Viele Berufe zur AuswahlIn Rhein-Berg gibt es mehr Lehrstellen als Bewerber
Rhein-Berg – Da geht noch was: Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist in Bewegung. Und zwar in durchaus positive Richtung für den Berufsnachwuchs. Nach zwei eher trüben Jahren unter Pandemiebedingungen können junge Leute wieder entspannter eine Ausbildung beginnen.
„Jugendliche sollten sich dieses Jahr für den Berufseinstieg entscheiden. Eine weitere Extraschleife mit einer weiteren schulischen Qualifikation muss nicht sein“, appelliert Nicole Jordy, Chefin der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach. Und Vera Lange, die bei der IHK Köln den Bereich Prüfungswesen und Bildungsrecht leitet, ermuntert: „Die Stellen sind da. Die junge Leute haben die Wahl.“
Mehr Lehrstellen als vor einem Jahr
Die Unternehmen in der Region bieten deutlich mehr Ausbildungsstellen an, als noch vor einem Jahr. Demgegenüber gibt es weniger Bewerberinnen und Bewerber. Angesichts dieser doch guten Aussichten für den Nachwuchs war die Stimmung erfreulich gelöst als gestern die Arbeitsagentur, die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land und die Industrie- und Handelskammer Köln die Zwischenbilanz zum Ausbildungsmarkt vorstellten.
811 Berufsausbildungsstellen im Rheinisch-Bergischen Kreis sind bei der Arbeitsagentur bislang gemeldet. Das sind 124 Stellen mehr als 2021. „515 Lehrstellen sind unbesetzt. Demgegenüber haben 480 junge Menschen noch keinen Ausbildungsplatz“, erläutert Nicole Jordy die Zahlen, die der Agentur vorliegen.
In Rhein-Berg suchen 909 junge Leute einen Ausbildungsplatz
Darin seien zwei Drittel des Marktes erfasst. Ein Drittel an Ausbildungsverträgen komme ohne Meldung bei der Arbeitsagentur zustande. Insgesamt 909 Ausbildungssuchende in Rhein-Berg seien gemeldet. Mit 1126 Bewerberinnen und Bewerber im Jahr 2020 werde der Rückgang an Schulabgängern deutlich.
Die Unternehmen im gesamten Agenturbezirk – Rhein-Berg, Oberbergischer Kreis und Leverkusen – haben 2924 Ausbildungsstellen gemeldet. Das sind 230 Stellen mehr als 2021 und fast 80 Plätze mehr als im März 2020, bevor sich die Pandemie am Markt auswirken konnte.
IHK schließt schon mehr als 1100 Verträge
Auch die Zahlen der bis jetzt geschlossenen Ausbildungsverträge bei der IHK holen wieder auf. 135 Verträge sind es in Rhein-Berg. „Der Trend ist grundsätzlich positiv und wird sich stabilisieren“, stellt Vera Lange fest. Sie ist sich sicher: „Wir werden wieder auf Zahlen kommen, wie sie vor der Pandemie waren.“ Mehr als 1100 Lehrverträge hat die IHK bisher im gesamten Kammerbezirk, davon 572 in der Stadt Köln. Zuwächse gebe es im Rheinisch-Bergischen Kreis mit fast 20 Prozent und im Oberbergischen Kreis mit zwölf Prozent.
Da die Entwicklung zum neuen Ausbildungsjahr noch voll im Gange ist, hält sich Marcus Otto, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, mit Zahlen zurück. „Im März sind erst 15 Prozent der Verträge zu nennen. Da kommt noch einiges.“ Er lenkt dafür den Blick auf die Entwicklung der Berufe: Fahrradmonteurin/Fahrradmechaniker sei im Kommen. In diesem Handwerksberuf seien bereits drei Lehrverträge geschlossen.
Klimatechniker sind gefragt wie nie zuvor
In der Klimawende „herausragend“ nennt Otto den Beruf des Anlagenmechaniker/-mechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. „Diese Ausbildung ist nach wie vor sehr gefragt.“ Im Zuge der Nachhaltigkeit gebe es auch steigende Zahlen bei der Ausbildung zum Zimmerer.
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Was den Jugendlichen bei ihrer Berufswahl spürbar fehlt ist nach Ansicht von Otto die Berufsfelderkundung. „Es sind jetzt zwei Jahre in denen zahlreiche Präsenz-Ausbildungsmessen ausgefallen sind“, bedauert er. „Berufsfelderkundungen und Beratungen in den Schulen waren teils stark eingeschränkt und öffentlichkeitsstarke Aktionen mussten verschoben werden.“ Doch das Thema Fachkräftebedarf bleibe. „Daher ist die eigene Ausbildung des Nachwuchses im Handwerk ungebrochen von entscheidender Bedeutung.“