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Archäologische AusgrabungDiese Bodenschätze hat der Bensberger Wald zu bieten

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Die Suche nach wertvollen Rohstoffen hinterließ viele Narben im Boden des Bensberger Waldes.

Sieht aus wie Natur, ist aber menschengemacht: Die Suche nach wertvollen Rohstoffen hinterließ viele Narben im Boden des Bensberger Waldes.

Was heute im Bensberger Wald nach Naturidylle aussieht, ist eigentlich eine von Menschenhand über Jahrhunderte stark veränderte Landschaft.

Wenn Herbert Selbach in den Bensberger Wald geht, dann nimmt er nicht die Wanderstöcke mit, sondern greift zu Hammer, Kelle und Pinsel. Denn wo ahnungslose Spaziergänger nur einen unscheinbaren Steinbrocken am Wegesrand sehen, da schaut Selbach genauer hin. Der 76-Jährige ist ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger und sein Revier ist unter anderem der Bensberger Wald, den manche auch den Lerbacher nennen.

Oxidiertes Eisenerz verfärbt das Wasser.

Spuren im Bach: Oxidiertes Eisenerz verfärbt das Wasser.

Hier ist kaum ein Loch einfach nur ein Loch, keine Erhebung einfach nur ein Hügel und selbst das Material der Wanderwege muss als verdächtig bezeichnet werden. Denn was heute nach Naturidylle aussieht, ist eigentlich eine von Menschenhand über Jahrhunderte stark veränderte Landschaft. Bodenschätze wie Erze oder Kalk brachten die Menschen schon früh dazu, die Erde zu durchwühlen. Ab 1845 wurden die Eisenerzvorkommen einige Jahrzehnte lang auch industriell abgebaut.

„Hier gibt es kaum einen Quadratmeter, der nicht auf Bodenschätze untersucht worden ist“, erklärt Selbach. Das hinterließ Narben und diese Narben spürt der Bodendenkmalpfleger auf. Sein neuester Fund: Eine „Ofenbatterie“ aus 24 einzelnen Ofenstellen zur Verhüttung von Eisenerz, die sich wie Perlen einer Kette auf einer Strecke von rund 250 Metern säuberlich aneinanderreihen. Sie könnten wesentlich älter sein als bisher gefundene vergleichbare Anlagen.

Forscher untersucht Bodenschätze im Bensberger Wald

Schon bei der Auswertung von lasergestützt erstelltem Kartenmaterial, mit dem Selbach eigentlich einen Schützengraben aus dem Zweiten Weltkrieg suchte (und auch fand) war dem Forscher klar, dass eine seltsame Linie von Bodenveränderungen keinen natürlichen Ursprung haben konnte. Begehungen des Geländes sicherten diese Einschätzung ab und brachten auch gleich die Theorie ins Wanken, die frühe Verhüttung von Eisenerz   sei nur an einzelnen Wohnplätzen im Nebenerwerb erfolgt.

„24 Öfen nebeneinander – das kann kein Nebenerwerb mehr sein“, meint jetzt Selbach und macht sich für eine neue Grabung stark. Die sei ihm vom Landschaftsverband allerdings erst in Aussicht gestellt worden, wenn in der Außenstelle für Bodendenkmalpflege Overath die derzeit vakante Leitungsstelle wieder besetzt sei.

Archäologische Ofenfunde Lerbach.

Oft findet Herbert Selbach eisenhaltige Schlacke oder Reste alter Ofenanlagen.

Schon einmal war der Experte für historischen Bergbau buchstäblich über eine Entdeckung gestolpert, der die Archäologen elektrisierte: Auf der Suche nach Rennöfen, in denen Erz verhüttet wurde, fiel Selbach fast über einen Klumpen im Laub – Stück eines römischen Dachziegels und erster Hinweis auf zwei anschließend ausgegrabene Kalköfen aus römischer Zeit.

Für Archäologen ist der Wald eine Wundertüte

Der Fund brachte die Datierung der Kalkherstellung am Ort durcheinander, deren Anfänge man zuvor im 15. Jahrhundert vermutet hatte. Und so könnte auch die neue Entdeckung in unmittelbarer Nähe die bisherige Chronologie des frühen Bergbaus in der Region durcheinanderwirbeln.

Für Archäologen und Bodendenkmalpfleger sei der vier Quadratkilometer große Wald und historische Wirtschaftsraum eine einzige „Wundertüte“, findet Selbach. Daher fordert er schon länger, nicht nur wie bereits geschehen einzelne Flächen, sondern das gesamte Waldareal als Bodendenkmal auszuweisen. Weitere archäologische Grabungen wären jedenfalls dringend erforderlich, um die noch ungelösten Fragen nach Alter und Art der neu entdeckten Ofenstellen zu beantworten, meint er. „Denn wenn die Öfen antik sind“, so Selbach, „dann wäre das eine Sensation.“