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„Die Flut war ein traumatisches Ereignis“Interview mit Gladbacher Klinik-Chefarzt

Lesezeit 2 Minuten

Dr. Fritz-Georg Lehnhardt

Rhein-Berg – Drei Fragen an Dr. Fritz-Georg Lehnhardt, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik am Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach:

Gerade erst der Flut entkommen, und jetzt regnet es ständig. Viele Betroffene sagen: Ich kriege Panik. Was spielt sich im Kopf derzeit ab?

Lehnhardt: Die Flutkatastrophe im Juli letzten Jahres hat bei sich bei uns allen tief in das Gedächtnis eingeprägt. Bei den unmittelbar von der Situation betroffenen Menschen haben die Ereignisse sicherlich noch deutlichere Spuren hinterlassen. Die Konfrontation mit drohender Lebensgefahr, die Nachrichten über die Todesopfer oder auch nur der Anblick dieser massiven Schäden in seinem unmittelbaren Lebensumfeld kann als ein traumatisches Ereignis bezeichnet werden. Erneute Unwetterereignisse, auch in viel schwächerer Ausprägung, können nach einer Traumatisierung dazu führen, dass damit verbundene Ängste wieder auftauchen und belastende Erinnerungen nochmal emotional intensiv durchlebt werden.

Die Bilder der dunklen Wolken, die Geräusche der trommelnden Tropfen… Wie wirkt das auf die Psyche?

Eine ganz typische psychische Folgeerscheinung von Traumata sind emotionale Reaktivierungen, die bereits ausgelöst werden können, wenn auch nur einzelne Begebenheiten aus der damaligen Situation wahrgenommen werden. Diese werden daher auch als „Triggerfaktoren“ bezeichnet. Und hier können Geräusche, wie sie bei Starkregen auftreten, dieses nochmalige Durchleben von Ängsten in Verbindung mit bildhaften Erinnerungen auslösen.

Gibt es Strategien, wie man mit diesen Ängsten fertig werden kann?

Der Fokus auf eine gesunde Lebensführung, die bewusste Reduktion von Stresserleben und das Einholen von Informationen aus seriösen Quellen sind einfache Maßnahmen, die eigenen psychischen Schutzmechanismen zu fördern. Ein psychotherapeutischer Ansatz besteht darin, Ängste zunächst als eine menschliche Grundemotion zu akzeptieren, die im gesunden Anteil hilft, Vorsicht, Zurückhaltung und Wachsamkeit zu fördern. Davon getrennt betrachtet werden sollten aber die ungesunden Anteile der Angst, z.B. das irrationale Überschätzen des tatsächlich bestehenden Risikos. Das ist vor allen Dingen wichtig, wenn diese Ängste zu einem Vermeidungsverhalten führen – „wenn es regnet, verlasse ich meine Wohnung nicht mehr“. Wenn es nicht gelingt, aus eigener Kraft heraus, diese Ängste zu bewältigen, sollte professionelle psychotherapeutische Hilfe aufgesucht werden.

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Das EVK bietet eine psychiatrische Institutsambulanz, an die sich Betroffene in einem ersten Schritt wenden können, zu erreichen unter (02202) 122–3121.