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WiedereröffnungBensberger Kirche Sankt Nikolaus präsentiert sich frisch saniert

Lesezeit 5 Minuten
Mehr als drei Jahre dauerten die Sanierungsarbeiten an Sankt Nikolaus.

Mehr als drei Jahre dauerten die Sanierungsarbeiten an Sankt Nikolaus.

Von Grund auf musste die Kirche Sankt Nikolaus saniert werden - insbesondere das Mauerwerk war marode.

Mit einem Stein, der sich im Herbst 2021 vom Turm der Pfarrkirche Sankt Nikolaus löste und auf den Kirchhof fiel, haben drei Jahre Sanierungsarbeiten begonnen. Die trafen die katholische Pfarrgemeinde überraschend und waren so nicht eingeplant. Aber: „Hätten wir noch länger gewartet, wäre uns alles auf die Füße gefallen“, sagt Orthopäde Alfons Daubenbüchel. Zusammen mit Michael Müller-Offermann begleitet er die Bauarbeiten an der Pfarrkirche als Mitglieder des Bauausschusses im Kirchenvorstand von Sankt Nikolaus.

Dabei standen sie vor schwierigen Herausforderungen: Ein großes Problem sei die 1984 durchgeführte Hydrophobierung der gesamten Außenhaut des Gemäuers gewesen. Die sei damals „gut gemeint“ gewesen und sollte Wasser vom Stein fern halten. „Sie entpuppte sich jedoch als große bauphysikalische Sünde“, erläutert Daubenbüchel.

Steine lockerten sich und wurden morsch

Die Hydrophobierung, also eine Art Lack, der das Wasser abhalten sollte, wurde porös, so dass Wasser in die Steine eindringen, aber nicht mehr nach außen abgegeben werden konnte. Das führte dazu, dass Steine sich lockerten und ihre Substanz morsch wurde. „Es ist kein Wunder, dass früher oder später ein Stein heruntergefallen ist“, meint er.

Also wurde die Fassade jetzt mit einer neu entwickelten Fugenmasse Mörtel verputzt, der Wasser von außen abhält und es gleichzeitig von innen wieder rauslässt. Insgesamt wurden über 1700 Steine alleine am Turm ausgewechselt.

Der Ringanker im Kirchturm wurde erneuert

Außerdem hat die Kirche ein neues Schieferdach bekommen und der Ringanker im Kirchturm ist erneuert worden. „Es war erst einmal ein Akt, die alte Konstruktion zu finden. Die war nämlich im Gemäuer integriert“, erläutert Daubenbüchel. Im 80 Zentimeter dicken Gemäuer sei ein Ring versteckt gewesen, von dem Metallstäbe nach oben und unten geführt hätten, die das Gemäuer verstärkten. Diese seien, wie in anderen Kirchen auch, verrostet gewesen und hätten dringend ausgetauscht werden müssen. „Wenn Metall rostet, dehnt es sich aus. Das belastet das Gemäuer zusätzlich“, sagt er. Die alte Konstruktion wurde entfernt und eine neue eingebaut. Verzinkte Stahlträger, die zusätzlich mit Edelstahlverschraubungen verstärkt sind, laufen auf zwei Höhen an den Seiten des Turms entlang und jeweils 40 Zentimeter in das Gemäuer hinein.

Je höher es im Kirchturm geht, desto steiler und schmaler werden die Treppen. Ganz oben, hinter den Schallläden und in der Haube des Turmes hätten sich nicht nur die Glocken, sondern auch etliche Tauben wohl gefühlt. „Man kann sich kaum vorstellen, wie es hier aussah“, schildert Daubenbüchel. Immer wieder hätten die Tauben durch kleinste Öffnungen ins Innerste des Turmes gefunden und den Bauarbeitern bei der Arbeit zugeschaut.

Ein neuer Glockenturm aus Eiche wurde montiert

Kurz unter der Haube, in der Glockenstube, wurde ein neuer Glockenstuhl aus Eiche montiert. Von den fünf Glocken aus den 1950er Jahren wiegt die schwerste 1750 Kilo. Es sei für alle Beteiligten „ein großes Abenteuer“ gewesen, die Glocken sowohl durch die Öffnungen der einzelnen Geschossdecken nach unten wie auch nach oben zu befördern. So hätten die Arbeiter sperriges Material bis unters Dach bekommen.

