Anja LothEine Schornsteinfegermeisterin zum Anfassen

„Für mich ist es ein sehr schönes Gefühl, Menschen in ihren Gedanken positiv beeinflussen zu können“: Anja Loth.
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Rhein-Berg – Immer, wenn sie in ihrer schwarzen Montur mit den goldenen Knöpfen und dem Zylinder gesehen wird, entfacht stets der gleiche Wunsch mit der vorsichtigen Frage: „Darf ich Sie mal anfassen?“
Man darf.
„Für mich ist es ein sehr schönes Gefühl, Menschen in ihren Gedanken positiv beeinflussen zu können“, freut sich Bezirksschornsteinfegermeisterin Anja Loth mit ihnen und verschenkt manchmal, besonders an die Kinder, kleine Schornsteinfeger. „Es gehört einfach dazu“, setzt sie so den alten Brauch der Schornsteinfeger, in denen diese als Retter vor Kälte und Brand besonders hoch geachtet wurden, bis in die Gegenwart fort.
„Ich wusste nicht, was ich werden wollte“
Anja Loth wurde 1972 in Wipperfürth geboren und lebte mit Eltern und Freunden in Wipperfeld, bis sie im Milleniumjahr der Liebe wegen nach Wermelskirchen umzog. Ihre einst für Frauen sehr ungewöhnliche Ausbildung zur Schornsteinfegerin begann sie 1990: „Ich musste Bewerbungen schreiben und saß mit meiner Mutter und meinem Bruder in der Küche, wusste nicht, was ich werden wollte. Wir blätterten in den Gelben Seiten und ich tippte irgendwo hinein.“ Heute ist sie sich sicher: „Wir Schornsteinfeger sind als solche geboren, es ist unsere Berufung. Es ist der Umgang mit den Menschen, der so viel Spaß macht, und auch dieses ganz freie Arbeiten. Es macht den Beruf aus.“
Seit zwei Jahren selbstständige Bezirksschornsteinfegermeisterin, ist sie eine der wenigen Frauen, die seinerzeit nicht aufgegeben haben. In ihrem Gebiet fegt sie die Schornsteine von Heidkamp, in Teilen von Bensberg und Sand, sowie den einzigen Schornstein in Schloss Bensberg und die beiden Schornsteine in Schloss Lerbach.
„Ich finde, ich gehöre hier hin“
„Ich finde, ich gehöre hier hin“, hat sie die Menschen in ihrem Bezirk in ihr Herz geschlossen und Gefallen daran, in den Schlössern ein ganz anderes Verhalten anzutreffen als zum Beispiel bei „Oma Müller“.
Sieht man die Mutter zweier Kinder – Mats (7) und Luna (4) – mit Stoßbesen und Leine auf den Dächern und in den Häusern, dann ist das nur ein kleiner Teil der Arbeit, die es zu erledigen gilt. Denn diese Arbeit reicht von der Energieberatung bis – im ungünstigsten Fall – hin zur Suche einer Brandursache in enger Zusammenarbeit mit der Feuerwehr. Anja Loth ist in vielen Bereichen verantwortlich. Ganz abgesehen davon, dass es oftmals in den Kaminen tote Vögel oder versteckte Haustürschlüssel zu bergen gilt.
Die Frage nach ihrem persönlichen Talisman beantwortet sie strahlend: „Mein Mann Henrik steht mir zur Seite. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich.“
Für das Jahr 2013 wünscht Anja Loth allen Menschen ein frohes und gesundes Neues Jahr, „und vor allen Dingen ganz viel Glück!“