Bergischen Löwen: Die Spieler erhalten eine neu geschaffene und in Silber eingefasste Anstecknadel mit Stadtwappen überreicht. Der Vertreter des Westdeutschen Fußballverbands stiftet zehn neue Fußbälle, vom Fußballverband Mittelrhein gibt es einen Scheck für ein Jugendheim mit kompletter Inneneinrichtung.
Ganz Fußball-Gladbach liegt an diesem Tag den Roten Teufeln zu Füßen.