Frisch saniert präsentiert sich die Kirche St. Nikolaus.

Frisch saniert präsentiert sich die Kirche St. Nikolaus.

Die Arbeiten seien sehr aufwendig gewesen, hätten aber auch Verborgenes wieder zum Vorschein gebracht: Im Vierungsturm entdeckte die Gemeinde einen alten kleinen Glockenstuhl aus früheren Zeiten, in dem jedoch keine Glocke angebracht ist. Und: „Unser Nikolaus hat einen Stab. Der ist irgendwann verschwunden und uns wurde erst klar, dass es den einmal gab, als wir uns Aufzeichnungen aus den 30er Jahren angesehen haben“, erläutert Daubenbüchel. Nach diesen alten Unterlagen habe die Pfarrgemeinde einen originalgetreuen neuen Stab für die 2,5 Meter große Statue anfertigen lassen. „Das freut mich besonders“, sagt er.

Das ganze Bauvorhaben wurde begleitet von der unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Bergisch Gladbach sowie dem LVR-Amt für Denkmalpflege. Der Bund und das Land NRW haben sich mit einem Betrag von rund 900 000 Euro an den Kosten beteiligt.

Farbgebung im Innenraum erfolgte in Absprache mit dem Denkmalschutz

In Absprache mit dem Denkmalschutz ist die Farbgebung im Innenraum der Kirche schlicht gehalten. Die Wände erhielten einen leicht getönten Weißton, die Säulen blieben im Originalfarbton der Steine braun-rot. Die Fenster wurden saniert und haben neue Schutzgläser bekommen: „Die alten waren aus Kunststoff, der ist nach einer Zeit gelb angelaufen“, schildert Daubenbüchel.

Es sei zudem höchste Zeit gewesen, die Halterungen der Obergadenfenster auf der rechten Seite der Kirche zu erneuern. „Die Fenster hätten uns auf den Kopf fallen können. Die Halterungen waren bis auf ein paar Zentimeter aus dem Gemäuer gebrochen“, erklärt er.

Die Arbeiten insgesamt hätten rund acht Millionen Euro gekostet. „Einen nicht unerheblichen Teil davon musste die Gemeinde selbst aufbringen“, sagt Daubenbüchel. Neben den Eigenmitteln der Pfarrgemeinde Sankt Nikolaus flossen Fördermittel des Denkmalschutzes, weiterer Teil der Kosten wurde aus Kirchensteuermitteln des Erzbistums Köln finanziert. „Wir hatten Glück, dass wir die Arbeiten noch genehmigt bekommen haben“, sagt der Daubenbüchel. Mit den vielen Kirchenaustritten und einer insgesamt sinkenden Zahl von Kirchenmitgliedern stehe der katholischen Kirche auch weniger Geld aus Kirchensteuern zur Verfügung. Das verringere den finanziellen Spielraum für Projekte wie die Sanierung von Sankt Nikolaus.


Konzert zur Wiedereröffnung

Zur Wiedereröffnung der Pfarrkirche St. Nikolaus gibt der Kirchenchor St. Nikolaus ein Konzert mit rund 60 Chorsängerinnen und -sängern sowie 40 Instrumentalisten - Mitglieder der Bergischen Symphoniker.

Am 29. September singt der Chor unter der Leitung von Thomas Kladeck „Lobgesang“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy und dem weniger bekannten Barockwerk „Te Deum“ von Johann Adolf Hasse, das aus Anlass der Einweihung der neuen katholischen Hofkirche in Dresden 1751 komponiert wurde.

Gleichzeitig verabschiedet sich Regionalkantor Kladeck, der den Chor zwei Jahre leitete, mit diesem Konzert aus Bensberg. Ab dem 1. Oktober werden die Pfarreiengemeinschaft St. Nikolaus und St. Joseph mit Martin Meyer einen neuen Kirchenmusiker haben und die Interimszeit des Odenthalers endet damit.